Ausgelassener Jubel, geballte Fäuste und Spieler, die sich lachend in den Armen liegen: Was das Feiern von Erfolgen angeht, stehen die E-Jugendkicker der SF Dettingen ihren großen Vorbildern in nichts nach. Eben ist das anderthalbstündige Donnerstagstraining der 22 Kinder mit einem Elfmeter-Contest zu Ende gegangen. Unter den grünen, gelben und lilafarbenen Leibchen erkennt man bei vielen weiße
VfB-Trikots – zwei Tage vor dem alles entscheidenden Heimspiel gegen Hoffenheim kennen die Zehn- und Elfjährigen (fast) nur ein Thema: den Klassenerhalt ihres Lieblingsclubs.
„Der VB packt das“, sind sich alle einig. Warum, darüber hat jeder aber seine eigene Meinung. „Der Hoeneß ist ein sehr guter Trainer“, hat zum Beispiel Henri festgestellt. Sam wiederum erinnert an das Saisonfinale vor einem Jahr: „Sie landen auf Platz 15, weil sie immer so viel Glück mit späten Toren haben.“ Berat schöpft seinen Optimismus dafür aus der unmittelbaren Vergangenheit: „Weil sie am Sonntag 4:1 in Mainz gewonnen haben.“
Wer für den Erfolg gegen Hoffenheim sorgen wird, haben die meisten auch schon auf dem Zettel: „Silas und Vagnoman“, tippt Finn. „Guirassy, Tomas und Führich“, glaubt Nathan, der das Saisonfinale live im Pay-TV verfolgen wird. „Mein Onkel hat Sky, bei dem hab ich auch mein erstes VfB-Spiel angeschaut“, verrät er grinsend.
Dass entscheidende Spiel mitzuverfolgen, ist längst nicht allen möglich. „Wir fahren in Urlaub, vielleicht hören wir es dann im Radio“, zuckt Ben mit den Achseln. Lukas und Tim, die beide einen 2:1-Sieg vorhersagen, planen hingegen, den Showdown beim Essen in einer Gaststätte zu verfolgen – ohne die jeweiligen Papas. „Die sind beide im Stadion“, sagen sie fast schon stolz.
Arena-Atmosphäre am Wasen haben einige der Kids diese Saison auch schon erlebt: Ben war vor zwei Wochen beim mageren 1:1 gegen Leverkusen, Sam beim 3:3-Spektakel gegen Dortmund nach Ostern, Henri bei der 0:1-Pleite gegen Wolfsburg im März – aufregend, spannend, und vor allem cool fanden es alle.
Dortmund statt Bayern
Noch cooler fänden es die meisten auch, wenn Dortmund am Samstag Meister würde. „Als ich kleiner war“, berichtet Henri, „war ich totaler Bayern-Fan, weil die halt immer gewonnen haben. Irgendwann fand ich das aber doof und langweilig.“
Die Macht der Gewohnheit ist nicht nur für die Nachwuchs-Sportfreunde aus der Schlossberggemeinde wörtlich zu nehmen: Von den rund 400 Kindern, die im Fußball-Bezirk Neckar/Fils in der E-Jugend dem Ball nachjagen, hat es seit 2012, als die meisten geboren wurden, in Deutschland keinen anderen Meister mehr gegeben als den FCB – höchste Zeit, dass sich das ändert, oder? „Klar wird Dortmund Meister“, sagen die Dettinger Mini-Experten. „Ne, Bayern“, lacht einer verschmitzt, „aber Hauptsache, der VfB bleibt drin.“ Wie, das weiß Henri: „Sie müssen einfach Gas geben.“