Lokalsport
Das Team hinter dem Team schwitzt schon vor Spielbeginn

Basketball Rund um die Heimspiele der Knights sorgt ein rund 40-köpfiger Helfertrupp für einen reibungslosen Ablauf. Die Fäden laufen bei Hallen-Chefin Melanie Hahn zusammen. Von Peter Eidemüller

Freitagabend, kurz nach 17.30 Uhr. Die ersten Bälle rauschen durch die Reuse, drei lange Kerls in blauen Trikots machen sich warm für ihren Arbeitstag – eben aus Düsseldorf angekommen, können die Spieler der Giants nur erahnen, dass der Arbeitstag der unzähligen Helferlein in der Sporthalle Stadtmitte zu diesem Zeitpunkt bereits seit Stunden läuft. „Kein Spieltag ist wie jeder andere“, weiß die Frau, bei der vor, während und nach den Heimauftritten der Kirchheimer Zweitligabasketballer alle Fäden zusammenlaufen. Melanie Hahn ist seit Anfang des Jahres Hallenchefin der Knights und koordiniert die rund 40 Helferinnen und Helfer, die aus einer schnöden Schulsporthalle im Rekordtempo eine wettkampftaugliche Arena machen.

 

„Die Zeit ist heute unser größtes Problem“, sagt Hahn rund sechs Stunden vor dem Tipoff gegen Düsseldorf – eine Freitagabendpartie bedeutet für das Orga-Team der Knights, in dem die meisten neben ihrem normalen Job mitanpacken, Stress pur. Wo bei Samstagsspielen bereits am Abend vorher mit den Vorbereitungen begonnen werden kann, zählt nun jede Sekunde: Tribünen aufbauen und bestuhlen, Cateringbereich herrichten, Werbebanner aufhängen, Bodenwerbung aufkleben, LED-Banden aufstellen, Foyer mit Fanartikeln aufhübschen, Technik an den Start bringen – wer dachte, ein Basketballspiel besteht nur aus zehn Sportlern, die 40 Minuten hin- und herrennen, sieht sich getäuscht. „Wir haben einen detaillierten Plan ausgearbeitet, der gut funktioniert“, sagt Melanie Hahn, während sie im Foyer neue Helfer einweist – wegen des Werktags können Teile des Stammteams nicht vor Ort sein.

Bemerkbar macht sich das nicht zuletzt beim Aufbau der Standkörbe – mangels Personal und Zeitdruck muss da sogar der Sportchef mitanpacken. „Das hab ich vor Jahren das letzte Mal gemacht“, stöhnt Chris Schmidt, der neben technischen Fragezeichen noch mit einer starken Erkältung kämpft. Mit belegter Stimme ruft er quer durch die Halle nach einem Maulschlüssel – Antwort kommt aus dem Foyer, wo Melanie Hahn gemeinsam mit Jessica Weißflog aus dem Knights-Office nochmals alle organisatorischen Abläufe durchgeht: Gutscheine zählen, Thekendienste einteilen, Kabeltrommeln verteilen, Helferlisten checken, Kassen bestücken und nebenbei noch im Werkzeugkasten nach dem benötigten Maulschlüssel für den Sportchef kramen – jeder Handgriff muss sitzen, damit pünktlich um 19.30 Uhr die Korbjagd beginnen kann. „Bis so ein Spiel anfängt“, lacht Melanie Hahn, „sind wir alle schon richtig durchgeschwitzt.“

Angstschweiß, dass die Halle nicht rechtzeitig fertig werden könnte, fließt jedoch nicht, im Gegenteil: Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht, etwaige Anspannung wird mit lockeren Sprüchen niedergehalten. „Hier wird nichts geklaut, ansonsten laufen wir dem Dieb einfach nach“, beruhigt Melanie Hahn einen Jugendlichen, der bei seiner Helferpremiere in Sorge um seinen Rucksack ist.

Die 42-Jährige, die im Hauptberuf in der Personalabteilung bei Leuze in Owen arbeitet, kam nicht zufällig zum Hallenchef-Job bei den Knights. Jahrelang stand sie mit ihrem Mann Robin Storm von den „Knights Supporters“ im Kirchheimer Fanblock. „Die Stimmung bei den Heimspielen ist so genial“, schwärmt sie, „da war klar, dass ich mich irgendwann irgendwie einbringen wollte.“ Was sie dabei seit dem ersten Moment beeindruckt, sind die vielen Freiwilligen, die rund um die Sporthalle Stadtmitte im Einsatz sind, wenn die Ritter antreten. „Ohne diese Ehrenamtlichen“, weiß Melanie Hahn, „würde das alles nicht funktionieren.“

Spricht‘s, schnappt sich zwei Gartenstühle und stellt sie auf die Tribüne in dem Wissen, dass sie dort bis Sonntagabend stehen bleiben können. „Das ist der einzige Vorteil an einem Doppel-Heimspieltag“, grinst sie, „wir müssen hinterher nicht wieder alles abbauen.“ Dass es dafür am Sonntag nach der Partie gegen Dresden mindestens bis 23 Uhr gut, ehe die Halle wieder für den Schulsport hergerichtet wird, nimmt sie ebenfalls mit Humor. „Zum Ausruhen haben wir ja dafür den Samstag.“