Tobias Ungers Erfolgstrainer setzt im Sprint große Hoffnungen auf den eigenen Nachwuchs
Corucle Junior in großen Fußstapfen

Tobias Unger war mit 17 DM-Titeln und drei Olympiastarts der erfolgreichste Athlet, den Micky Corucle (53) je trainiert hat. Nun träumt er davon, einen 17-jährigen Schüler zum Nachfolger Ungers zu machen – den eigenen Sohn Philipp.

Kirchheim. „Ich wusste bald, dass er viel Talent hat. Deshalb habe ich ihn auf die Cotta-Schule nach Stuttgart geschickt“, sagt der Papa. Die „Cotta“ ist als Wirtschaftsgymnasium in Stuttgart-Ost seit 2002 Eliteschule des Sports. Hier bekommen sportlich begabte Jugendliche optimale Förderung im Einklang mit ihren schulischen Leistungen. Philipp Corucle teilt die Klasse unter anderen mit acht Fußballtalenten aus der A-Jugend des VfB Stuttgart. Für Wettkämpfe, Trainingslager oder Spiele werden die Schüler freigestellt. Sie müssen den versäumten Lehrstoff in ihrer Freizeit aber nachholen.

Diese Auflage wird Corucle junior, der für den VfL Kirchheim startet, in nächster Zeit verstärkt erfüllen müssen. Mit seinem Abschneiden vor wenigen Tagen bei den deutschen Hallen-Jugendmeisterschaften in Neubrandenburg hat er zum ersten Mal bundesweit auf sich aufmerksam gemacht, was mit neuen Aufgaben verbunden ist. Er steigerte sich im Zwischenlauf auf starke 6,82 Sekunden und belegte im Finale Platz zwei, zeitgleich mit dem Sieger Lucas Hein aus Saarbrücken (6,84). Seinen Hechtsprung ins Ziel bezahlte Philipp am Ende mit einem gebrochenen Daumen.

Das Handicap kann er allerdings leicht verschmerzen. Denn zur Belohnung für seine Leistung wurde er vom DLV für den Dreiländerkampf mit Frankreich und Italien am Wochenende in Lyon nominiert. Angesichts des internationalen Debüts für Deutschland ist der Vater mächtig stolz. Er gibt alles, um dessen Karriere weiter zu fördern. Wenn Micky Corucle am 30. März mit seiner VfB-Trainingsgruppe (Sabrina Häfele, Alina Rotaru, Alexander Schaf, Raphael Müller) nach Malaga ins Trainingslager fliegt, ist Philipp erstmals mit dabei. Auch bei der anschließenden Vorbereitung auf die Freiluftsaison in Orlando/USA Anfang Mai. Dafür nimmt der Vater auch Einnahmeverluste in Kauf: Während dieser Zeit ist sein Sportshop in Köngen geschlossen.

Die Neue im Trainingsteam ist Alina Rotaru. Der Chef des rumänischen Leichtathletik-Verbands, ein früherer Staffelkollege des Ex-Sprinters Corucle, hat ihm die hoch talentierte Weitspringerin ans Herz gelegt. Mit ihren Bestleistungen von 6,68 Meter in der Halle und 6,73 Meter im Freien ist sie den besten deutschen Konkurrentinnen dicht auf den Fersen. Sie hat sich dem VfB Stuttgart angeschlossen und wohnt in der Nähe der Molly-Schauffele-Halle, in der sie täglich trainiert. Nächste Woche startet sie bei der Hallen-EM in Prag, begleitet und betreut von Corucle. Nach einem Jahr Mitgliedschaft bei einem deutschen Verein darf die Rumänin laut Reglement dann bei der DM im VfB-Trikot auf Titeljagd gehen.