Eigentlich müsste sie Lieschen heißen – weil sie so fleißig ist. Spaß beiseite. Silvia Kretzschmar (55) ist beim 50. Teckbotenpokal die Schafferin in Person – sie wäscht Spielertrikots, putzt den Sanitärbereich, macht PC-Arbeit für den Verein und managt zusammen mit ihrem ein Jahr älteren Ehemann Wolfgang nebenbei noch das Turnier. Der Tag beginnt für sie morgens um zehn und endet erst kurz vor Mitternacht. Während der 14 Stunden dazwischen reicht‘s schon mal für ein Zigarettchen, aber selten für ein ganzes Mittagessen. „Während eines Turniertags hab‘ ich fast keine Zeit zum Essen“, sagt Silvia Kretzschmar und muss während des Gesprächs schon wieder weg: Unangemeldet betritt ein Vertreter des Wirtschaftskontrolldienstes (WKD) das TG-Areal an diesem Vormittag. Hygiene-Mängel in Küche oder Kühlwagen findet der Mann später keine.
Absprachegemäß kümmert sich Silvia Kretzschmar beim Teckbotenpokal um die Belange neben dem Platz, und ihr Mann Wolfgang kümmert sich um alles, was mit dem Fußball zu tun hat. „Es sind die Kleinigkeiten, die meinen Arbeitstag ausmachen“, sagt er, „das fängt mit der Kabinenzuweisung der Schiedsrichter an und hört mit Passformalitäten auf.“ Zwischendurch muss er auch schon mal zur WFV-Geschäftsstelle nach Stuttgart fahren. Auch er hält sich täglich länger beim Turnier als zu Hause auf.
So ist das 50. Teckbotenpokal-Turnier fest in den Händen der Kretzschmars, die im Übrigen gleich zu viert vertreten sind. Sohn Florian Kretzschmar (31) wacht darüber, dass der Lebensmittelbestand vorm Verkauf an den Wirtschaftsständen stets ausreichend ist, Tochter Jenifer Kretzschmar (26) erarbeitet die neusten Zahlen für die Zuschauerstatistik. Die Familie ist beim Teckbotenpokal komplett vertreten, und alle beackern ihre Arbeitsfelder unentgeltlich. „Nur mit solchen Idealisten kann man beim Turnier etwas verdienen“, sagt TG-Chefin Kretzschmar und schließt die rund 80 in der Turnierwoche beteiligten Helfer in ihre Wertschätzung mit ein. Auf externes Catering haben die TGler bewusst verzichtet. Bis auf den Pizza- und Crêpe-Stand werden sämtliche Essens- und Getränkeausgabestellen von Vereinsmitgliedern betrieben, sodass die Wirtschaftseinnahmen direkt in die TG-Kasse fließen können.
Apropos Tantiemen. Vom erfahrungsgemäß fünfstelligen Turniergewinn sollen die TG-Abteilungen Fußball, Tischtennis, Volleyball und Gymnastik zusammen etwa 30 Prozent kassieren. „Den genauen Verteilerschlüssel wird der TG-Ausschuss nach dem Turnier festlegen“, sagt Silvia Kretzschmar, wobei der Verteilungsgrundsatz schon jetzt klar ist: Die Abteilung mit den meisten abgeleisteten Helferstunden wird auch den Löwenanteil kassieren. Der Rest des Turnierreingewinns, also 70 Prozent, fließt in die TG-Kasse, in der zwar keine Ebbe herrscht, die den Nachschub für künftige Sanierungsarbeiten am vereinseigenen Gelände aber gut gebrauchen kann.
Die Stimmung beim Jubiläumsturnier der Turngemeinde und des Teckboten ist nach vier Turniertagen prächtig: Alles lief bisher nach Plan. Allein die gute Besucherzahl von bisher knapp 3000 entschädigte die TG-Chefin großzügig für ihr erhöhtes Arbeitspensum. „Inzwischen ist mein Stressgefühl nicht mehr so groß“, sagt sie. „In der letzten Woche vor dem Turnier war es weitaus größer. Da war ich angesichts der vielen Arbeit fast dem Herzinfarkt nahe.“