Lokalsport
Das EM-Fieber steigt auch in der Teckregion

Handball Am Mittwochabend beginnt in Düsseldorf die Europameisterschaft der Männer vor einer ­Weltrekordkulisse. In der lokalen Szene setzen viele auf positive Impulse durch das Heim-Turnier. Von Reimund Elbe

Die Handball-Europameisterschaft startet am Mittwochabend mit einem Weltrekord. Rund 53 000 Augenzeugen wollen beim Eröffnungsspiel des deutschen Teams gegen die Schweiz in der extra fürs Event umgebauten Düsseldorfer Arena dabei sein – der höchste bis dahin weltweit dokumentierte Wert in dieser Sportart. „Wir hoffen, dass wir von der Euphorie, die wir hier entfachen, die gesamte EM bis zum 28. Januar getragen werden“, sagt Thomas Freyer vom Deutschen Handballbund.

Ein Prickeln ist auch schon in der Teckregion spürbar. Wenn um 18 Uhr das Spektakel am Rhein beginnt, wird beispielsweise Gerd Hofele mittendrin in dieser Rekordkulisse sitzen. Zusammen mit seinem Sohn wird der Geschäftsführer des Bundesligisten Frisch Auf Göppingen in diesem einmaligen Ambiente den EM-Auftakt verfolgen. Eigentlich hätten drei Akteure des württembergischen Traditionsklubs bei den Europameisterschaften durchstarten sollen. „Doch leider hat sich Josip Sarac am Knie verletzt, kann somit nicht für die kroatische Mannschaft auflaufen“, weiß Hofele. Mit dem deutschen Nationalspieler Sebastian Heymann sowie Keeper Bart Ravensbergen (Niederlande) hat Frisch Auf jedoch zwei Eisen im Feuer. Der ganze Klub freue sich, dass Frisch-Auf-Spieler auf wichtigen Positionen bei dieser Europameisterschaft am Start sind. „Die EM wird unserer Sportart sicherlich auf vielen Ebenen zu weiterer Popularität verhelfen“, gibt sich Gerd Hofele optimistisch. 

Eine Zuversicht, die Raphael Schmid vollumfänglich teilt. „Wir freuen uns wie vielerorts, dass die EM im eigenen Land endlich beginnt“, unterstreicht der Sportchef der HSG Owen-Lenningen. Das Fieber habe bereits zig Akteure, auch Jugendspieler, erfasst. „Etliche werden zu Spielen fahren“, weiß der HSG-Sprecher. Mannheim und München sind die zur Teckregion am nächsten liegenden Turnierorte. Sportlich gesehen wäre Schmid mit einem Halbfinale-Einzug des deutschen Teams äußerst zufrieden. „Andere Mannschaften sind zwar aktuell stärker einzuschätzen, aber vielleicht können wir das durch den Heimvorteil kompensieren“, so sein Kalkül.

Public Viewing je nach Verlauf

Wie bei der HSG hält auch der TSV Weilheim übrigens ein Türchen offen: dass es bei einem entsprechenden Erfolg des DHB-Teams ein gemeinsames Spieleanschauen, neudeutsch Public Viewing genannt, im Ort oder Klubheim geben könnte. „Wir werden das spontan nach der jeweiligen Situation entscheiden“, berichtet Harald Lehmann, Vorstandsmitglieder der Weilheimer Handballer. „Durch das Weltrekordspiel in Düsseldorf wird das Turnier wohl in aller Munde sein“, vermutet der Experte, zeigt sich sicher, dass auch der Handball in der Teckregion grundsätzlich von dieser EM profitieren kann: „2007, als Deutschland als Gastgeber unter der Regie von Heiner Brand Weltmeister wurde, ist ein gutes Beispiel, welche positiven Signale es für die gesamte Handballszene geben kann und was möglich ist.“

Hartmut Binder gilt in Nürtingen als Sport-Ikone. Einst Handball- und Volleyballspieler in Personalunion, dann Handball-Abteilungsleiter, seit vielen Jahren nunmehr Vorsitzender der TG. Mit dem Start der Europameisterschaft kommen bei ihm nostalgische Gefühle auf. Vor fast 52 Jahren weilte er einst als Zuschauer bei den Olympischen Spielen in München direkt vor Ort. „Ich habe damals als junger Bursche extra Geld für die Eintrittskarten gespart, damit ich möglichst viele Handball-Spiele in München anschauen konnte“, erinnert sich Binder schmunzelnd. Zur aktuellen EM zieht es den TG-Chef an die alte Stätte zurück. Am Samstag sitzt Hartmut Binder in der Olympiahalle beim Duell Dänemark gegen Griechenland. Tags zuvor wird er sich in Mannheim die Toppartie zwischen Spanien und Kroatien zu Gemüte führen. „Wenn unser Team ins Halbfinale kommt, wäre das schon eine tolle Sache“, lautet seine Einschätzung.

Der DHB hat das aktuelle Jahrzehnt zu einem Jahrzehnt des Handballs ausgerufen. Nicht ohne Hintergrund. Mit der Junioren-WM im vergangenen Jahr, der aktuellen Männer-EM, der Frauen-WM in Kooperation mit den Niederlanden im kommenden Jahr (unter anderem mit dem Spielort Stuttgart) sowie der Männer-WM 2027 präsentiert sich der Verband gleich vierfach gastgebend bei einem hochkarätigen Event. Auch sehr zur Freude von Wolfgang Stoll. Der Vorsitzende des Handballbezirks Esslingen-Teck rechnet durch diese Gesamtgemengelage „mit einem Push für den Handballsport“.

Für die aktuelle EM diagnostiziert der Zizishausener im deutschen Team „einen nicht ganz so starken Rückraum“, die Mannschaft zähle folglich nicht zu den Topfavoriten. Doch ein Stimmungskiller dürfte das aus seiner Sicht nur bedingt werden. Besonders das Eröffnungsspiel in Düsseldorf hat es ihm angetan: „Dass über 50 000 Zuschauer in einem Stadion ein Handballspiel anschauen, das ist einfach nur überragend.“ Nicht nur diese Partie werde er sich definitiv am Bildschirm anschauen.