Kirchheim. Am 31. Januar endet in der Pro A die Wechselfrist. Aus Kirchheimer Sicht eigentlich eine Bleibefrist, denn seit der Verpflichtung von Justin Stommes vor knapp zwei Wochen geht es bei den Knights nur noch darum, ob man sich weiter leisten kann, was man schon hat. Tim Burnette, der Ende November in Kirchheim mit einem Tryout-Vertrag an den Start ging, saß seitdem auf dem Schleudersitz. Knights-Gesellschafter Markus Zeitler war der Erste, der sich gestern Abend aus der Deckung wagte: „Ja, wir haben einen Weg gefunden, um die Finanzierung sicher zu stellen.“ Ja, man gehe davon aus, dass auch Burnette mit dieser Lösung einverstanden sei. Davon ist auszugehen, schließlich bleibt dem Amerikaner, der inzwischen beruflich und familiär an Stuttgart gebunden ist, damit immerhin der Abstieg in die Oberliga erspart. Im Falle einer Trennung hatte der Guard bereits zugesagt, dem abstiegsbedrohten VfL für den Rest der Saison aus der Patsche zu helfen.
Für den VfL war es gestern eine schlechte Nachricht. Für Frenkie Ignjatovic dagegen fing die Woche an, wie die alte geendet hatte – mit einem Triumph. Den Knights bleibt damit erspart, was Sportchef Karl Lenger als „Tanz auf der Rasierklinge“ beschrieben hatte. Was es bedeutet hätte, mit einem Neun-Mann-Kader auf die Saisonzielgerade einzubiegen, weiß keiner besser als der Trainer. Jonathan Maier nach Ludwigsburg abbestellt, Tim Burnette erkältet, Sebastian Adeberg planmäßig nur einmal pro Woche im Kirchheimer Training – So sah für Ignjatovic die Vorbereitung auf das wichtige Auswärtsspiel in Paderborn aus. Dass es ohne Hilfskräfte nicht möglich ist, zwei Fünferteams im Training aufs Spielfeld zu schicken, ist eine Situation, die in der Liga wohl einmalig sein dürfte. Glück für die Kirchheimer, dass sie am Samstag auf einen Gegner trafen, dessen Personalsorgen zumindest an diesem Abend noch größer waren. Der Trainer drückte es positiv aus: „Bisher hat uns die Qualität gefehlt, um solche engen Spiele zu gewinnen.“ Dass gegen die „unkonventionell spielenden“ Westfalen (Ignjatovic) kein eindeutiges Ergebnis zu erwarten sein würde, dafür genügte ein Blick ins Archiv. Größer als der vor dem Gegner war am Samstag allenfalls der Respekt vor dem angekündigten Blitzeis, wegen dem sich die Mannschaft sofort nach Spielende flugs auf den Heimweg machte.
Bis auf Jonathan Maier, der diesmal wenig Spielzeit bekam und Dominik Schneider, der seinen bisher schwärzesten Tag erwischte, war jeder im Team hellwach. Sebastian Adeberg erinnerte daran, weshalb er in der vergangenen Saison einer der besten Kirchheimer war und auch Justin Stommes überwies die erste Rate. Mit 16 Punkten, sieben Rebounds und vier Korbvorlagen bewies er, dass er nicht nur ein konsquenter Vollstrecker, sondern auch ein wichtiger Passgeber sein kann. Einer, „der ein Spiel lesen kann“, wie sein Trainer behauptet.
Eine weitere Erkenntnis an diesem Tag: Die Tabelle lügt. Zumindest dann, wenn man daraus Hinweise zur wahren Spielstärke von Mannschaften ableiten will. Crailsheim bezwingt Göttingen im eigenen Nest, Gotha schickt die „Bascats“ aus Cuxhaven ohne Punkte zurück an den Nordseestrand. Der Samstag war der Tag der Außenseiter, und ginge es nach Kirchheims Trainer, dann könnte dies auch so bleiben. Ein Heimerfolg gegen die Norddeutschen am Samstag und man könnte guten Gewissens von der Wende reden. Damit schlösse sich sozusagen ein Kreis, denn die 66:98-Klatsche im Oktober in Cuxhaven war wie ein Axthieb und die Geburtsstunde der Kirchheimer Krise in dieser Saison. „Diese Niederlage hat uns lange verfolgt“, gesteht Frenkie Ignjatovic ein. Zeit also, sich der dunklen Vergangenheit zu stellen.