Eisbären-Center Dennis Rissetto oder James Graham auf Kirchheimer Seite – wer diesem verrückten Spiel am Samstag in der Bremerhavener Stadthalle die entscheidende Wende gab, darüber lässt sich streiten. Rissetto brachte mit zwei unglücklichen Fouls in den Schlusssekunden sein Team auf die Verliererstraße. Graham war nicht nur wegen seines Korbs zum 61:62 und dem vorentscheidenden Defensiv-Rebound direkt im Anschluss der Schlüssel zum Kirchheimer Erfolg. Was der zuletzt häufiger kritisierte 24-Jährige an Wurfversuchen abräumt, ist aller Ehren wert: 48 Blocks in 29 Spielen bisher, das ist in der Pro A einsame Spitze. Für Kirchheims Head Coach Igor Perovic war die Frage nach dem Matchwinner deshalb schnell geklärt: „James war heute der Spieler, der den Unterschied ausgemacht hat.“
Bremerhaven hat plötzlich Nerven gezeigt.
Kirchheims Head Coach Igor Perovic zur Schlussphase eines dramatischen Spiels.
Auf der Homepage der Eisbären herrschte auch am zweiten Tag nach dem Drama ungewohnte Sprachlosigkeit. Head Coach Steven Esterkamp hatte direkt nach der Begegnung das Geschehen noch erstaunlich nüchtern kommentiert: „Glückwunsch an Kirchheim. Wir haben 35 Minuten lang das Spiel kontrolliert und uns nicht belohnt,“ so sein knappes Fazit. Auch eine 14-Punkte-Führung im Schlussviertel hatte nicht gereicht, weil die Knights mit einer Energieleistung und einem 18:3-Lauf in den letzten drei Minuten das Blatt noch wendeten. In einem Spiel, das längst verloren schien. Knapp drei Sekunden vor der Schlusssirene waren die Gäste zum ersten Mal überhaupt an diesem Abend in Führung gegangen. In solchen Momenten kommt der Kopf ins Spiel, das weiß auch Igor Perovic, der sich irgendwann sicher war, dass das Spiel kippen würde: „Wir haben aggressiver verteidigt und Bremerhaven hat plötzlich Nerven gezeigt.“
Das Wichtigste aus Kirchheimer Sicht nach einer langen Reise, die erst am Sonntag in den frühen Morgenstunden endete: Die Position im Rennen um die Playoffs hat sich nicht weiter verschlechtert. Zwar haben die Knights seit der vermeidbaren Niederlage gegen Hagen einen möglichen Einzug in die Finalrunde nicht mehr selbst in der Hand, doch der Tabellen-Achte aus Tübingen liegt mit zwei Punkten Vorsprung und dem verlorenen direkten Vergleich weiterhin in Schlagdistanz. Die Tübinger machten es beim hauchdünnen 89:88-Heimerfolg gegen Dresden am Wochenende ähnlich spannend. Auch das Restprogramm der beiden schwäbischen Lokalrivalen ist fünf Spieltage vor Ende der Hauptrunde fast identisch: Beide Teams bekommen es noch mit Münster, Gießen und Düsseldorf zu tun und treffen mit Vechta (Kirchheim) und den Artland Dragons (Tübingen) jeweils zu Hause noch auf einen Gegner vom Tabellenende.
Igor Perovic lassen solche Gedankenspiele kalt. Er muss vor dem schweren Heimspiel am Samstag gegen den punktgleichen Tabellennachbarn aus Münster seine Jungs neu einnorden. Einerseits dürfte der hart erkämpfte Sieg nach zwei Niederlagen wieder etwas Sicherheit schenken. Gleichzeitig war die Offensivleistung in Bremerhaven mit einer Dreierquote von 15 Prozent ausgewiesen schlecht. Nur vier von insgesamt 27 Distanzwürfen rauschten durch die Reuse. Und Perovic weiß: Es gibt Spieler wie Braden Norris, die schütteln solche Statistiken einfach ab. Andere wiederum saugen ihr Selbstvertrauen aus eben dieser Quelle und geraten schnell ins Grübeln, wenn es nicht läuft.
EWS-Arena für Playoffs keine Option
Im Falle eines erneuten Einzugs in die Playoffs, die am 30. April beginnen, steht jetzt schon fest: Die Göppinger EWS-Arena ist als Spielort keine Option. „Drei Spiele waren vereinbart, mehr war nicht drin,“ sagt Knights-Sportchef Chris Schmidt. Ein Zusatztermin für ein mögliches Finalrunden-Duel scheiterte am Veto der Bundesliga-Handballer von Frisch Auf. bk