Lokalsport
Das Gesamtbild passt

Mountainbike Luca Schwarzbauer hat keine Zeit, mit Platz zehn bei der EM in München zu hadern. Viel wichtiger: Vor der WM am Wochenende in Frankreich zeigt sich der Reuderner in konstanter Form. Von Armin Küstenbrück

Der neue Europameister der Mountainbiker heißt Tom Pidcock. Der britische Olympiasieger und Gewinner der prestigeträchtigen Etappe hinauf nach Alpe d’Huez bei der diesjährigen Tour de France war schon im Vorfeld als größter Favorit auf den Titel gehandelt worden, insbesondere nachdem der Schweizer Mathias Flückiger am Abend vor dem Rennen wegen Dopingverdachts vorläufig suspendiert worden war. In einer eindrucksvollen Solofahrt benötigte der erst 23-jährige Pidcock für die knapp 35 Kilometer quer durch den Münchner Olympiapark lediglich 1:18:09 Stunden. Zwischenzeitlich betrug sein Vorsprung fast eine halbe Minute. Silber holte sich im Sprint um Platz zwei der Däne Sebastian Carstensen Fini vor dem Schweizer Filippo Colombo.

Luca Schwarzbauer aus Reudern hatte sich zunächst in der Spitzengruppe behauptet. Doch als Pidock sich durch das Feld nach vorne gearbeitet hatte und die Initiative ergriff, konnte er nicht mehr folgen: „Am Anfang war das Tempo nicht superhoch“, sagte Schwarzbauer im Ziel: „Solange Pidock nicht dabei war, war es einfacher.“
 

„Jeder weiß, woher ich komme.
Luca Schwarzbauer
Der Reuderner genervt über die vielen Fragen nach einer verpassten Medaille.
 

Schwarzbauer musste nicht nur die drei Medaillenträger ziehen lassen, sondern später auch noch eine Verfolgergruppe. „Zum Schluss hat mir die Energie gefehlt, schließlich ist die Saison mit dem heutigen Rennen noch lange nicht vorbei.“ Mit Blick auf die am kommenden Wochenende anstehenden Weltmeisterschaften war es Schwarzbauer egal, ob er Fünfter oder Zehnter werden würde.

Um den Platz unter den Top Ten kämpfte er allerdings noch intensiv: im Sprint einer Dreiergruppe konnte er den Schweizer Joel Roth noch hinter sich lassen. Mit Platz zehn wiederholte Schwarzbauer das Ergebnis aus dem Vorjahr. Doch während er damals freudetrunken mit seinem früheren Teamkollegen Max Brandl im serbischen Novi Sad feierte, war die Stimmung ausgerechnet bei der Heim-EM in München eher gedämpft, auch wenn Schwarzbauer mit dem Ergebnis „absolut zufrieden“ war. Die vielen Fragen nach einer verpassten Medaille nervten ihn am Ende: „Jeder weiß, woher ich komme und was ich dieses Jahr schon geleistet habe.“ Vor allem in der Konstanz seiner Leistungen sieht er sich bestätigt: „Ich habe seit Petropolis Anfang April jedes Weltcup-Rennen mitgenommen, und außer in Leogang in jedem Rennen eine Top-Ten-Platzierung, entweder im Shorttrack oder über die olympische Distanz erreicht, manchmal sogar in beidem.“

Von den zehn Besten der Welt-Rangliste war mit dem Schweizer Filippo Colombo allerdings nur ein Einziger in München am Start. Die ersten Fünf, darunter Weltmeister Nino Schurter, hatten auf die Europameisterschaft mit Blick auf die darauf folgende WM verzichtet. Die drei Nicht-Europäer Alan Hatherly (Südafrika), Henrique Avancini (Brasilien) und Martin Vidaurre Kossmann (Chile) waren ohnehin nicht startberechtigt.

Mit Mathias Flückiger war zudem kurzfristig ein ernsthafter Medaillenkandidat ausgefallen. Beim 33-Jährigen Schweizer wurde bei einer im Juni genommenen Probe die anabole Substanz Zeranol nachgewiesen. Schwarzbauer zeigte sich bestürzt: „Wenn mich davor jemand gefragt hätte, hätte ich das nicht für möglich gehalten.“ Für Schwarzbauer heißt es nun, sich schnell zu regenerieren: Bereits am Dienstag steht im französischen Les Gets der nächste Wettkampf an: die Qualifikationsrennen für die Shorttrack-Weltmeisterschaft am Freitag, ehe am Sonntag dann die Medaillen über die olympische Distanz vergeben werden. Wenn Schwarzbauer dann wieder Zehnter wird, ist es auf jeden Fall mehr wert als sein zehnter Platz in München.