Freitagabend, Lehenäcker, kurz vor 21.30 Uhr, das Spiel ist aus. Sieger und Besiegte lassen sich nach dem Bezirksliga-Lokalkampf zwischen dem TSV Jesingen und dem VfL Kirchheim leicht identifizieren. Jesingens Trainer Stefan Haußmann beispielsweise, einst selbst etliche Jahre für die Gegenseite aktiv, steht etwas abseits vom Trubel, wirkt sichtlich enttäuscht. „Eine bittere Niederlage“, konstatiert der Gastgeber-Coach, dessen Team zweimal geführt, nach dem 2:1 in der beginnenden Schlussphase sogar vermeintlich das Momentum auf der Seite hatte. „Letztendlich entscheiden in einem solch engen Spiel eben Kleinigkeiten“, bilanziert er.
Wie in jener Szene, welche die Partie entschied. 82 Minuten waren vor rund 300 Derbyzuschauenden bei neun Grad Außentemperatur und störendem Wind verstrichen, als Ex-VfL-Kicker Dennis Flegel gegen Pascal Schwickert im Strafraum das Bein stehen lässt. Den Foulelfmeter hämmert Salih Egrlic förmlich ins Netz. „Ich hatte mir die rechte Ecke vor dem Schuss ausgesucht und es hat gut geklappt“, jubiliert der Siegtorschütze, nach dem Treffer und nach der Partie von zig Gratulanten umringt. Jener Egrlic-Elfer dreht für die Gäste ein wenige Minuten zuvor noch als verloren befürchtetes Match. „Wir haben den Glauben auf dem Platz allerdings nie verloren“, unterstreicht Egrlic.
VfL-Trainer Armin Ohran zeigt sich am Freitagabend extrem erleichtert ob des hauchdünnen Derbysiegs, zollt dem Gegner Respekt: „Jesingen hat uns alles abverlangt, umso geiler ist dieser Derbysieg.“ In das teils zerfahrene, trotzdem unterhaltsame Match kam erst mit dem 1:0 Schwung. Simon Kottmann traf für den TSV Jesingen mit einem platzierten Schuss aus rund zehn Metern Entfernung ins rechte Eck. Kurios dann die nächsten Tore. Zunächst überraschte VfL-Kicker Melvin Alavac Jesingens Keeper Florian Schlote mit einem Freistoß aus schräger Position und gut 30 Metern Entfernung: Der Ball senkte sich aus Sicht des Schützen – vom Wind unterstützt – in den hinteren, oberen Torwinkel (50.). Noch kurioser das Jesinger 2:1 in der 75. Minute, als Kirchheims Keeper Nico Nagel nach einem Kottmann-Eckball die Kugel statt über den Kasten direkt ins Tor lenkte. Ein platzierter Kopfball von Cagatay Ayyildiz brachte den Gästen nur drei Minuten später allerdings bereits wieder den erneuten Ausgleich – der Anfang vom Ende für die Jesinger.
Von deren Anhang hatte zumindest einer Grund zur Heiterkeit: Janis Schubert, Bekannter des TSVJ-Torschützen Simon Kottmann, gewann bei einer Tombola einen ausgelobten, massiven Feuerkorb mit integriertem Jesinger Vereinswappen. Während der VfL Kirchheim Titelkandidat bleibt, müssen die Jesinger nach zwei Niederlagen binnen fünf Tagen wieder verstärkt den Blick nach hinten richten.
Die Luft wird dünner
Für die Jesinger endet mit dieser Niederlage ein relativ komfortabler tabellarischen Zustand. Dies hat auch mit dem 4:1 des TSV Oberboihingen gegen den FC Donzdorf zu tun. Urplötzlich beträgt der Unterschied zwischen dem Relegationsplatz-Beleger TSVO und dem Liga-Sechsten TSV Jesingen nur noch drei Zähler.
„Die Situation spitzt sich auch für uns zu“, unterstreicht derweil Steffen Kuch, Abteilungsleiter und Sprecher des TV Neidlingen in Pesonalunion. Nach der 0:5-Niederlage gegen den Spitzenreiter FC Esslingen trennt das Team von Patrick Kölle gar nur noch ein Zähler vom Relegationsplatz. Keine 120 Sekunden waren gespielt, als der Top-Aufstiegsanwärter bereits das 1:0 vorlegte. Kuch: „Damit war unser Matchplan, aus einer kompakten Defensive heraus auf Konter zu setzen, förmlich über den Haufen geworfen.“ Der FC Esslingen hinterließ jedenfalls bei den Neidlingern einen bleibenden Eindruck. „Die steigen auf“, legt sich Kuch fest. Das Kölle-Team muss bereits am kommenden Donnerstag wieder ran, erneut bei einer Mannschaft mit gutem Lauf.
Personell müssen die Neidlinger mit zwei längeren Ausfällen rechnen: Der im Plochingen-Spiel verletzte Keeper Thorben Mende hat immer noch so starke Rückenschmerzen, dass er zum Esslingen-Match nicht einmal als Zuschauer aufs Sportgelände kommen konnte. Mit Dennis Heilemann (erkrankt) dürfte ein weiterer Kicker vorerst nicht zur Verfügung stehen.
Tiefschlag für Weilheim
Wars für Jesinger und Neidlinger ein bitterer Spieltag, so war es für den TSV Weilheim ein ganz bitterer – auch hier war der Oberboihinger Triumph gegen Donzdorf ein zusätzlicher Tiefschlag, weil der Abstand zum Relegationsplatz auf acht Punkte angewachsen ist. Die Weilheimer starteten gegen den Tabellendritten FC Eislingen prächtig. Co-Trainer Max Pradler nutzte nach fünf Minuten ein passgenaues Zuspiel zum 1:0. Das war‘s allerdings aus Weilheimer Sicht. Die Eislinger? Nun drückend überlegen, siegten 4:1. „Wenn es etwas Gutes aus dieser Partie ziehen lässt, ist es die Tatsache, dass wir nicht 1:10 verloren haben. Wir sind einfach zu grün hinter den Ohren“, erkannte Pradler die haushohe Überlegenheit der Eislinger an, bei denen sich auch Trainer Thomas Scheuring in die Torschützenliste einreihte. Das 2:1 des einstigen VfL-Kickers stellte den Wendepunkt im Match dar. Dass die Weilheimer zudem noch einen Tabellenplatz hergeben mussten – der TSV Harthausen bestätigte mit einem 4:0 gegen Faurndau den Aufwärtstrend – passte aus TSVW-Sicht zu einem wenig schönen Spieltag.