Er genießt die Stille noch mehr als sonst an diesem Montagmorgen. Es ist ein Wintertag, der typisch ist für diesen Landstrich. Ein trüber Himmel, feuchtkalte Luft, die zwischen Donau und Iller über die Felder streicht. Zeit um nachzudenken. Auf seiner morgendlichen Spazierrunde vor der Haustür in Wiblingen, dem Stadtteil im Ulmer Süden, tankt Igor Perovic auf. Energie, die Kirchheims Trainer braucht, in einer Woche, die anstrengend wird.
Schon Dienstagfrüh startet der Mannschaftsbus nach Bremerhaven. Fast acht Stunden Autobahnfahrt, danach Training noch am selben Abend. Tags darauf geht es direkt nach dem Spiel gegen die Eisbären in der Nacht zurück nach Kirchheim. Schließlich ist bereits am Samstag mit dem starken Aufsteiger aus Münster der nächste Gegner zu Gast in der Sporthalle Stadtmitte. Zwei Teams, gegen die das Hinspiel jeweils deutlich verloren ging und die im Kampf um die Play-offs zu direkten Konkurrenten werden
Ausgeruhte Münsteraner
Englische Wochen haben es in sich. „In so einer Woche,“ sagt Perovic, „ist es mental extrem wichtig, das erste Spiel zu gewinnen.“ Was er meint: Wenn die körperlichen Kräfte am Ende schwinden, muss der Kopf auf Reserve schalten können. Nach der Rückkehr von der Nordseeküste und einem trainingsfreien Donnerstag wird man am Samstag zuhause auf einen weitgehend ausgeruhten Gegner treffen. Die Münsteraner haben unter der Woche gegen Tübingen ihr zweites Heimspiel nacheinander. „Das macht mir schon Sorgen, weil jetzt zwei extrem schwere Spiele auf uns warten," meint der Trainer.
Dass die Play-offs für ihn das Ziel sind, daran ließ er nie einen Zweifel. Wer in die Finalrunde will, der muss Konkurrenten wie Bremerhaven schlagen. Im Hinspiel ist dies nicht gelungen. Die 62:80-Heimniederlage war extrem bitter und ist bis heute die einzige in der Sporthalle Stadtmitte geblieben. Bitter auch deshalb, weil die Knights im Schlussviertel drauf und dran waren, das Spiel zu drehen. Den Ausschlag gaben die letzten acht Minuten, in denen plötzlich gar nichts mehr ging. Auch nicht bei dem, der in solchen Phasen für gewöhnlich das Heft an sich reißt: Kapitän Richie Williams blieb in dieser Begegnung Mitte Dezember ohne einen einzigen Korberfolg. Das macht gleichzeitig Mut, denn solche Tage sind bei Kirchheims Spielmacher die seltene Ausnahme. Am Samstag gegen Jena war Williams Antreiber und Topscorer mit 20 Zählern. Gleichzeitig zeigen die elf Punkte und zwei Rebounds von Neuzugang Nicholas Muszynski in nur zwölf Minuten Spielzeit, dass die jüngste Rechnung aufgehen könnte. Der 24-jährige Amerikaner, das hat dieses Spiel gezeigt, scheint in der Lage zu sein, Ty Nash die nötigen Verschnaufpausen zu ermöglichen, ohne dass ein Bruch ins Spiel kommt. Nash unterstrich dies am Samstag mit seinem sechsten Double-Double in dieser Saison, obwohl er mit 29 Minuten dabei so kurz auf dem Parkett stand wie seit Mitte Dezember nicht mehr. Gegen einen alten Haudegen wie Robert Oehle unterm Bremerhavener Korb werden solche Kraftreserven am Mittwoch gefragt sein.
Ermutigend aus Kirchheimer Sicht: Bremerhaven ist, was fehlende Konstanz betrifft, den Knights absolut ebenbürtig. Dem hart erkämpften Auswärtssieg nach einem starken Finish beim Tabellenzweiten in Tübingen folgte am vergangenen Samstag prompt eine 89:97-Heimniederlage gegen den Tabellenvorletzten Leverkusen. Ihre Stärken spielen die Eisbären in dieser Saison viel zu selten in eigener Halle aus: Sechs ihrer bisher erst neun Heimspiele hat die Mannschaft von Steven Key verloren. Allerdings liest sich die Bilanz der Kirchheimer in der Fremde bisher auch nicht gerade wie eine furchteinflößende Chronik.
Die Frage wird also sein: Was wiegt schwerer, Bremerhavener Heim- oder Kirchheimer Auswärtsschwäche? Die Antwort gibt es am Mittwoch ab 19.30 Uhr.