Kirchheim. Qualität schafft Selbstbewusstsein. Beides hat der SKV Unterensingen vor der neuen Landesligasaison mehr als genug. Noch einmal soll die Mission Württembergliga – so das klare Signal – nicht scheitern. Der Druck, der auf SKV-Coach Benjamin Brack lastet, ist hausgemacht. Vielversprechend aufgestellt war seine Mannschaft schon im Vorjahr, ehe ihr der TSV Grabenstetten auf beeindruckende Weise die Show stahl und am Ende mit dem TV Reichenbach sogar ein Aufsteiger noch auf die Überholspur wechselte.
Noch einmal will sich Brack die Butter also nicht vom Brot nehmen lassen. Dabei klingt vieles auch in diesem Jahr vertraut. Wieder gibt es in Unterensingen einen radikalen Schnitt, wieder wartet ein Neuanfang: sieben Spieler sind weg, sieben Neue kamen. Kontinuität, wie sie Brack nach eigenen Worten schon im Vorjahr vermisste, sieht anders aus. Dafür kann er diesmal darauf hoffen, dass die Neuen auch zünden. Der SKV setzt auf Blockbildung und für Landesliga-Verhältnisse erstaunlich viel Klasse: Mit Matthias Briem und Michael Hackius vom Drittligisten Stuttgarter Kickers kommen zwei Routiniers mit Bundesliga-Erfahrung, die den Wert der SKV-Aktie sprunghaft in die Höhe treiben. Beide konnten wohl Beruf und Zweitliga-Ambitionen bei den Kickers nicht mehr unter einen Hut bringen und leisten ihrem Kumpel Brack einen „Freundschaftsdienst.“ Briem wohnt zudem nebenan in Wendlingen, was vieles vereinfacht. Er soll für die einfachen Tore sorgen, Hackius dürfte als Abwehr-Experte in dieser Liga konkurrenzlos sein. Dazu kam mit Moritz Bürker, Konstantin Glöckler und Senjin Kazazic ein Trio vom Württembergliga-Absteiger TG Nürtingen. Rechtsaußen Jonas Kaufmann spielte zuletzt ebenfalls in der Württembergliga, bei der HSG Schönbuch.
Für die Gegner des SKV heißt das in der neuen Saison: warm anziehen. Als Versuchskaninchen in Sachen Titeltauglichkeit muss gleich am ersten Spieltag der TSV Owen herhalten. Ob Koketterie oder ernst gemeinter Respekt – Benjamin Brack jedenfalls meint vor der Saison-Premiere am 16. September in der engen Teckhalle: „Das wird ein ganz harter Brocken, eines der drei schwersten Auswärtsspiele der gesamten Saison.“
Dass die neue Staffel 2 stärker eingeschätzt wird als zuletzt, liegt aber nicht nur am aufpolierten SKV. Es gibt keinen Aufsteiger in diesem Jahr, dafür mit der HSG Ostfildern, dem SV Fellbach und der TG Nürtingen drei ehemalige Württembergligisten. Der SSV Hohenacker, der TSV Bartenbach und die Turnerschaft aus Göppingen sind Quereinsteiger aus benachbarten Staffeln, der Rest der Liga bewährtes Personal.
Hoch gewettet von der Konkurrenz ist auch der SV Fellbach, wo man sich von derlei Lobhudelei allerdings energisch distanziert. „Wir haben derart viel an Qualität verloren, dass wir ganz sicher nicht zu den Favoriten zählen“, sagt Martin Mößner, der seit diesem Jahr neu auf der Bank sitzt. Mößner war früher Jugend-Koordinator beim SV. Heute klingt das wie ein Scherz. Die Mannschaft, mit der er in die neue Runde startet, hat ein Durchschnittsalter, das nur knapp über 20 Jahren liegt. Mit Torhüter Stefan Doll, der schon in der zweiten Liga zwischen den Pfosten stand und seit vielen Jahren zu den besten Torhütern im Südwesten zählt, hat die Mannschaft auch eine Integrationsfigur verloren. Fast ebenso schwer wiegen die Verluste des Regionalliga-erfahrenen Alexander Haarer im Rückraum und des letztjährigen Torjägers Ivan Miletic. Der SV will zurück in die Württembergliga. Möglichst schnell zwar, „aber das wird ganz sicher ein mittelfristiges Projekt“, ist Mößner überzeugt.
Dreh- und Angelpunkt in der Fellbacher Mannschaft ist inzwischen einer, den man schon im Frühjahr gerne zurückgeholt hätte unter die Teck: Steffen Klett, der den TSV Owen vor zwei Jahren verließ und seinen jüngeren Bruder Bastian gleich mitnahm, ist beim SV inzwischen zum Co-Trainer aufgestiegen. Er sorgt für das spielerische Element, sagt sein Chef. „Dass er bleibt und den Abstieg mit ausbaden will, zeichnet ihn aus.“
Doch auch der einstige Owener Spielmacher ist zurzeit nicht frei von Sorgen: Eine verletzte Sehne im Ellbogen des Wurfarms zwangen ihn zuletzt zu einer zweiwöchigen Trainingspause. Wenn‘s ganz dumm läuft, droht eine Operation. „Ich gehe davon aus, dass ich die Saison ganz normal bestreiten werde“, gibt er sich zuversichtlich. Eine Rückkehr nach Owen, wo er immer noch wohnt? Derzeit kein Thema, aber irgendwann auch nicht ausgeschlossen. Am 2. Dezember kann er schon mal prüfen, wie es sich anfühlt, daheim wieder in der Teckhalle aufzulaufen. Dann empfängt der TSV das Remstalteam zum direkten Vergleich.