Bösingen. Als Schiedsrichter Markus Seidl das Spiel nach 90 stürmisch-verregneten Minuten abgepfiffen hatte, war kaum einer der Akteure zufrieden. Die Kirchheimer haderten mit einigen Referee-Entscheidungen, die Bösinger trauerten vielen vergebenen Chancen in Überzahl nach. Unterm Strich wahrten die Gastgeber mit dem Sieg ihre Chance auf den Klassenerhalt, während eine VfL-Rettung mittlerweile einem kleinen Wunder gleich käme.
Dabei hatte die Partie ansehnlich begonnen. Die Bösinger erspielten sich ein optisches Übergewicht und hatten schon in der sechsten Minute die erste gute Gelegenheit durch Goalgetter Daniel Steinwandel, der jedoch an VfL-Torspieler Timo Schurr scheiterte, der den verletzten Manuel Doll vertrat. Die Kirchheimer hatten sich in dieser Phase der Partie aufs Kontern verlegt, tappten jedoch ein ums andere Mal in die geschickt gestellte Bösinger Abseitsfalle. Insbesondere Emrah Basol (11./nach prächtigem Pass von Marius Nigl) und in multipler Ausführung Roberto Forzano konnten ein Lied davon singen.
Immer mehr wurde in dieser Phase des Spiels VfL-Goalie Schurr zum Fels in der Brandung. Der Keeper entschärfte zwei Großchancen von Torjäger Daniel Steinwandel (15., 32.), strahlte Sicherheit aus – und ermöglichte doch mit einer kleinen Unaufmerksamkeit, als er einen Schuss von Tobias Müller nicht festhalten konnte, das 1:0 durch Steinwandel (33.). Kurz vor der Halbzeit war er dann beim 2:0 des aus abseitsverdächtiger Position kommenden Goalgetters aus acht Metern machtlos (45.). Zuvor hatte freilich bereits VfL-Flügelflitzer Marius Nigl in einer Reklamationsdiskussion mit dem Referee den Kürzeren gezogen und den gelb-roten Karton gesehen.
Kurz danach nahm das Schicksal vollends seinen Lauf, als Ali Dede Ince an der Seitenlinie seinen Gegenspieler derart zu attackieren versuchte, dass Schiedsrichter Seidl für den Versuch eines groben Foulspiels die Rote Karte zückte. Bezeichnend war die folgende Großchance von Roberto Forzano, der quasi mit dem Pausenpfiff das Kunststück fertigbrachte, das Spielobjekt aus drei Meter Entfernung an den Pfosten des leeren Gehäuses zu hämmern.
Kurz nach dem Seitenwechsel folgte die wohl chaotischste Phase des indiskutablen Kirchheimer Spiels: Zunächst sah der bereits verwarnte Abwehrchef Sören Mende wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte. Vier Zeigerumdrehungen später verabschiedete sich dann auch noch Routinier Gaetano Caruana, der – gleichfalls verwarnt – den Schiedsrichter daran erinnert hatte unparteiisch zu sein.
Der Rest der VfL-Selbstzerfleischungsstory ist schnell erzählt. Im Spiel elf gegen sieben gab es für die Blauen nichts mehr zu holen. Die Bösinger bestimmten das Spiel, doch die verbliebenen Kirchheimer Akteure und vor allem Goalie Schurr stemmten sich tapfer mit Macht und Engagement gegen eine Blamage, ließen lediglich noch zwei weitere Treffer durch Manuel Bantle (63.) und Steinwandel (82.) zu und ermöglichten es der Mannschaft, halbwegs erhobenen Hauptes das Spielfeld zu verlassen.