1984 heuerte Fast-Nationalspieler Arnulf Dümmel als Spielertrainer der VfL-Handballer an – Der Seitfallwurf machte ihn weltberühmt
Bundesliga ade, Oberliga olé

Er ist einer der wenigen Ex-Handballer des VfL Kirchheim mit Bundesliga-Vergangenheit: Arnulf „Archie“ Dümmel heuerte nach elfjährigem Engagement bei Frisch Auf Göppingen 1984 als VfL-Spielertrainer in der Oberliga an. Heutzutage ist der Promi-Neuzugang und Fast-Nationalspieler von einst 62 Jahre alt und noch ab und zu am Ball.

Nürtingen. Als Spielertrainer Enrico Wackershauser den VfL Kirchheim vor fast 30 Jahren in Richtung SG Scharnhausen verließ, da präsentierte der damalige VfL-Abteilungsleiter Otto Höfle der Mannschaft einen Nachfolger, der prominent und vielversprechend war: Arnulf „Archie“ Dümmel hatte elf Jahre lang für den Bundesliga-Nachbarn Frisch Auf Göppingen gespielt, wo er ein wichtiger Leistungsträger war und regelmäßig mit jener artistischen Einlage geglänzt hatte, die ihn weltberühmt machte – dem Seitfallwurf. In seinen Frisch-Auf-Zeiten war Dümmel ein begehrtes Motiv der Sportfotografen. „Eines dieser Fotos, das mich in Querlage beim Torschuss zeigt, wurde mit einem Preis bedacht – dieses Bild ging damals um die ganze Welt“, berichtet Dümmel heute stolz. Den außergewöhnlichen Schnappschuss hat er noch heute daheim – in Postergröße.

Der Seitfallwurf mit rechts von rechts – es war Dümmels Markenzeichen, das er dem staunenden Handball-Publikum in der Walter-Jacob-Halle auch in seiner zweijährigen VfL-Zeit ein ums andere Mal als Schmankerl anbot. Vom Glück verfolgt war Dümmel auf der ersten Trainerstation in seiner Nach-Göppingen-Ära dennoch nicht. Erst stieg er mit der neu formierten Oberliga-Mannschaft als Schlusslicht ab (1984/85) und danach, in der Landesliga, als Tabellensiebter nicht wieder auf (1985/86). Nach der Saison trennten sich die Wege von Dümmel und dem VfL Kirchheim wieder – der Starspieler, der zum „Idol für die Spieler“ (Höfle) werden sollte, musste gehen.

So klein das Punktekonto war, so groß waren die Sympathiewerte, die Dümmel im teckstädtischen Umfeld binnen seiner Trainertätigkeit sammelte. Der Mann, der es von allen jemals aktiven VfL-Handballern karrieremäßig mit Abstand am weitesten gebracht hatte, war mehr Kumpel als Zampano – das kam im Verein und bei den Fans bestens an. Bis heute pflegen die früheren VfL-Protagonisten Kontakte zu Dümmel – und umgekehrt. Zwei Jahre nach seinem Kirchheimer Engagement landete er übrigens erneut in Göppingen: als Frisch-Auf-Trainer gab er in der Spielzeit 1988/89 sein Bundesliga-Comeback.

Nach einem Leben voller Handball – das offizielle Karriereende nach diversen Trainerstationen erfolgte 2003 – geht es Dümmel heutzutage blendend, sieht man einmal von einem Rückenproblem ab. „Meine sportlichen Interessen haben sich stark verlagert“, sagt er. Radfahren, Joggen, Tennis, Segeln und Reisen im Wohnmobil mit seiner 51-jährigen Ehefrau Brigitte – das ist es, was primär auf seinem Aktionsplan steht. Dümmel tut die Dinge immer dann, wenn es sein zeitintensiver Job als Studiendirektor am Hölderlin-Gymnasium Nürtingen erlaubt. Vom Handball hat er sich weitgehend abgenabelt – nicht ganz: Wenn der Handball-Verband-Württemberg (HVW) prominente Altstars mal wieder zu einem Einlagespiel zusammentrommelt, erscheint er ebenso wie zu Landesliga-Heimspielen seines Stammvereins TSV Zizishausen. Dort, wo seine Laufbahn einst begann, drückt er seinen Nachfolgern kräftig die Daumen.

„Die Zeit in Kirchheim war schön, aber das Highlight meiner Laufbahn waren zweifellos die elf Spielerjahre in Göppingen“, sagt Dümmel im Rückblick. Als Frisch-Auf-Vertragsspieler von 1973 bis 1984 war er vom Ergänzungsspieler in den Anfängen zum Stammspieler, Torgaranten und schließlich Publikumsliebling avanciert, der von Göppinger Fans 2007 mit der Auszeichnung „Frisch-Auf-Legende“ geadelt wurde. Dümmel war allseits beliebt, nur beim Handball-Hauptverantwortlichen zu jener Zeit kam er weniger gut an: Bundestrainer Vlado Stenzel lud ihn Ende der 1970er-Jahre zu einem DHB-Nationalmannschafts-Lehrgang erst ein und dann (indirekt) wieder aus. „Vermutlich war ich Stenzel mit meiner Körpergröße von 1,80 Metern als Nationalspieler zu klein“, mutmaßt Dümmel über den Grund, warum ihn der Kroate damals ohne weitere Begründung nach Hause schickte.

Später, unter dem 1982 inthronisierten Stenzel-Nachfolger Simon Schobel, nahm der Göppinger Star-Rechtsaußen nochmals an einem DHB-Lehrgang teil, wieder ohne nachhaltigen Erfolg. Dass ihm die ersehnte Länderspielkarriere versagt blieb, ärgerte ihn damals, warf ihn aber nicht um. Dümmel wusste, wo seine wahren Fans zu finden waren: in der Hohenstaufenhalle. Dort wurde er über viele Jahre hinweg als Frisch-Auf-Größe gefeiert.