Es begann mit Einzelfällen, mittlerweile wird das Problem immer gravierender: Bereits acht Mannschaften sind in dieser Saison im Bezirk Neckar/Fils vom Aktiven-Spielbetrieb abgemeldet oder nach dreimaligem Nichtantritt aus der Wertung genommen worden – nicht der einzige Negativtrend. Wegen Spielermangels wurden bereits Dutzende Partien abgesagt, folglich 3:0 für den jeweiligen Gegner gewertet. Selbst in der Bezirksliga standen mit der SGEH und dem FC Rechberghausen höherklassige Teams nach zwei Partie-Absagen kurz vor dem sportlichen Super-Gau, sprich Herausnahme aus dem laufenden Wettbewerb plus zwangsweisem Fall in die Kreisliga B.
Rückzüge, Absagen: In der dritten von Corona geprägten Saison kommt es teils knüppeldick. Wenig überrascht vom Trend zeigt sich Bezirksspielleiter Johannes Veit. „Das hatte ich im Sommer des vergangenen Jahres so prognostiziert“, erinnert sich der Funktionär. Insgeheim sei er froh, dass die Zahlen aktuell nicht noch größer sind. „Doch die Runde ist noch nicht vorbei“, unkt Veit.
Wer in die Klubs hineinhört, stellt rasch fest, dass nicht nur die Pandemie ein Problem darstellt. Verletzungen, der Fokus der Kicker auf andere Themen wie Familie und Freizeit, fehlender Nachwuchs aus dem eigenen Verein, zudem offenbar kaum noch Alte-Herren-Akteure, die bereit sind, kurzfristig auszuhelfen: Eine gefährliche Gemengelage, die in vielen Klubs kaum noch zu kompensieren ist.
So retten sich Teams wie B-Ligist TSV Notzingen II diesmal zwar noch mit letzten personellen Reserven ins Ziel, doch das wird’s dann wohl auch gewesen sein. „Wir werden für die kommende Saison nur noch eine Mannschaft melden“, sagt Notzingens Fußball-Chef Michael Panknin, der generell Gewitterwolken am Horizont aufziehen sieht. In einer Umfrage des Bezirks hätte zum Beispiel ein Viertel aller Vereine offenbart, künftig ohne zweite Mannschaft an den Start gehen zu wollen.
Im Zweifelsfall kann es jedoch auch in einer noch laufenden Runde schnell gehen, wie das Beispiel des TSV Ottenbach II zeigt. In der Winterpause noch frohen Mutes, kam bereits Mitte März nach der dritten Spielabsage das Aus für den B-Ligisten. „Trotz aller Versuche haben wir es nicht geschafft, elf Mann aufzutreiben“, ließ der Verein damals verlauten.
Auf der Rasierklinge tanzt dagegen noch unter anderem der TSV Oberlenningen II. Zweimal haben die Fußballer vom Heerweg bereits Spiele mangels Personal absagen müssen. „Ziel bleibt, die Saison durchzuziehen“, betont Coach Matthias Feller. Danach? Wird vermutlich der Fall ins Nichts folgen. „Stand jetzt fehlt mir die Fantasie, dass wir kommende Runde ein Team an den Start bringen können“, sagt Feller, der auch auf das geringe Not-Reservoir an AH-Kickern im Klub verweist.
Bleibt nur noch ein Bündeln der Kräfte – was 2016 der TSV Holzmaden und der TSV Ohmden mit der Gründung einer Spielgemeinschaft vormachten, nehmen sich jetzt auch A-Ligist Germania Schlaitdorf und B-Ligist TSV Altenriet vor. „Wir wollen mit der Spielgemeinschaft rechtzeitig dem demografischen Wandel entgegenwirken, mehr jungen Spielern eine Perspektive, auch über den Juniorenbereich hinaus aufzeigen“, erläutert Altenriets Vorsitzender Dieter Maier, dessen Klub bereits seit rund einem Jahrzehnt im Jugendbereich mit den Schlaitdorfern kooperiert – Zusammenschlüsse als Rettungsanker für den Spielbetrieb? Daran wird sich die lokale Fußball-Gemeinde wohl gewöhnen müssen. Zumal die Zahl der Mannschaften nicht nur im Bezirk seit Jahren zurückgeht: Hatten zur Saison 2011/12 württembergweit noch 2192 Herren-Teams gemeldet, waren es bei der letzten Erhebung zur Saison 20/21 nur noch 2021.
Weitere Staffelstreichungen möglich
Als im Sommer 2016 die Kreisliga B Staffel 3 aufgelöst wurde, hatte dies für Aufsehen gesorgt – nun steht eine weitere Konzentration in der untersten Spielebene im Bezirk Neckar/Fils womöglich unmittelbar bevor.
Bezirksspielleiter Johannes Veit will eine weitere Staffelstreichung in der B-Liga zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschließen. „Der Gedanke ist grundsätzlich da“, gibt der Funktionär aus Großbettlingen offen zu.
Abhängig ist die Entscheidung davon, wie viele Vereine zur neuen Runde Mannschaften melden. Veit würde jedenfalls eine Staffelauflösung einem Sparbetrieb in den Ligen, mit nur elf oder zwölf Teams, vorziehen. rei