Umstrittenes Ende einer schrägen Bundesliga-Saison: Die Deutsche Turnliga (DTL) hat die TG Saar in einer Video-Konferenz zum Deutschen Meister erklärt. Der TV Gmünd-Wetzgau, der das wegen Corona ausgefallene Finale mit den beiden Kirchheimer Turnern Felix Pohl und Arne Halbisch bestritten hätte, muss sich kampflos mit Platz zwei begnügen.
Begründung für die zweifelhafte Entscheidung am grünen Tisch: In der Vorrunde hat die TG Saar den direkten Vergleich mit Wetzgau mit 49:22 Punkten gewonnen. Dieses Argument reichte der Liga - und damit auch den Saarländern sowie dem Siegerländer KV und dem KTV Straubenhardt, die um Platz drei gekämpft hätten, für diese Lösung zu stimmen. Andere Möglichkeiten wie eine komplette Annullierung der Corona-Saison 2020 oder eine Verschiebung der Finalkämpfe auf 2021 wurden verworfen.
„Ich habe als Einziger dagegen gestimmt und bin logischerweise enttäuscht“, sagte der Wetzgauer Turn-Chef Paul Schneider. „Fairer wäre gewesen, zwei Deutsche Meister auszurufen. Diesen Beschluss müssen wir jetzt leider so hinnehmen und nächstes Jahr wieder angreifen.“
Eine kalte Dusche auch für die beiden Finalturner vom VfL Kirchheim. Arne Halbisch (18) verpasste damit die Chance, zum ersten Mal Deutscher Meister bei den Aktiven zu werden. Felix Pohl (24) hoffte nach 2017 (am Reck) vergeblich auf seinen zweiten Meistertitel. „Der war möglich, zumal wir uns im Gegensatz zum Vorkampf mit einem Ausländer verstärkt hätten. Aber das passte alles zu dieser verrückten Saison.“
Gewöhnungsbedürftig war diesmal einiges in der Bundesliga. Aus organisatorischen Gründen wurde der Endkampfort zweimal verlegt: von Ludwigsburg nach Schwäbisch Gmünd und schließlich nach Dillingen im Saarland. Erst sollte das Finale am 5. Dezember stattfinden, dann zwei Wochen später. Die KTV Straubenhardt verzichtete aufs Halbfinale gegen den Siegerländer KV, der bei der Video-Schalte aufgrund der Vorkampf-Resultate zunächst zum Vizemeister erklärt wurde. Zwei Stunden später war dies schon wieder Makulatur und wurde zugunsten von Wetzgau korrigiert.
In der nächsten Saison werden sich in der Liga die Verhältnisse verschieben. Transfer-Gewinner ist schon jetzt der TuS Vinnhorst-Hannover, der sich mit den Nationalturnern Lukas Dauser (Saar), Nils Dunkel (Straubenhardt) und Philipp Herder (Siegerland) verstärkt. Dario Sissakis (Siegerland) geht nach Straubenhardt. Saar-Vize Reimund Spies: „Bei Vinnhorst und Straubenhardt turnt in Zukunft ein Großteil des Olympiakaders.“