Es war ein Derby, wie es im Buche steht: Emotionen, späte Tore und eine Geschichte, die oftmals eben nur der Fußball schreiben kann. Beim 2:2 im Lokalschlager der Fußball-Bezirksliga zwischen dem TSV Jesingen und dem VfL Kirchheim rückte besonders ein Brüderpaar in den Fokus – ausgerechnet die Shalajs, die im vergangenen Jahr noch für die Gäste aufliefen, besorgten die Treffer für die Hausherren.
„Am Schluss waren wir sogar nochmal am Drücker und hätten nach dem Ausgleichstreffer fast noch eins nachgelegt“, analysierte Sven Andler, Vorstand Fußball beim TSV Jesingen. „Aber unterm Strich sind beide Mannschaften mit dem Remis heute gut bedient.“ Tatsächlich bot die Partie zwei Gesichter: Die erste halbe Stunde gehörte klar den Gastgebern, die verdient durch Adonis Shalaj in Führung gingen (13. Minute). Ein schnell ausgeführter Freistoß, ein gedankenschneller Abschluss – und ein VfL im Tiefschlaf. „Wir haben gepennt“, ärgerte sich VfL-Trainer Felix Lache später.
Dann aber übernahm Kirchheim. Noch vor der Pause glich Meksud Colic aus. Direkt nach dem Wiederanpfiff ließ er seinen zweiten Treffer folgen. Kuriose Randnotiz: Colic‘ Tore fielen zeitlich „verkehrt herum“, sein erster in der dritten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte (48.), der zweite nur zwei Minuten nach Wiederbeginn (47.). „Nach der Halbzeit waren wir klar besser, Jesingen musste dann auch etwas mehr aufmachen“, fasst Lache zusammen. „In dieser Phase hätten wir das 3:1 machen müssen, aber wir haben entweder falsche Entscheidungen getroffen oder unsere Angriffe unsauber zu Ende gespielt.“
Daher verpasste der VfL, wie schon so oft in dieser Saison, den Lucky Punch – und die Gastgeber nutzen das eiskalt aus. Acht Minuten vor Schluss traf Argjend Shalaj mit einem sehenswerten Schuss aus 16 Metern zum 2:2-Endstand. Ein Treffer, der nicht nur die Heim-Fans unter den 400 Zuschauer an den Lehenäckern jubeln ließ, sondern auch den Derby-Drehbuchautor auf die Probe stellte: Beide Jesinger Tore gingen somit auf das Konto ehemaliger Kirchheimer.
Am Ende teilten sich die beiden Mannschaften die Punkte – das mittlerweile ungeliebte Schicksal beider Klubs. Während die Jesinger bereits ihr sechstes Remis verzeichnen, führen die Kirchheimer mit sieben Unentschieden sogar die Liga an. So tritt man halt auf der Stelle und kann keine großen Sprünge machen, weil das Punktekonto sich nicht füllt“, waren sich sowohl Lache als auch Andler einig.
Am Schluss waren wir sogar nochmal am Drücker.
Sven Andler, der Fußball-Boss des TSV Jesingen sah nach dem Ausgleich noch die Möglichkeit zum Sieg.
Mit Blick auf die kommenden Wochen herrscht bei beiden Seiten verhaltener Optimismus – jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven. Jesingens Fußballchef Sven Andler blickt mit Sorge auf die enge Tabellensituation: „Ich bin nicht ganz sorgenfrei“, räumt er ein, angesichts des schmalen Fünf-Punkte-Polsters auf die Abstiegsränge. VfL-Coach Felix Lache hingegen richtet den Blick zumindest vorsichtig nach oben: „Für ganz oben reicht es dieses Jahr nicht, das müssen wir uns eingestehen. Aber im Verfolgerfeld sehe ich uns durchaus – vor allem, wenn man bedenkt, dass wir den Tabellendritten aus Oberboihingen mit 7:1 besiegt haben.“
ACC rutscht auf Abstiegsplatz
Unruhe herrscht derweil bei der AC Catania Kirchheim: Nach dem unerwarteten Abgang von Leistungsträger Michele Latte geht der personelle Aderlass weiter. Spielertrainer Cosimo Attorre hatte bereits vergangene Woche angekündigt, weitere Konsequenzen zu ziehen. Jetzt ist klar: Auch die Brüder Marco und Gianluca D’Onofrio verlassen den Verein – ein harter Schlag für die Mannschaft, die in den vergangenen Jahren stets durch ihre Geschlossenheit bestach.
Die genauen Hintergründe der Entscheidungen sind unklar. Offenbar wurde Marco D’Onofrio vom Trainer suspendiert, woraufhin Gianluca, aus Loyalität zu seinem jüngeren Bruder, ebenfalls seinen Abschied verkündete. Mit dem kurzfristigen Verlust dreier erfahrener Spieler droht dem Team ein empfindlicher Substanzverlust – sportlich wie auch atmosphärisch.Die Auswirkungen zeigen sich momentan auch deutlich auf dem Platz. Bei der deftigen 0:7-Klatsche gegen den 1. FC Eislingen brachen nach einer ordentlichen ersten Halbzeit im zweiten Durchgang alle Dämme. Vor allem Michael Renner (4., 18., 55.) und Ex-VfLer Salih Egrlic (47., 75., 90.) zerlegten die Hausherren mit jeweils einem Dreierpack.
Der einst so eingeschworene Haufen der „Catanesi“ schwächelt derzeit erheblich: Fünf Spiele ohne Sieg haben ihre Spuren hinterlassen. Und als wäre das nicht genug, schob der Erfolg des SC Geislingen II gegen den TSV Oberboihingen die Kirchheimer zusätzlich zurück auf den vorletzten Tabellenplatz.

