Wendlingen. Ein Freitagabend Ende August. Typische Gewitteratmosphäre im Rübholz, Schwüle, in der Ferne zucken erste Blitze. Ein Reh schaut vom Waldrand aus eine Weile neugierig dem zu, was auf dem angrenzenden Kunstrasenplatz vonstatten geht. Dort verpassen sich die Landesliga-Fußballerinnen der Spielgemeinschaft Wendlingen/Ötlingen den letzten Feinschliff vor Saisonbeginn am Sonntag.
Die Rolle in der neuen Runde? Eine etwas andere als noch zuvor. Als Vizemeisterinnen gehen die Fußballerinnen aus Rübholz und Speck mit höheren Ansprüchen an den Start. Was weder Coach noch Kickerinnen sonderlich zu stören scheint. Es ist eine Mischung aus Vorfreude, Lockerheit und Selbstbewusstsein, die zu spüren ist. Zudem scheint Trainer Simon Heller den Job im fünften Jahr in Serie mit dem selben Schwung anzugehen wie zuvor. „Wir sind leistungsmäßig weiter, als ich erhofft hatte“, zieht der in Westerheim lebende Coach Rückschlüsse aus den respektablen Darbietungen in den Testkicks gegen die allesamt höherklassigen VfB Stuttgart, TV Derendingen (beide 1:1) und Verbandsliga-Neuling TSVgg Plattenhardt (5:2). Das 4:0 gegen die
B-Juniorinnen des VfL Sindelfingen zu Beginn der Trainingsphase – ein erster Hinweis auf den Leistungsstand.
Das jüngste Aus nach einem 1:2 beim TSV Heumaden im WFV-Pokal will Heller („Der Gegner agierte extrem defensiv, hatte mit Kontern Erfolg“) nicht zu hoch hängen. Zum Trainingsstart Mitte Juli präsentierte er seinen Spielerinnen ein ganzes Paket an Verbesserungswürdigem. Das präzisere und energischere Wegverteidigen des Balls nach Standardsituationen gehört dazu, ebenso das Verbessern der Passquote inklusive mehr Cleverness beim direkten Abschluss vorm gegnerischen Tor. „Wir kreieren zwar oft viele Chancen, lassen diese aber noch zu häufig liegen“, moniert der Coach. Im taktischen Bereich hat Heller zudem nachgelegt, künftig soll die noch gezielter an die jeweilige Situation auf dem Feld angepasst werden. Das Team setze diese Themen im Training und in den Vorbereitungsspielen bisher „sehr gut“ um.
In Sachen Motivation muss der Übungsleiter kaum frische Impulse geben. „Klar waren die Tage nach dem verlorenen Relegationsspiel gegen Frommern irgendwie blöd, aber wir haben in der Vorbereitung gezeigt, dass wir alle den Willen haben, auch diesmal wieder vorne mitzuspielen“, sagt Caroline Müller. Die Abwehrspielerin aus Kirchheim hat offenbar kein Problem mit der Favoritinnenrolle. Die Stärken des Teams seien grundsätzlich „Spielstärke und Ausdauer“. Was die 20-jährige auch auf das montägliche Athletik-Training mit Rolf Kurutz zurückführt.
Teamkollegin Maja Schmid scheut sich nicht, auch Schwachpunkte anzusprechen. „Wir sind manchmal noch zu nervös auf dem Platz“, erinnert sie sich an das teils überhastete Wirken im Hitze-Relegationsspiel gegen Frommern (0:2). Die 21-jährige Fußballerin aus Ochsenwang sieht jedoch „im guten Teamgeist“ eine wichtige Basis für künftige Erfolge. „Bei aller Lockerheit und allem Spaß, im Training geht es trotzdem sehr zielgerichtet, konzentriert und diszipliniert zu.“
Mit einem etwa 25 Spielerinnen starken Kader geht die SGM unter dem Schirm des TSV Wendlingen ins Rennen. „Das stellt eine gute Basis dar“, sagt Uwe Starz, der Mitglied im Betreuerstab ist. Wie groß der Kader genau sein werde, lasse sich nicht so einfach bestimmen. Einige Spielerinnen sind zurzeit noch im Ausland, wie Mina Löffel oder Lilli Kolodziej. Andere planen einen befristeten Auslandsaufenthalt, wie etwa Naemi Vogt und Ellena Maier. Mit Alina Witzler hat sich eine Akteurin zudem schwer am Knie verletzt. Mit Fanny Schickinger, die nach einem Kreuzbandriss mittlerweile erste Joggingrunden absolviert, scheint frühestens in einigen Monaten zu rechnen sein. Reimund Elbe
Jebenhausen als größter Widerpart?
Ein Nachbarschaftstreffen mehr gibt es für den TSV Wendlingen in der kommenden Landesliga-Saison. Verbandsliga-Absteiger TV Jebenhausen bringt allerdings nicht nur Lokalkolorit mit, sondern anscheinend auch Qualität. „In der Vorbereitung hat der TV überzeugt“, weiß Simon Heller. Der Coach der Wendlinger und Ötlinger Fußballerinnen sieht „eine Zweiklassengesellschaft“ auf die Beteiligten in der 13 Klubs umfassenden Staffel zukommen. Neben dem TVJ und dem eigenen Team sieht Heller zudem den VfB Stuttgart II eher an der Tabellenspitze denn im restlichen Feld. Schwer einzuschätzen sei Verbandsliga-Absteiger TGV Dürrenzimmern, der eine Liga höher fast komplett chancenlos gewesen ist. Aufgestiegen in die Landesliga sind der erste Gegner der SGM am Sonntag, der SV Sülzbach, der SV Hoffeld und der FC Ellwangen. rei
ZU- UND ABGÄNGE
Abgänge: Naemi Vogt (Auslandsjahr)
Zugänge: Sina Frank (Wiedereinstieg), Greta Pfann (VfL Sindelfingen, beide Tor), Mia Schwerdt (FV Bad Saulgau), Jennifer Kuhn (TSG Backnang), Mina Löffel (nach Auslandsjahr), Noemi Dürr, Lilli Kolodziej (beide eigene Jugend).