Lokalsport
Daumen drücken in Down Under

Volleyball Jelena Wlk aus Schlierbach verfolgt von Australien den Kampf ihres Ex-Teams Stuttgart um den DM-Titel.

Schlierbach. Die Volleyballerinnen des MTV Stuttgart sind auf dem besten Weg, zum zweiten Mal Deutscher Meister zu werden. In Australien, am anderen Ende der Welt, drückt eine ehemalige Mitspielerin kräftig die Daumen: Jelena Wlk aus Schlierbach.

Nach dem (vorläufigen) Kar­riereende verfolgt sie die Spiele ihres Herzensvereins in Down Under aufmerksam auf Instagram und Facebook. Die 27-Jährige kann sich gut vorstellen, nach ihrer Rückkehr wieder das blaue Trikot zu tragen. Beim MTV war sie als Juniorin dreimal deutsche, einmal sogar Vize-Weltmeisterin im Beachvolleyball. In der Halle gewann sie 2015 mit Stuttgart den DVV-Pokal und wurde dabei als beste Spielerin des Finales ausgezeichnet.

Im Oktober 2019 beendete „Jele“ vorläufig ihre ­Volleyball-Karriere, um mit ihrem Freund Patrick auf große Reise zu gehen. Sie flogen nach Australien, wollten mit einem zum Camper umgebauten Krankenwagen von Brisbane an der Ostküste aus den Fünften Kontinent umrunden. Doch Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Erst nach einem Lockdown von dreieinhalb Monaten, der ihren Zeitplan total durcheinander brachte, gings los nach Cape York, dem nördlichsten Punkt des australischen Kontinents. Wlk erinnert sich mit gemischten Gefühlen an die strapaziöse Tour: „Hunderte Kilometer schlimmste Schotterpisten. Heftige Schlaglöcher. Mehrere Flussdurchquerungen, bis zu einem halben Meter tief. Alles in allem ein richtiges Abenteuer.“ Aber dafür entschädigt mit weltberühmten Sehenswürdigkeiten wie Litchfield National Park, Alice Springs, Ayers Rock oder Kings Canyon.

Im Kakadu National Park erreichte sie die Nachricht eines Farmers aus der Nähe von Perth, sprich: über 5000 Kilometer entfernt im äußersten Südosten des Kontinents, der dringend Hilfskräfte für seine Obstplantage suchte. Die beiden sagten zu und machten sich auf den weiten Weg. Aber der war wegen der strengen Corona-Bestimmungen im Land mit großen Hindernissen ge­spickt, 14 Tage Quarantäne, Covid-Tests und zwei Polizei-Kontrollen inklusive.

Inzwischen arbeiten Jele und Patrick auf einer großen Ranch, auf der vor allem Äpfel geerntet werden. „Die Farmer sind supernett, die Arbeit ist echt okay. Wir fangen früh an, da es tagsüber bis 40 Grad heiß wird. Wir schlafen im Van, haben in der Farm jedoch Strom, Wasser, Dusche und eine Küche zur Verfügung.“

Nach acht Stunden Arbeit an fünf Tagen der Woche widmen sich die beiden Schwaben einem zweiten Projekt: einen Unimog, den sie preisgünstig erworben haben, zu einem Expeditionsmobil umzubauen. In Australien gibt es noch rund 1500 Mercedes-Fahrzeuge dieser Art, die zwischen 1980 und 1990 für die Armee aus Deutschland importiert wurden. Jele: „Die Zeichnungen sind fertig, der Umbau hat begonnen. Wenn wir fertig sind, ist der Van überflüssig und wird verkauft. Den Unimog bringen wir eventuell nach Deutschland mit.“

Wann das sein wird, steht noch in den Sternen. In einem Jahr. Oder später. Alles offen, schon wegen Corona. Bis dahin hält sich das Paar in seiner knapp bemessenen Freizeit sportlich fit - mit Beachvolleyball am Strand von ­Bunbury. In den Matches gegen einheimische Teams sind sie noch ungeschlagen. Klaus Schlütter