Lokalsport
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Basketball Die U18 der SG SEK fiebert dem Schlusspunkt einer berauschenden Saison entgegen. Im deutschen Pokalfinale heißen die Gegner am Sonntag Alba Berlin und Science City Jena. Von Bernd Köble

Vor wenigen Jahren noch schien alles so weit weg zu sein. Die Verpflichtung der Knights, als Zweitligist professionelle Nachwuchsarbeit anzubieten, eine Mannschaft in der Jugendbasketball-Bundesliga (JBBL) an den Start zu schicken, glich einer gewaltigen Herausforderung. Jetzt erntet die Spielgemeinschaft der drei Partnervereine VfL Kirchheim, MTV Stuttgart und Hellas Esslingen – kurz SEK – erstmals die Früchte einer vierjährigen Aufbauarbeit. Das JBBL-Team hat nach einem corona-bedingten Ausnahmejahr erstmals aus eigener Kraft den Klassenerhalt geschafft, die U18 ist das Überraschungsteam schlechthin und feiert den größten Erfolg, den der Kirchheimer Jugendbasketball bisher zu verzeichnen hatte: Einen Tag nachdem im Olympiastadion das Pokalfinale im Fußball steigt, trifft die SG im Endturnier des DBB-Pokals in der Berliner Max-Schmeling-Halle auf den Nachwuchs von Alba Berlin und Science City Jena. Damit gehört die Mannschaft, von der mit Alexander Stief, Leo König, Axel Bezler, Nil Failenschmid, Edolind Paqarada und Ben Pfäffle die Hälfte aus Kirchheim stammt, als südwestdeutscher Meister zu den besten drei ihres Jahrgangs in Deutschland.

 

Wir sind fokussiert, aber völlig entspannt.
Brian Wenzel Headcoach der SG SEK vor dem Finale am Sonntag in Berlin 
 

Nicht nur für das Team, auch für seinen Headcoach ist das Hauptstadt-Abenteuer der verdiente Lohn für beharrliche Arbeit. Brian Wenzel, Ex-Profi bei den Knights und heute Hauptverantwortlicher im Kirchheimer Nachwuchsprogramm, kann nachfühlen, was in seinen Jungs vorgeht, auch wenn seine eigene Geschichte 14 Jahre zurückliegt. Damals feierte der heute 31-jährige gebürtige Berliner mit Alba die deutsche Meisterschaft in der NBBL und war anschließend Topscorer seiner Mannschaft in der Nachwuchs-Euroleague. Wenzel kennt die Nachwuchsprogramme in Berlin und Jena, wo er später ein Jahr als Profi in der Pro A unter Vertrag stand, in- und auswendig. Alba steckt fast ein Drittel seines Gesamtetats in zweistelliger Millionenhöhe in die Entwicklung des eigenen Nachwuchses. Auch Jena verfügt unter anderem über ein eigenes Basketball-Internat. Mit beiden Systemen hat das Kirchheimer Modell in diesem Jahr nur eines gemein: den gegenwärtigen Erfolg. „Klar reisen wir als klarer Außenseiter dahin“, gibt Wenzel offen zu. „Aber die Jungs wissen, dass sie hier nur gewinnen können.“

Egal, wie die Mission endet, es soll der nächste Schritt sein. Nach einer Saison mit nur wenig ernsthafter Konkurrenz und einer corona-bedingten Warteschleife in der Oberliga, will die SG in den Pfingstferien die Quali für die U19-Bundesliga (NBBL) anpacken – wie schon in diesem Jahr als jüngerer Jahrgang im Teilnehmerfeld. Sollte dies klappen, hätten auch die Knights binnen vier Jahren ihr Maximalziel erreicht: in beiden Nachwuchs-Bundesligen vertreten zu sein. Falls nicht, wäre dem Trainer kaum bange. Die Mannschaft, die in drei Jahren fast unverändert blieb, gilt als eingeschworener Haufen. Fast genauso wichtig: „Der Rückhalt durch die Eltern ist enorm“, sagt Wenzel. Anders als noch im Startjahr, als die Quali für die JBBL verpasst wurde und die größten Talente ins Nachwuchsprogramm von Ludwigsburg, Tübingen und Ulm wechselten, glaubt der Coach fest an den Zusammenhalt in der Mannschaft.

Der könnte weiter wachsen, gelänge am Sonntag eine Überraschung im Finale. Vorteil SG: Im ersten Duell des Tages in der Max-Schmeling-Halle sind die Südwest-Vertreter nur Zuschauer, haben so also Gelegenheit, beide unbekannten Gegner zu studieren. „Wir sind fokussiert, aber völlig entspannt“, spricht Brian Wenzel für seine Jungs, für die es in dieser Woche galt, an drei Trainingstagen eingespielte Muster zu wiederholen. Fürs Abschlusstraining am Freitag stand intensives Wurftraining im Programm. Samstag früh geht es mit privaten Kleinbussen in Richtung Berlin. Nach einer Nacht im Budget-Hotel wartet die große Kulisse, die allein schon als Hauptgewinn zählt. Für eine große Feier bliebe ohnehin keine Zeit. Nach dem letzten Spiel in der Max-Schmeling-Halle – dort, wo die Albatrosse am vergangenen Sonntag ihr zweites Play-off-Spiel der BBL im Viertelfinale gegen Bamberg bestritten haben, geht es für die SG zurück in die Heimat. Schließlich steht der Montag vor der Tür – und damit die Schule.

Der Spielplan

Sonntag, 22. Mai, (Max-Schmeling-Halle)

Science City Jena ­– Alba Berlin (10 Uhr)
SG SEK – Science City Jena 
(13 Uhr)
Alba Berlin – SG SEK 
(16 Uhr)