Lokalsport
Coronavirus bremst das Lauffieber

Breitensport Ob, wann und unter welchen Voraussetzungen dieses Jahr Laufveranstaltungen im Land stattfinden können, ist aktuell nur schwer vorherzusagen. Der Trend geht zu virtuellen Angeboten. Von Peter Eidemüller

Himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt: Der organisierte Laufsport im Land ist nach einem Rekordjahr vor der Coronakrise 2020 nahezu zum Stillstand gekommen. Hatten 2019 mit 225 960 Menschen so viele wie noch nie an einem Volkslauf in Württemberg teilgenommen, sank diese Zahl 2020 auf rund 10 800. Kein Wunder: Von insgesamt 311 beim Württembergischen Leichtathletikverband (WLV) gemeldeten Veranstaltungen fanden nur 30 statt.

Auch rund um die Teck war Schmalhans Küchenmeister für Ausdauerhungrige: Weder die vier Wertungsläufe zum Täles-Cup noch Klassiker wie der Notzinger Panoramalauf oder der wiederbelebte Waldlauf des TSV Ötlingen mit integrierten Stadtmeisterschaften konnten 2020 über die Bühne gehen.

Ob oder unter welchen Voraussetzungen es in diesem Jahr ein Comeback geben wird, weiß aktuell niemand. Laut Silvia Ochs, beim WLV für Freizeit-, Lauf- und Gesundheitssport zuständig, wurden in Württemberg für 2021 bisher 253 Laufveranstaltungen gemeldet, von denen 14 wegen Corona aber schon wieder abgesagt werden mussten.

Bärlauchlauf abgesagt

Das nächste planmäßige Event in der Teckregion wäre eigentlich der Bärlauchlauf in Reudern gewesen, der Ende März traditionell den Auftakt zum vier Verantaltungen umfassenden Täles-Cup bildet. „Wegen Corona müssen wir aber leider absagen“, sagt Organisator Frank Klass. Der Lauf, der seit über 20 Jahren stets rund 200 Teilnehmer anlockt, war offiziell für 21. März angemeldet, kann unter den aktuellen Voraussetzungen aber nicht stattfinden. „Dafür hätte sich die Lage in den nächsten Wochen dramatisch verbessern müssen“, sagt Klass, der nun über eine Online-Variante der Zehn-Kilometer-Hatz durch den Talwald nachdenkt. Wie bereits beim Radklassiker „Bissinger Meile“ oder dem Kirchheimer Silvesterlauf erfolgreich erprobt, könnten die Teilnehmer die Strecke in Eigenregie bewältigen und ihre Zeit online hochladen.

Ein Trend, der wohl Schule machen dürfte. „Was wir schon fast sicher sagen können, ist, dass die Zahl der virtuellen Laufangebote zunehmen wird“, sagt WLV-Referentin Silvia Ochs, die gleichzeitig bemüht ist, Optimismus zu verbreiten: „Wenn es die Corona-Verordnungen wieder zulassen, dass in Gruppen gelaufen werden darf, werden die Veranstalter gemeinsam mit den örtlichen Behörden ausreichend Schutz- und Hygienemaßnahmen erarbeiten.“

Klar scheint aber auch, dass nach der Pandemie nicht zur Tagesordnung übergegangen werden kann. „Die Organisation von Laufveranstaltungen wird mit wesentlich mehr Aufwand verbunden sein, die Teilnehmerfelder werden mit Sicherheit kleiner und die Starts zeitlich entzerrt“, glaubt Ochs.

Mehr Aufwand bei weniger Teilnehmern - ob und wie sehr sich das bei den Ausrichtern finanziell bemerkbar machen wird, kann ebenfalls noch niemand sagen. Frank Klass, der nun auf die Austragung des Hohenneuffenlaufs im Juni hofft, kennt die Krux: „In den Vereinen machen das viele ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Probleme werden wohl zuerst die bekommen, die einen Lauf mit kommerziellen Agenturen aufziehen.“

Vor diesem Hintergrund scheint nicht ausgeschlossen, dass manchne Veranstaltung die Coronakrise nicht überstehen wird. „Momentan wäre uns nichts dergleichen bekannt“, betont Silvia Ochs vom WLV, „solange wir Idealisten in den Orgateams haben, wird der Laufsport wieder durchstarten.