Lokalsport
Das Risiko läuft immer mit

Datensicherheit Viele Fitness-Apps übermitteln sensible Daten wie Standort, Fotos oder Adressbuch vom Smartphone

Berlin. Simon Just läuft für sein Leben gern - seit knapp zwei Jahren spult der gebürtige Schlierbacher nicht nur in seiner Wahlheimat Berlin so viele Joggingkilometer herunter, wie es der Terminkalender hergibt. Dass er coronabedingt momentan nicht in Las Vegas, Schanghai oder Valencia, wo es den Producer einer Filmproduktionsfirma beruflich regelmäßig hinverschlägt, die Laufschuhe schnüren kann, bremst seinen Ehrgeiz nicht. Im Gegenteil: Nachdem Anfang April der Halbmarathon in Berlin abgesagt werden musste, lief der 40-Jährige die Distanz kurzerhand am gleichen Tag auf dem Tempelhofer Feld in einem Solo-Wettkampf.

Immer am Mann: Das Smartphone mit der Fitnes-App Runtastic, die unter anderem Dauer, Tempo und Distanz aufzeichnet. „Ohne die App hätte ich keinerlei Orientierung“, sagt Simon Just, dem Runtastic auch eine virtuelle Läufer-Community bietet - Freunde anfeuern, Trainingspläne teilen oder Ernährungstipps austauschen: Fitnes-Apps erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit, allein das 2009 in Österreich gegründete Unternehmen Runtastic hatte bis Mitte vergangenen Jahres bereits 300 Millionen Downloads verzeichnet.

Doch das Risiko läuft immer mit - nicht gesundheitlich, aber in Sachen Datensicherheit. So hat die Firma Appvisory, die mobile Anwendungen überprüft, bei sechs beliebten Fitnes-Apps gravierende Mängel festgestellt (siehe unten stehende Meldung), darunter auch Runtastic: Mit der eindeutigen Identifizierung von Nutzern verstoße die App sogar gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). „Zwar werden die Daten nicht über eine unverschlüsselte Verbindung verschickt, jedoch übertragen drei Apps Metadaten an diverse Tracking-Dienste“, wie die Appvisory-Tester herausgefunden haben. Eine genaue personenbezogene Identifizierung sei zwar nicht mehr möglich, dafür würden aber weiterhin sensible Daten wie Standort, Fotos, Adressbuch oder der Kalender übertragen - für Vielläufer wie Simon Just aber offenbar kein Problem: „Wenn die ganze Welt sieht, wo ich bin, tut mir das nicht weh“, winkt er ab., „zumal ich keine Person von besonderem öffentlichen Interesse bin.“ Peter Eidemüller