Kollektives Aufatmen bei Kirchheims Korbjägern: Nach drei Niederlagen zum Auftakt haben die Knights mit dem 83:81-Erfolg nach Verlängerung gegen Bochum die ersten Zähler der Saison eingefahren. „Mit einem Sieg macht das einfach viel mehr Spaß“, hatte Geschäftsführerin Bettina Schmauder am späten Samstagabend gesagt, als sie erschöpft nach dem obligatorischen Aufräumen aus der Sporthalle Stadtmitte kam.
Auch Trainer Igor Perovic war die Erleichterung nach dem abgewendeten Total-Fehlstart anzumerken. „Für den Kopf war das extrem wichtig, denn der Druck vor dem Spiel war schon groß. Vielleicht kann dieses Spiel die Wende bedeuten“, hofft der Serbe, der allerdings zugeben musste, dass die Partie auch mit einer Niederlage hätte enden können. „Klar“, sagt er, „am Ende hatten wir auch das nötige Glück.“
In der Tat: Hätte der Wurf von Bochums Conley Garrison Sekunden vor Ende der Overtime nicht auf dem Ring getanzt, sondern wäre durch die Reuse gerauscht, die Knights hätten die vierte Pleite im vierten Spiel kassiert. Dass der US-Guard der Gäste anschließend bei einer Sekunde Restspielzeit auch noch beide Freiwürfe vergibt – laut Knights-Sportchef Chris Schmidt auch Verdienst der Kirchheimer Fans. „Der Lärmpegel in unserer engen, kleinen Halle ist in solchen Situationen ganz klar ein Faktor“, glaubt Schmidt, dass Garrison vom Publikum entscheidend irritiert wurde.
Dass die Kirchheimer Kulisse nicht nur ligaweit ihresgleichen sucht, verdeutlichte die Reaktion von US-Neuzugang Mitch Lightfoot nach seiner ersten Auswechslung. „Er hatte mich auf der Bank ganz ungläubig gefragt, ob die Stimmung in der Halle immer so sei“, berichtet Chris Schmidt von einem staunenden Debütanten, der seine Eindrücke vom „Wohnzimmer“ der Knights in einem Wort zusammenfasst: Wahnsinn.
Entspannung im Kader
Ob dieser nun weitergeht? Parallelen zur Vorsaison drängen sich auf, als die Knights nach drei Start-Pleiten ebenfalls im vierten Spiel den ersten Sieg feierten, dem dann zwei weitere folgten. „Unabhängig von den Ergebnissen ist die Entwicklung der Mannschaft entscheidend“, betont Chris Schmidt, der in dieser Hinsicht schon vor dem Bochum-Spiel einen Aufwärtstrend beobachtet haben will. „Nach der holprigen Vorbereitung haben wir seit zwei Wochen einen vernünftigen Trainingsbetrieb.“ Ein Umstand, der nicht zuletzt den Trainer froh macht. „Wir sind stärker als zu Saisonbeginn“, sieht auch Igor Perovic das Team auf dem Weg nach oben. Zumal sich mit dem wiedergenesen Paul Giese die Rotation der deutschen Spieler, von denen Tim Koch und Besnik Bektehsi gegen Bochum erneut ausfielen, entspannt hat. „Vor diesem Hintergrund ist Paul gerade unser Schlüsselspieler“, sagt Perovic über den 24-Jährigen, der am Samstag zwar ohne Korberfolg blieb, dafür aber mit 33,33 Minuten die zweitmeiste Spielzeit hatte.
Übertroffen wurde der Ex-Hagener dabei nur von Altmeister Richie Williams, der während seiner knapp 42 Minuten auf dem Parkett 21 Punkte erzielte, acht Assists auflegte und 80 Prozent seiner Freiwürfe versenkte. „Er hat den absoluten Siegeswillen verkörpert“, lobt Sportchef Schmidt den 35-Jährigen, der vor allem den jungen Spielern als Vorbild in Sachen Mentalität dienen soll – am besten gleich wieder am kommenden Samstag, wenn die Knights in Düsseldorf bei einem Team antreten, dass drei seiner vier bisherigen Spiel gewonnen hat. „Ich bin optimistisch, wir können dort gewinnen“, sagt Igor Perovic, der während dieser Trainingswoche vor allem Neuzugang Lightfoot weiter einbinden will. „Man hat sein Potenzial gegen Bochum gesehen“, sagt Chris Schmidt über den 25-Jährigen, „er wird uns definitiv weiterhelfen.“