I wish it would rain down – 33 Jahre nach seinem Erscheinen ist der Refrain des Phil-Collins-Hits von 1989 nicht nur für Landwirte, Kleingärtner und Binnenschiffer liedgewordener Herzenswunsch. Auch Sportvereine sind dringend auf Niederschlag angewiesen, um bei der Bewässerung ihrer Grünanlagen möglichst ressourcenschonend bleiben zu können.
Die beiden Golfvereine in der Region, der GC Kirchheim-Wendlingen und der GC Teck nutzen dafür Regenwasser, das kleinen Seen auf den Anlagen entnommen wird. Während es beim GCKW deren vier sind, verfügt der GC Teck nur über einen. „Damit werden wir bald an Grenzen kommen und Frischwasser nehmen müssen“, ahnt Platzwart Günter Nething. Weitere Auffangbecken oder gar Zisternen zu bauen, sei vor den Toren Ohmdens aus geologischer Sicht schwierig, da auf einen Meter Lehmboden bereits Schiefergestein folgt. „Immerhin wird dadurch Regenwasser besser und länger gespeichert“, so Nething, der jedoch betont, dass längst nicht die gesamte Anlage bewässert wird. „Das wird nur auf den notwendigen Grüns und bei den Abschlägen gemacht.“
Beim GCKW verfährt man gleich, wie Geschäftsführerin Dagmar Katrin Mack verrät. „Wir regeln das mit automatischen Beregnungssystemen, die meist nachts aktiv sind.“ Um in Zukunft möglichst wenig oder kein Wasser zukaufen zu müssen, plant der Verein oberhalb von Bodelshofen, einen fünften See auf seiner Anlage anlegen zu lassen. „Mit Genehmigungsverfahren und Bauausschreibung wird das aber noch ein paar Jahre dauern“, so Mack.
Hoffnung auf Regen
Auch Tennisvereine leiden unter der andauernden Trockenheit. „Aktuell haben wir aber noch keinerlei Beschränkungen bezüglich der Bewässerung unserer Plätze“, sagt Susanne Köpf, Pressewartin des TV Bissingen. „Allerdings ist in den Sommerferien sehr wenig Betrieb, so dass wir hier automatisch Wasser sparen. Eine regelmäßige Bewässerung, ohne dass jemand spielt, erfolgt bei uns grundsätzlich nicht.“ Nichtsdestotrotz halten sie es in Bissingen wie Phil Collins in seinem Hit: „Bis nach den Sommerferien hoffen wir auf ein häufigere natürliche Beregnung von oben. Die Plätze brauchen natürlich Wasser, da ansonsten die Platzqualität leidet“, so Köpf.
Ein paar Kilometer weiter beim TC Weilheim hat bereits ein Umdenken eingesetzt. Nach dem Dürrejahr 2018 entschloss sich der Verein, bei der Bewässerung der Tennisplätze etwas Nachhaltiges zu unternehmen. Wie der Vereinsvorstand mitteilt, wurde im Rahmen einer Generalsanierung ein Platz zum Allwetterplatz umgebaut, der keinerlei Bewässerung mehr benötigt. Darüber hinaus sorgt neue Technologie beim Umbau der Tennisplätze dafür, dass die Feuchtigkeit im Untergrund gespeichert werden kann und so die direkte Bewässerung stark vermindert wird. Außerdem macht eine automatische Bewässerung bei Nacht eine unkontrollierte Bewässerung am Tage durch die Spieler nicht mehr erforderlich. In der aktuell regenarmen Zeit wird die Beregnung der Tennisplätze auf ein Minimum zurückgefahren. Die Mitglieder wurden aufgefordert auf manuelle Beregnung ganz zu verzichten.
Beim TC Kirchheim ist die Bewässerung momentan noch an das Leitungswasser angeschlossen. „Leider“, wie Jugendwartin Anke Rieforth sagt. „Aber in der Neukonzeption der Anlage ist schon seit Beginn der Planung eine Regenwassernutzung mit Wasseraufbereitung für Clubhaus, Halle und Plätze vorgesehen, inklusive Rücklaufsystem in Zisternen.“ Da dies momentan noch nicht der Fall ist, wird angesichts der aktuellen Trockenheit nur bewässert, wenn auch unmittelbar danach gespielt wird. „Es erfolgt keine grundsätzliche Bewässerung zur allgemeinen Platzpflege“, beton Rieforth, „etwaige Schäden oder die vorübergehende Verschlechterung des Platzzustands werden damit in Kauf genommen.“ Aber auch die bedarfsweise Bewässerung halte sich aufgrund der beendeten Verbandsrunde und der Ferienzeit sehr stark in Grenzen. „Es ist zur Zeit wenig Betrieb auf der Anlage“, sagt Rieforth.
Mehr Betrieb herrscht da schon auf den Fußballplätzen – schließlich beginnt in knapp zwei Wochen die neue Saison im Amateurbereich. Im Stadion an der Jesinger Allee hat die Stadt Kirchheim als Eigentümerin die Bewässerung von drei auf zwei Mal pro Woche reduziert. „Wenn es nennenswerte Niederschläge gibt, werden die Anlagen sofort abgeschaltet oder auf ein Mal pro Woche getaktet“, erklärt Pressesprecherin Annette Heine. Eine Ausnahme bildet der Rasenplatz im Ötlinger Rübholz, der nach dem Teckbotenpokal Ende Juli renovierungsbedürftig war. „Um den Erfolg der Rasenbearbeitung inklusive Nachsaat zu gewährleisten, beregnen wir dort während der Sommerpause drei Mal pro Woche“, so Heine.
Nur ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge im Juli
Zu wenig Regen bei gleichzeitig zu hohen Temperaturen – laut der Hochwasserzentrale (HVZ) Baden-Württemberg fielen von Januar bis Juli nur rund 70 Prozent des Niederschlags, der im langjährigen Mittel für diesen Zeitraum üblich ist. Im Juli war es demnach mit rund 30 Millimetern sogar nur rund ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge.
Niedrigwasser in rund 85 Prozent der Gewässer in Baden-Württemberg ist die wohl drastische Folge. Laut HVZ liegt dabei der sogenannte Kennwertpegel unterhalb des niedrigsten Wasserstandes in einem durchschnittlichen Jahr.
Brisant ist diese Tatsache auch vor dem Hintergrund, dass so eine Niedrigwasserlage normalerweise erst im Herbst herrscht.
Im Landkreis Esslingen ist aus diesem Grund seit 22. Juli die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern untersagt. Auch wasserrechtliche Erlaubnisse, die eine Entnahme von Wasser aus einem oberirdischen Gewässer zulassen, werden bis mindestens 31. August widerrufen. pet