Kirchheim. Wer in diesen Tagen durch Albstadt fährt, der kommt an Manuel Fumic irgendwann nicht vorbei. Zumindest nicht, ohne ihn optisch registriert zu haben. Ein Aktionsfoto des 31-Jährigen bildet die Grundlage der Plakate, die überall in der 45 000-Einwohner-Stadt auf den Weltcup-Auftakt hinweist.
Es ist ein besonderer Weltcup – mit Albstadt fühlt sich Fumic sehr verbunden. 2005, bei der ersten Auflage der „Gonso Albstadt MTB Classic“, wurde er hinter seinem Bruder Lado deutscher Vize-Meister. Das Publikum in Albstadt ist gleichermaßen fachkundig wie enthusiastisch. Letzteres könnte für Fumic zum Pluspunkt werden. „Ich bin ein emotionaler Typ. Die Atmosphäre kann mich antreiben. Ich hoffe, dass die Leute mich den Berg hoch schreien“, bekennt er.
Den Berg hinaufschreien zum ersten Weltcupsieg eines männlichen deutschen Elite-Fahrers? „Ich mache keine Ansage. Die Topleute sind alle in glänzender Verfassung, es kommt letztlich auf die Tagesform an. Deshalb muss man vorsichtig sein mit Prognosen. Was ich sagen kann, ist, dass ich ein sehr gutes Gefühl habe“, meint er. Zu befahren gilt es einen 4,2 Kilometer langen Kurs, der in weiten Teilen neu gestaltet wurde und von dem der Kirchheimer sagt, dass er seinen Stärken entgegenkommt. Doch es wird ihm nichts geschenkt werden, wie er weiß. „Ein Weltcupsieg ist mein Ziel. Meine Motivation ist da, aber an solchen Kanonen wie Nino Schurter oder Julien Absalon muss man erst vorbeikommen.“
Der angepeilte Weltcupsieg bei den Elitefahrern – es wäre sein erster überhaupt – ist die eine Intension, eine konstante Weltcupsaison hinzulegen, die andere. Diese scheint ihm fast noch wichtiger. Die Weltcup-Saison 2012 hat er als Siebter beendet, auch weil ihm in Windham durch Defekte eine Nullnummer unterlief. Und das auch noch in Führung liegend. Aber es waren auch zwei zwölfte Plätze in der Vorsaison dabei. Solche Schwächen würde er gerne tilgen. „Der Weltcuplauf in Albstadt ist mir brutal wichtig, aber er ist nicht alles. Eine Woche später geht es in Nove Mesto weiter. Ich will in jedem Rennen einen Top-Fünf-Platz“, sagt er.
Als am Dienstag die neue Weltrangliste veröffentlicht wurde, da fand man seinen Namen an dritter Stelle. „Jetzt gehe ich erst mal feiern“, scherzte Fumic, machte aber deutlich, wie viel ihm die frischen Referenzen bedeuten. In der Weltrangliste werden alle Resultate der jeweils letzten zwölf Monate zusammengezählt, das Klassement ist also auch ein Beleg für Konstanz. Zudem bewirkt seit 2013 allein die Weltrangliste die genaue Startaufstellung beim Weltcup – die Rangliste ist wichtiger geworden. Weltranglisten-Dritter war vor ihm noch kein Deutscher gewesen. „Das war Fleißarbeit“, sagt Fumic.
Um im Ranking vorne zu bleiben, muss er vor allem in den Weltcups immer gut punkten und bei der Europa- und Weltmeisterschaft, wo es viele Zähler zu holen gibt. Die WM in Pietermaritzburg/Südafrika ist ein Highlight. „Ich will dort in die Medaillenränge fahren, denn die WM-Strecke liegt mir.“
Profi Fumic macht Fortschritte, spät zwar, aber er macht sie. Als er beim Team Cannondale Factory Racing unterschrieben hat, war er 38. der Weltrangliste. Um 35 Plätze hat er sich also verbessert.
Auch privat geht es Schritt für Schritt aufwärts. Heirat, Geburt des Sohnes Hugo und vor Kurzem jetzt der Umzug von Stuttgart nach Lindorf, wo die kleine Familie ein Haus bezogen hat. „Ich genieße das“, sagt Fumic und lässt sich auf seiner Terrasse die Sonne ins Gesicht scheinen. Die familiäre und häusliche Harmonie, die war schon immer wichtig für den Deutschen Meister. Ob die neue Wohnsituation ein paar Leistungs-Prozentpunkt mehr aus ihm herauskitzeln kann, wird sich am Sonntag ab 14 Uhr in Albstadt zeigen.