Gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen – als sich Lucas Meyer kurz nach dem Spiel mit der Hand über die Stirn wischt und selbst von der Tribüne aus gut sichtbar lächelnd durchschnauft, fällt nicht nur dem 25-Jährigen ein Stein von Herzen. Meyers Geste steht symbolisch für eine Partie, in der die Knights nach sieben Punkten Rückstand zur Pause den Gästen aus Koblenz in den letzten beiden Vierteln nur noch 23 Zähler gestatteten und so den zwölften Saisonsieg klarmachten.
Wie wichtig der ist, zeigt ein Blick auf die Abschlusstabellen der vergangenen Jahre: Mit einem Dutzend Erfolge ist bislang noch kein Team aus der ProA abgestiegen, was bei den Kirchheimer Verantwortlichen für Freude sorgt. „Bereits Anfang Februar mit dem Thema Klassenerhalt durch zu sein, ist schon klasse“, sagt Sportchef Chris Schmidt, der den Sieg am Samstag dennoch nicht überbewerten will. „Mit einer Leistung wie in der ersten Halbzeit werden wir gegen die Topmannschaften nicht mithalten können“, blickt er auf die ersten 20 Minuten gegen Koblenz zurück, in denen mangelnde Physis, schwache Wurfquoten und ein forsch agierender Gegner zu sieben Punkten Pausenrückstand führten.
Dass es die Kabinenpredigt von Head Coach Igor Perovic in sich hatte, daraus macht Chris Schmidt zwei Tage später kein Geheimnis. „So sauer, wie in den ersten drei Minuten seiner Ansprache war er seit zwei Jahren nicht“, gibt Schmidt Einblicke hinter die Kulissen, wo für die zweite Halbzeit auch die Taktik geändert wurde. Beim Pick and Roll stellten die Ritter auf eine so genannte Drop Defense um, damit Toni Dorn in die Zone zurückfallen kann – mit Erfolg: Der 21-jährige Center unterstrich mit einem Double-Double (16 Punkte/15 Rebounds) seine seit Wochen bestechende Form. „Er war der Schlüsselspieler“, lobte Perovic, den Dorns Saisonbestleistung allerdings kaum überraschte. „Ich hatte ihm vor dem Spiel gesagt, dass ich ihn bei 20 Punkten und zehn Rebounds sehe.“
Doppelspieltag steht an
So oder so: Dorn und Kollegen halten als Tabellenzehnter den Rückstand auf die Play-off-Plätze durch den Sieg über Koblenz bei zwei Punkten. Um im Rennen um die Top acht zu bleiben, ist Zählbares am anstehenden Doppelspieltag Pflicht. Nach dem Gastspiel am Freitag in Nürnberg, erwarten die Ritter am Sonntag ab 17 Uhr die Karlsruhe Lions in der Sporthalle Stadtmitte – beides trotz jeweils schlechterer Tabellenplatzierung beileibe keine Laufkundschaft. Der 14. aus Nürnberg hat nach einem Überraschungssieg gegen Hagen unlängst gegen Schlusslicht Vechta II verloren und Karlsruhe (12.) ist eine Mannschaft, „die uns nicht liegt“, wie Chris Schmidt nicht nur aufgrund der 56:77-Hinspielniederlage konstatiert.
Ob der seit dem Bayreuth-Spiel verletzte Miryne Thomas bis zum Wochenende wieder fit wird, ist noch unklar. Fest steht, dass bei einer derart kleinen Rotation jeder Spieler wichtig ist, um für Entlastung zu sorgen – auch gegen Koblenz mussten vier Spieler über 30 Minuten ran, Lucas Meyer hätte bei 44 Sekunden mehr das Quintett komplettiert. „Das ist bei unseren Möglichkeiten nun mal so“, sagt Chris Schmidt, der bei aller Zufriedenheit über den bisherigen Saisonverlauf und den daraus resultierenden Begehrlichkeiten um einen Blick für das große Ganze bemüht ist. „Aufgrund unseres Teametats“, sagt er, „dürften wir eigentlich nicht da stehen, wo wir gerade stehen.“
Bulajic und die Kangoroos verlieren
Aleksa Bulajic blickt nach den ersten beiden Einsätzen für seinen neuen Klub auf eine gemischte Bilanz: Nach vier Jahren in Kirchheim unlängst zu den Iserlohn Kangoroos in die ProB gewechselt, kam der 22-Jährige gegen Schwelm (12.25 Minuten Spielzeit/2 Punkte) und Wedel (17.27/2) zum Einsatz – beide Partien gingen allerdings verloren, Iserlohn ist aktuell Tabellensechster. pet