Weilheim. Für eine ausreichende Beschäftigung der Stadionkassierer dürfte morgen gesorgt sein. Spielt das Wetter mit, dürften über 500 Zuschauer ins Lindachstadion pilgern. Um zu ermessen, welche Bedeutung die kommende Partie aus Weilheimer Sicht hat, reicht ein Blick auf das Starterfeld. Es ist wahrlich ein illustrer Kreis, in dem sich der TSVW aktuell im WFV-Pokal tummelt. Unter den Achtelfinale-Teilnehmern findet man zwei Ex-Bundesligisten (SSV Ulm, Stuttgarter Kickers), einen einstigen Zweitligisten (SSV Reutlingen, morgen Gast beim SV Ebersbach) sowie den Drittliga-Aufsteiger SG Sonnenhof Großaspach.
Solch ein großes Los wurde zum Weilheimer Leidwesen zwar nicht gezogen – sie müssen morgen gegen einen Verbandsligisten ran – doch die Chance auf einen Viertelfinaleinzug verschlechtert dieser Fakt nicht unbedingt. „Wir haben uns regelrecht in dieses Achtelfinale gekämpft“, erinnert Weilheims Sportlicher Leiter Günther Friess an die ersten drei Partien im Wettbewerb. „Nun wollen wir alles geben, um vielleicht eine weitere Überraschung zu schaffen.“
3:1 gegen den Landesliga-Konkurrenten FC Frickenhausen, 3:2 nach Verlängerung gegen den Oberligisten VfR Aalen II sowie das glückliche 7:6 in Sontheim im Elfmeterschießen – so die Pokal-Zwischenbilanz aus Weilheimer Sicht. Der überragende Kunstrasen-Auftritt gegen den VfR Aalen während der Teckbotenpokal-Woche ist Friess dabei besonders im Gedächtnis haften geblieben und ein Maßstab. „Unser Team hat in diesem Match gezeigt, was es zu leisten imstande ist“, sagt der durch zwei ärgerliche Punktspiel-Niederlagen derzeit eher sorgenvolle Funktionär hoffnungsfroh.
Jetzt gelte es, den Teamgeist aus jener „Aalener“ Partie zu wecken. Geht es nach dem Trend, kommt für die Weilheimer die Pokalpartie allerdings reichlich ungelegen. Zwei 1:2-Niederlagen hintereinander haben die größten Optimisten unter der Limburg kleinlauter werden lassen. Der WFV-Pokal als Motivationspille für den Liga-Alltag? Durchaus denkbar. Ein Thema ist zudem ab sofort Neuzugang Marco Parrotta. Der lange Jahre beim FC Frickenhausen und zuvor beim FC Pforzheim kickende Torjäger könnte gegen Bissingen zu seinem Debüt kommen. Die Variante als Einwechselspieler ist dabei die wahrscheinliche.
Der Pokalgegner ist für die Weilheimer derweil ein unbeschriebenes Blatt. Noch nie kreuzten sich auf dem Spielfeld die Wege der beiden Teams. Die Bissinger qualifizierten sich mit einem 3:1 über den VfB Neckarrems fürs Achtelfinale. Für mit einem guten Gedächtnis ausgestattete Kirchheimer Fans ist der FSV als VfL-Relegationsgegner des Jahres 2005 bekannt. Die Teckstädter, damals mit dem aufstrebenden Trainer Michael Rentschler als Coach, sicherten sich vor etwas mehr als neun Jahren mit einem ebenso unerwarteten wie klaren 4:0 über den FSV 08 Bissingen vor 1 100 Zuschauern in Eislingen den Klassenerhalt in der Verbandsliga.
Fast ein Jahrzehnt nach diesem denkwürdigen Spiel ist der FSV 08 Bissingen aufgrund des besseren Torverhältnisses aktueller Verbandsliga-Tabellenführer vor dem letztjährigen Weilheimer Widerpart und Aufsteiger TSV Essingen. Eine Rückkehr in die Oberliga, welcher der FSV in der Saison 2012/2013 angehörte, ist mehr als ein Gedankenspiel in Bissingen. Der FSV ist die unumstrittene fußballerische Nummer eins in der im Rahmen der Gebiets- und Gemeindereform von 1975 gebildeten Stadt Bietigheim-Bissingen.
Im WFV-Pokal sorgte der morgige TSVW-Gegner bereits einmal richtig für Furore. 2004 wurde der FSV Bissingen nicht nur Bezirksligameister, sondern erreichte auch das WFV-Pokal-Finale. Am 19. Mai 2004 unterlag der krasse Außenseiter allerdings in Fellbach dem heutigen Zweitligisten VfR Aalen mit 0:8. Die Aalener scheiterten übrigens später in der ersten Runde am FSV Mainz 05 mit 2:5. Auf der Mainzer Trainerbank saß damals übrigens ein gewisser Jürgen Klopp.
Den "Aalener Geist" wecken