Hülben. Snowboardcross hat noch keine große Lobby und wird im Fernsehen eher selten gezeigt. Doch genau diesem Sport, der Mut, Geschicklichkeit und eine gewisse Resistenz gegen blaue Flecken erfordert, hat sich Felix Schwenkel aus Hülben verschrieben. Der 15-Jährige fährt seit vergangener Saison als Jüngster im Jugendbundeskader.
Begonnen hat Felix seine Karriere im Ski-Club Hülben. Die Familie ist skibegeistert, doch Felix zog es zum Snowboard. „Du darfst das machen, wenn du mich überholen kannst“, versprach der sportliche Vater Stephan Schwenkel. Das gelang im Alter von acht Jahren. „Felix war von Anfang an kamikaze-mäßig unterwegs“, erinnern sich beide Eltern. Es habe ihm nie schnell und herausfordernd genug sein können. Das glaubt man, wenn man die vier bis sechs Snowboardfahrer sieht, die beim Cross nebeneinander starten, die Hänge hinunterrasen, sich in die Kurven legen und um die Pole-Position kämpfen wie in der Formel 1. Körper- und Gleichgewichtsgefühl, Kraft, Planung, Taktik und natürlich die perfekte Beherrschung des Raceboards sind dafür Voraussetzung.
Anfangs, berichtet Felix, habe es nicht richtig gepasst mit Boots und Bindung. „Doch sobald das okay war, war ich Trainingsschnellster.“ Das Talent des damals Achtjährigen unter deutlich Älteren fiel früh auf. Mit zehn Jahren wurde er bei der Rookie-Tour für snowboardbegeisterte Kinder und Jugendliche am Feldberg entdeckt, die gleichzeitig Sichtung für den Landeskader war. Martin Nörl, damals als Snowboarder frisch im Weltcupteam, hatte den Start bei der Rookie-Tour vorgeschlagen.
Felix gelang auf Anhieb der Sprung in den Landeskader. Als Nächstes hätte die Aufnahme in die Elite-Sportschule in Oberstdorf angestanden. „Doch im dortigen Internat gab es keinen Platz. Snowboarder konnten zu dieser Zeit nicht genügend Erfolge aufweisen“, erzählt der Hülbener.
Doch dann tat sich eine Möglichkeit in Freiburg auf. Am 7. September vergangenen Jahres öffnete sich dort für den jungen Sportler eine neue Welt. Untergebracht im Internat geht er tagsüber zur Schule und danach zum Training. Radfahren, Koordinations- und Krafttraining, Physiotherapie und jetzt auch die Fahrschule, um das Hobby Motocross zu bedienen, lassen jeden Tag randvoll werden. „Doch die Schule hier verschafft uns Möglichkeiten, alles nachzuholen, was wir durch den Sport verpassen.“ Auch seinen Alltag, einschließlich Wäschewaschen, muss der 15-Jährige selbstständig organisieren. „Heimweh hatte ich nie“, sagt er. „Aber ich kannte kaum jemand im Internat und musste mir ein ganz neues soziales Netz aufbauen.“ Heim nach Hülben zu Familie und Freunden kommt er nur etwa jedes dritte Wochenende.
2021 stieg er in den Bundeskader auf. „Der Wille ist wichtig und eine gute Struktur“, sagt er. Wegen Corona sei zwar viel ausgefallen, doch jetzt fahre er FIS-Junior-Rennen, die auf den Europacup und dann auf den Weltcup zielten. Noch mehr Anstrengung wird das neue Jahr erfordern, denn dann ist der Realschulabschluss geplant. Die Noten seien gut, Probleme werde es wohl keine geben. „Bisher habe ich alles gut hinbekommen“, sagt der 15-Jährige. Er strebt eine weiterführende Schule an, eventuell die Fachhochschulreife. „Beruflich interessiert mich alles, was mit Technik zu tun hat“, verrät er. Und was bedeutet ihm das Snowbordfahren? „Es verschafft einen Adrenalinkick“, meint er. „Alles macht Spaß, das Training, die Rennen und die Anforderungen, die immer höher werden.“