Wenn am Samstag um 21 Uhr das UEFA Champions League Finale zwischen dem Paris Saint-Germain Football Club, besser bekannt als „PSG“ und dem Football Club Internazionale Milano, oder kurz Inter Mailand, in der Münchner Allianz Arena angepfiffen wird, ist ein Kirchheimer nicht nur dabei, sondern mittendrin: Lukas Esser wird für den schweizer Pay-TV-Sender „blue Sport“ auf einem der Kommentatorensessel im Fröttmaninger Oval sitzen.
Für den 35-jährigen gebürtigen Filderstädter, der seit vergangenem Jahr in Kirchheim wohnt, ist der Finalauftrag etwas Besonderes aber im Detail nicht wirklich eine große Sache. Schließlich arbeitet er schon über sieben Jahre für das eidgenössische Unternehmen, welches bis 2020 unter der Bezahlfernseh-Marke Teleclub Sport firmierte und zum halbstaatlichen Unternehmen Swisscom gehört. Die Berichterstattung über europäische Premiumligen wie Bundesliga, Serie A (Italien) und Ligue 1 (Frankreich) gehörten früher zu seinen Standardaufgaben. Heute sind es die Spielkommentierungen der spanischen La Liga, der UEFA Europa League und der UEFA Champions League.
Via Tübingen zum SWR
Sein Handwerkszeug holte sich der Sportjournalist in der Theorie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, wo er einem Bachelorstudium in Sportpublizistik noch ein Masterstudium in Sportmanagement folgen ließ. Erste praktische Erfahrungen sammelte Lukas Esser als Freiberufler beim Südwestdeutschen Rundfunk (SWR), bevor es ihn über ein von Sportjournalisten-Legende Marcel Reif geleitetes Casting in die Schweiz verschlug. Seitdem kommentiert er Fußballspiele – mal direkt aus dem Stadion, mal aus dem Aufnahmestudio im Sender.
Der Weg, den Esser einschlug, um seinerzeit in Kontakt mit dem schweizer Sender zu treten, darf durchaus als gewagt bezeichnet werden. Mangels geeigneter Kontaktdaten versuchte es der Journalist per Telefon über die Abonnenten-Hotline, ließ dort seinen Charme spielen und wurde tatsächlich mehrfach durchgestellt, bis er an der richtigen Stelle herauskam. Einer Initiativbewerbung folgte dann die Einladung zum letztlich erfolgreichen Casting.
Bis 2026 bei „blue Sport“
„Es ist mein Traumjob. Genau das, was ich immer wollte und auch durchgezogen habe“, sagt Esser selbstbewusst. In den Stadien hat er oft einen sogenannten Experten an seiner Seite – oft Mladen Petric, jenen Schweizer Ex-Profi, der in der Bundesliga schon für Borussia Dortmund und den Hamburger Sportverein aufgelaufen war. Für sein Ziel musste der Finalkommentator hart kämpfen: „Ich habe viele Castings, egal ob bei „ran“ für die NFL oder bei „Sky“ für die Bundesliga, mitgemacht, bei denen ich zwar in der letzten Runde, aber eben nicht der Gewinner war“, sagt Lukas Esser, der sicher ist, dass einen jedes Casting ein Stück weit voranbringt. Beim aktuellen Auftraggeber blue Sport ist der Kirchheimer noch bis zum Ende der Saison 2025/26 gebucht. Bei allem, was danach kommt, hält es der in der Branche mittlerweile gut vernetzte Esser mit Franz Beckenbauer: „Schau’n ‘mer ‘mal.“
Apropos: Zum Interviewtermin erschien der Sportjournalist ebenso leger und locker wie einst der „Kaiser“ – trotz Terminstress. Video- und Telefonkonferenzen wechseln sich im Vorfeld von Übertragungen mit Besprechungen im Studio in Volketswil, gut zehn Kilometer östlich von Zürich und einer akribischen Vorbereitung ab. Dazwischen kommen Termine beim Herrenausstatter. Schließlich wird die Kleidung für die Live-Auftritte vom Sender gestellt. Das ist insbesondere dann für den Zuschauer sichtbar, wenn auch eine Moderation am Spielfeldrand gefragt ist. Da trifft Lukas Esser dann auch manchmal Marcel Reif wieder „Er hat mir in der Anfangsphase sehr viel und wertvolles Feedback zu meiner Performance gegeben“, so der Kirchheimer.
Wer vermutete, dass Esser auf „Du und Du“ mit den großen Fußballstars ist, sieht sich getäuscht: „Die leben in einer Art Bubble, werden abgeschirmt und wollen keinen Kontakt“, sagt der Sportjournalist, der dafür am Spielfeldrand immer mal wieder eine Reihe „Fußball-Experten“ wie Urs Fischer oder Marco Rose trifft.
Einen Lieblingsverein gibt es für Lukas Esser übrigens nicht: „Die Neutralität sollte stets gewahrt bleiben. Außer bei der Nationalelf. Da kann man auch ‘mal ein bisschen parteiisch sein.“