Lokalsport
Der Beat lässt die Beine endlich wieder zucken

Tanzen Der TSC Kirchheim hat seine Choreografie präsentiert, mit der er nach knapp zwei Jahren Coronapause ab Februar in der Latein-Regionalliga antritt. Von Reimund Elbe

Sie hatten ein besonders schweres Päckchen zu tragen, doch jetzt scheint sämtliche Last von ihnen zu fallen: Nach rund zweijähriger, corona-bedingter Wettkampfpause will das Regionalligateam des TSC Kirchheim am 6. Februar wieder die große Tanzbühne betreten. Comeback-Ort: Weissach im Tal mit dem ersten von fünf geplanten Regionalliga-Turnieren.

In der Jesinger Gemeindehalle präsentierte das Latein-Team um Trainerin Pia Hantsch unlängst vor rund 40 handverlesenen, nach geltenden Corona-Richtlinien streng kontrollierten Gästen die neue Choreografie – was sonst immer als gesellschaftliches Ereignis daherkam, lief diesmal auf Sparflamme: Abstand, mit FFP2-Maske, wenig Smalltalk, ohne Catering. Das Spaltpotenzial für den Klub in der rund 24-monatigen Pause? Enorm. Teils gab es lediglich virtuelle Trainingseinheiten, Tänzerinnen und Tänzer hörten auf, doch immerhin fünf kamen dazu. „Ich ziehe meinen Hut“, zeigte sich TSC-Finanzchef Klaus Bender ergriffen über das erfolgreiche Bewältigen etlicher Pandemieprobleme.

Erleichtert und stolz wirkte daher die Übungsleiterin und ehemalige Bundesligatänzerin Pia Hantsch, als sie im Rahmen der Coreo-Präsentation das Ergebnis der vergangenen Monate präsentierte. „Es war ein Auf und Ab“, blickte die Kommunikationsmanagerin auf ihre Zeit als Tanz-Krisenmanagerin zurück.

Extrem erfreulich sei, dass ausreichend Paare für die Saison bereitstünden. Genau genommen sogar mehr als genug: Lediglich sechs Duos wären für die Teilnahme am Ligabetrieb vorgeschrieben. Von einer Ärztin, über eine Physiotherapeutin bis hin zum Altenpfleger reicht das Berufsspektrum im Team, aus der Kircheimer Ecke, Göppingen, Böblingen bis hin nach Ludwigsburg kommt es.

Neun Formationen haben für die Regionalliga-Saison gemeldet. Die Wettkampf-Stationen nach dem Start in Weissach lauten Weinheim, Ulm, Ludwigsburg und Rüsselsheim. „Mindestens drei der fünf Turniere müssen stattfinden, damit eine Saisonwertung erfolgen kann“, weiß Pia Hantsch.

Die Programm-Premiere ließ nun den Fleiß und Schweiß der vergangenen Wochen und Monaten erahnen, zigfacher Szenenapplaus war Indikator für die beachtliche Qualität des Gezeigten. „Spür‘ den Beat“ heißt das Motto der Choreografie, geleast vom Zweitliga-Topclub TSC Walsrode. Darin tauchen kultige Diskoklassiker wie „Let the music play“ von Shannon auf, sorgen für ein hohes Tempo auf der Tanzfläche.

Ausdruck und Technik gefragt
Beim Latein-Formationstanz, der Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive beinhaltet, geht es in erster Linie darum, künstlerische Ausdruckskraft und saubere Tanztechnik zu bieten sowie sich im Team synchron zu bewegen – ein ganz besonders anspruchsvoller Job für Neue wie Sandra Frieß. „Ich bin erst im vergangenen Oktober eingestiegen und hier sehr herzlich aufgenommen worden“, schwärmt die Göppingerin. Um auf tänzerisches Regionalliga-Level zu kommen, sei allerdings großer Wille und Disziplin notwendig gewesen. Vanessa Schmid zeigt sich nicht minder erfreut. „Das Tanzen hier hat für mich einen großen Mehrwert“, sagt die Ohmdenerin. Während des ersten Lockdowns sei ihr Entschluss gereift, im Klub zu beginnen. Allerdings tanze sie schon seit dem vierten Lebensjahr. Dass Kirchheim an einer Rückkehr in die zweite Bundesliga nicht uninteressiert sei, habe sie mitbekommen. „Bei dem Gedanken bekomme ich vor Aufregung Herzrasen“, sagt sie.

Bis der TSC in den Wettkampfmodus übergeht, feilen Tänzerinnen und Tänzer plus Trainerin noch am Programm. Pia Hantsch wird dabei noch Zusatzschichten schieben müssen. „Allein für den Regionalliga-Start in Weissach haben wir ein 17 Seiten umfassendes Hygienekonzept zugeschickt bekommen“, berichtet die Trainerin. Sie habe den festen Vorsatz, dieses durchzuarbeiten und umzusetzen.

Geistesblitz zur Geisterstunde

In Zeiten, in denen das Bestellen von Kleidung im Internet gang und gäbe ist, klingt diese Nachricht wie aus uralten Tagen: Das neue Turnier-Outfit des TSC Kirchheim entstand im stillen Kämmerlein in echter Handarbeit. Yvonne Kunze steckt dahinter. „Mitten in der Nacht hatte ich die Idee für das Outfit“, erinnert sie sich die ehemalige TSC-Tänzerin an den Geistesblitz zur Geisterstunde.
Das Resultat kann sich sehen lassen. Die Regionalligatänzerinnen treten in der neuen Saison mit knallgelbem Rock und schwarzen Oberteil an, die Männer ganz in schwarz. „Spür‘ den Beat heißt unsere Choreografie, die kontraststarken Farben sollen hierfür Power und Frische ausstrahlen“, erklärt Kunze.
Weit über 100 Stunden arbeitete die Ulmerin an ihrem Projekt – vom Zuschneiden der Stoffe bis zur Arbeit an der Nähmaschine.
Viel Konzentration war vor allem für das Auftragen der Glitzersteine, im Fachjargon Strass genannt, nötig. „Dies ist der anfälligste Teil“, erläutert die Hobby-Designerin. Bei den Turnieren falle laut Yvonne Kunze das ein oder andere Steinchen schon und beschere damit Zusatzschichten am Nähtisch. rei