Coole Tricks, waghalsige Sprünge und viel Applaus – die dritte Auflage des Bikepark-Contests hinter dem Kirchheimer Schlossgymnasium war ein Erfolg – zumindest für die, die vor Ort waren. Hatten sich zur Eröffnung des Geländes im Jahr 2019 noch rund 2000 Menschen auf dem Gelände getummelt, waren es am Samstag nur noch knapp 100. „Vielen Sportlern ist es vermutlich mit der Schutzausrüstung einfach zu heiß“, vermutete Nadine Blüse vom veranstaltenden Mehrgenerationenhaus Linde, die sich neben der Jugendarbeit auch dem Bikepark verschrieben hat. Wenn sie die Szene beobachte, entstehe der Eindruck, dass es wieder mehr Skater als Radfahrer gäbe.
Schnelligkeit ist nicht wichtig
Nichtsdestotrotz traten die Jungs im Alter von 15 bis 18 Jahren motiviert auf ihren Zweirädern zu den einzelnen Disziplinen an. Das Warmfahren begann kurz nach Mittag und um 16 Uhr warteten die Dirtlines darauf, mit mutigen und akrobatischen Sprüngen bezwungen zu werden. „Es geht beim Bikepark-Contest nicht um Schnelligkeit, sondern um Sprungtricks in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und Kategorien“, erklärt Nadine Blüse.
Bei den Dirtlines gibt es zwei Kategorien, die BMX-Fahrer und die Dirtbikes. Letztere seien etwas größer, erläutert die Organisatorin. Die Jungs – es hatten sich keine Frauen angemeldet – scharrten am Starthäuschen schon mit den Pedalen, als es endlich losging. Vor den Zuschauern wirbelten die Biker durch die Luft und vollführten Tricks wie Backflip, Tailwhip, oder Barspin in immer neuen Kombinationen. Der Jubel war dabei nicht nur von den Sportlern zu hören, wenn ein Jump besonders gut gelang, immer wieder gab es Applaus vom Streckenrand.
Spektakulär waren die Sprünge im zweiten Wettbewerbsteil – dem Tricksprung. „Die Biker nutzen eine Holzrampe für ihren Sprung“, erklärt Nadine Blüse. Auf der anderen Seite der Rampe ist Rindenmulch ausgelegt. Die Linde-Mitarbeiterin präzisiert: „Die weiche Unterlage sorgt einerseits für die Abfederung bei der Landung und bei einem Sturz knallt man nicht direkt auf den Steinboden.“ Mit viel Anlauf und Speed schnellten die Biker über die Rampe und flogen mit ihren BMX-Rädern mehrere Meter hoch durch die Luft. Auch da zeigten sie waghalsige Tricks. Der Jubel war groß, als ein Teilnehmer die 360-Grad-Drehung in der Luft bravourös stand.
Stürze und unfreiwilliges Absteigen vom Rad gab es freilich auch. „Abgesehen von unangenehmen Stößen der Pedale gegen einzelne Schienbeine gab es keine größeren Verletzungen“, weiß Nadine Blüse. Dies sei der Erfahrung und der Schutzkleidung geschuldet, wie sie erläutert: „Der Helm ist der wichtigste Schutz, neben Schienbeinschonern und Rückenprotektoren.“ Sie wünscht sich, dass viel mehr BMX-Fahrer mit dem Rückenschutz auf den Tracks und Lines unterwegs wären. „Die meisten Verletzungen geschehen nämlich im Schulterbereich“, weiß die Organisatorin.
Beim dritten Wettbewerb, der Miniramp, waren dann nicht nur die Biker, sondern auch Scooterfahrer, Blader und Skateboardfahrer gefragt. Jeweils die beiden Bestplatzierten pro Kategorie erhielten Preise.
Für die nächste Ausgabe des Bikepark-Contests wünscht sich Nadine Blüse wieder deutlich mehr Teilnehmer – und Zuschauer.
"Einzigartig in ganz Deutschland“
Seit Oktober 2019 hat Kirchheim einen eigenen Bikepark. Betrieben wird er von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Mehrgenerationenhauses Linde, das zuvor einen Jugendbeteiligungsprozess gestartet hatte, bei dem mehrere Kirchheimer Schulen mitmachten.
Das Resultat sei eindeutig gewesen, so Nadine Blüse, ein Bikepark musste her. Zumal die Verbundenheit mit den Kindern dem Linde-Team so viel Spaß bereitete, dass es den Park hinter dem Schlossgymnasium in der Jesinger Halde quasi adoptiert hat und die Betreuung bis heute weiterführt.
Auf „ihren“ Park sind sie dabei mächtig stolz: „Der ist einzigartig, weil er den Radsportlern viele verschiedene Elemente bietet. In dieser Kombination gibt es das deutschlandweit nur in Kirchheim“, sagt die im Mehrgenerationenhaus Linde für das Projekt verantwortliche Nadine Blüse. kry