Lokalsport
Das Brautpaar macht sich schick

Handball Der TSV Owen und die SG Lenningen bereiten die Fusion beider Abteilungen zu einer Spielgemeinschaft vor. Beide Seiten spüren starken Rückhalt. Von Bernd Köble

Siegfried Kerner hat schon einiges erlebt im Handball. Als Spieler, als Schiedsrichter und als langjähriger Nachwuchstrainer. Die „schwarz-gelbe Mannschaft,“ in der Vereinshymne des TSV Owen so fest verankert wie die Sibyllen-Sage in der Heimatchronik, war immer das, worum es ging. Am Freitagabend in der Teckhalle hat das 63-jährige TSV-Urgestein seinem Verein nun spontan ein Angebot unterbreitet, das Bände spricht. Er will eine Handball-AG ins Leben rufen. Nicht irgendwo, sondern am Lenninger Schulzentrum, das auf dem Weg zur Ganztagsschule ist. Einzige Bedingung: Der Zusammenschluss der beiden Handballabteilungen aus Lenningen und Owen - ohne Wenn und Aber.

Nun ist Kerner nicht der, der diese Idee geboren hätte, doch seine Chancen, das Versprechen einlösen zu müssen, stehen gut. Auch wenn das, was an diesem Abend in der Teckhalle stattfand, erst der Anfang war. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung, zu der die vierköpfige Abteilungsspitze eingeladen hatte. Einziger Tagesordnungspunkt: die Chancen einer Spielgemeinschaft im Lenninger Tal. Das Ziel: der Handballgemeinde auf den Zahn zu fühlen.

Die beiden Nachbarklubs machen ernst. Im Spätsommer nächsten Jahres sollen Jugend- und Frauenteams unter gemeinsamer Flagge in die Saison starten, ein Jahr später dann die Männer folgen. Das Mandat für diesen Schritt, der sich großzügig formuliert als historisch bezeichnen ließe, scheinen die treibenden Kräfte zu haben. 86 stimmberechtigte Mitglieder hörten sich am Freitag geduldig Argumente an und diskutierten kontrovers. Am Ende stimmten 93 Prozent für die Fusion. Deutlich mehr als die Zwei-Drittel-Mehrheit, die sich das Gremium selbst als Hürde vor weiteres Handeln gesetzt hatte. „Wir wollen uns heute ein Stimmungsbild machen“, hatte Abteilungsleiter Florian Einselen zuvor klargestellt. „Das hier ist keine Grundsatzentscheidung.“

Die soll es nach Verhandlungen mit beiden Vorständen der Hauptvereine, die bereits für kommende Woche geplant sind, allerdings rasch geben. Erste Gespräche fanden bereits statt. Mit nennenswerten Widerständen rechnet auch Jochen Häußler nicht. Der Abteilungschef der SG Lenningen, der dabei ist, den Stab in jüngere Hände weiterzureichen, hat auf eine Veranstaltung wie in Owen verzichtet. In Lenningen hat man bewusst auf Einzelgespräche mit den sportlich Verantwortlichen gebaut. Mit Trainern, Spielern, Helfern. „Das Ergebnis in Owen ist toll“, meint Häußler. „Bei uns fällt es gefühlt ähnlich deutlich aus.“

Die Entschlossenheit, mit der beide Seiten zu Werke gehen, überrascht. Als das Thema vor drei Jahren letztmals offen diskutiert wurde, waren Fusionspläne rund um die Teck noch auf breiten Widerstand gestoßen. Obwohl fast alle Experten darin die einzige Möglichkeit sahen, leistungsorientiertem Handballsport in der Region eine Zukunft zu geben. „Seitdem hat sich vieles geändert“, sagt Häußler. Man ist sich nähergekommen. „Die Chemie stimmt, sowohl bei uns Alten als auch beim Nachwuchs“, meint er. „Eine solche Idee muss vor allem in den Köpfen wachsen.“ Mit Julia Motzer (23) und Kathrin Widmann (25) stehen zwei neue Gesichter zur Wachablösung bereit. In Owen fand der Generationswechsel mit dem Führungsquartett Florian Einselen, David Annen, Janina Roth und Barbara Wohlfahrt schon im vorigen Jahr statt.

Stichtag 1. April

Nun gilt es, die Ärmel hochzukrempeln und Fristen einzuhalten. Stichtag ist der 1. April. Bis dahin muss die neue Spielgemeinschaft beim Verband gemeldet sein, muss ein unterzeichneter Vertrag vorliegen, der Strukturen definiert und die Finanzen regelt. In den kommenden Monaten ist Kompromissbereitschaft gefordert. „Jeder verliert ein Stück Selbstständigkeit“, sagt Jochen Häußler. „Das muss allen klar sein.“