Kirchheim. Hall trumpfte an der Jesinger Allee im Stil einer Spitzenmannschaft auf, hatte vor allem in der zweiten Halbzeit deutliche Vorteile. „Was uns stark machte, war unser Defensivverhalten. Wir haben keine einzige Torchance zugelassen“, freute sich Trainer Schift. Sein herausragender Mann war der defensive Mittelfeldspieler Philipp Wolf, der seine Jungs lautstark dirigierte, kein einziges Kopfballduell verlor und Ausgangspunkt vieler Haller Angriffe war.
Imponierend auch, was die Haller Offensivabteilung zu bieten hatte. Was Torjäger Kocak, Sipahi, Sasso und Tiryaki auf den holprigen Rasen zauberten, war zum Zunge schnalzen. Stellvertretend dafür stand das fünfte Tor – ein Lehrbuch-Konter von drei Hallern, die gleich sechs VfL-Abwehrmänner per Doppelpass, Flanke und einem gelungen Torabschluss wie Schulbuben stehen ließen.
Dabei hatte es in der ersten halben Stunde noch nicht nach einer derartigen Klatsche ausgesehen. Der VfL bewegte sich mit dem bis dahin harmlosen Tabellenzweiten auf Augenhöhe und hatte sogar die Chance, in Führung zu gehen. Doch Caruana köpfte den Freistoß von Basol neben die Kiste (17.). Dann eine Schlüsselszene für den weiteren Verlauf des ganzen Spiels: Ausgerechnet Rückkehrer Nigl unterlief bei seinem Pflichtspiel-Debüt ein dummes Foul innerhalb des Strafraums. Völlig unnötig, denn der Zweikampf fand an der Torauslinie statt. Der Pfiff des Schiedsrichters kam prompt. Kocak hämmerte den Ball vollspann zum 0:1 unter die Latte (30).
Die Kirchheimer hatten den Schock noch nicht verdaut, da schlug es zwei Minuten später nach einer Super-Kombination schon zum zweiten Mal ein. Sihapi setzte sich am rechten Flügel durch und bediente Kocak. Dessen Rückpass ließ sich Sasso mit einem Flachschuss zum 0:2 nicht entgehen. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel schon so gut wie entschieden. Wer nun glaubte, die Kirchheimer würden sich noch einmal aufbäumen, sah sich getäuscht.
Im Gegenteil. In der zweiten Halbzeit spielte nur noch eine Mannschaft – die Haller Sportfreunde. Und die Tore fielen wie reife Früchte. Erst rettete VfL-Torwart Doll bei Kocaks Kopfball noch mit einer Blitzreaktion (64.), dann krönte der kleine Wolf seine überragende Leistung mit einem Kopfball nach Ecke zum 0:3 (67.). Innerhalb von fünf Minuten schlug es bei den nun resignierenden Platzherren noch zweimal ein. Flanke Lienert, Kopfball Kocak (69.). Das zehnte Saisontor des wendigen Mittelstürmers. Schließlich das 0:5 wie eingangs geschildert durch den eingewechselten Ruiz-Maile (72.). Damit gaben sich die Haller dann endlich zufrieden.
In dieser Form sind die Sportfreunde ein heißer Aufstiegskandidat, obwohl Trainer Schift sagt: „Heidenheim, Göppingen und Ravensburg haben bessere Voraussetzungen dafür.“ Der VfL dagegen taumelt weiter dem Abstieg entgegen. Trainer Rueff musste eingestehen: „So, wie wir in der zweiten Halbzeit aufgetreten sind, haben wir in der Verbandsliga nichts zu suchen.“