Fußball: VfL Kirchheim bestreitet erstes Pflichtspiel seit über einem Jahr im WFV-Pokal – VfL II und Weilheim zu Hause
Der Dämmerschlaf endet an der Donau

Sie ist wieder da: Dreizehneinhalb Monate nach dem letzten Pflichtspielauftritt feiert die erste Mannschaft des VfL Kirchheim morgen im WFV-Pokal ihr Comeback. Auch die „Zweite“ und der TSV Weilheim sind im Verbandspokalwettbewerb gefordert.

Kirchheim. Mühlheim an der Donau ist nicht nur ein beschauliches Städtchen, sondern besitzt auch ein offizielles Nachtwächterteam, das für touristische Zwecke mit Gästen immer mal wieder durch die Gassen des Ortes streift. In der Nachtwächterstadt wird der VfL am Samstag ab 17 Uhr sozusagen aus dem fußballerischen Dämmerschlaf geweckt. Es scheint eine Ewigkeit her: Am 11. Juni 2011 (beim 2:3 gegen den SSV Reutlingen) lief letztmals eine „Erste“ des VfL in einem (Oberliga-)Pflichtspiel auf.

Unter der Teck beginnt eine neue Zeitrechnung. Dass die Kirchheimer trotz des Fast-Totalabsturzes immer noch einen guten Namen im Land haben, beweist der aktuelle Text auf der Homepage des morgigen Gegners VfL Mühlheim. Dort wird der Namensvetter aus Kirchheim in höchsten Tönen gepriesen. „Der Ex-Regionalligist ist ein Wunschlos“, jubelt der Schreiber, „der Club hat sogar schon im DFB-Pokal gespielt.“ Das Spiel sei zweifellos ein Fußball-Leckerbissen. Damit nicht genug der Vorschusslorbeeren. „Der VfL visiert den direkten Oberliga-Wiederaufstieg an“, heißt es auf der Homepage.

Wer die bisherigen Vorbereitungsspiele der völlig neu formierten Mannschaft von Trainer Stefan Haußmann gesehen hat, wird wohl eher auf die Euphoriebremse treten: Der Verbandsliga-Klassenerhalt dürfte für den VfL Kirchheim eher als realistisches Ziel taugen. Haußmann hat mit seinem Team zumindest gute Pokal-Perspektiven: Gelingt beim Landesliga-Aufsteiger ein Sieg, hätten die Kirchheimer in der zweiten Runde ein Freilos.

Wie in guten alten Zeiten besteht für Fans im Übrigen die Möglichkeit, gegen einen Obolus von zehn Euro im Mannschaftsbus mitzufahren. Ob die Kirchheimer Anhänger mit strahlenden Gesichtern zur Rückfahrt einsteigen werden, ist jedoch fraglich, denn die Mühlheimer schwimmen gerade auf einer Erfolgswelle. Dem Landesliga-Aufstieg (das Team setzte sich als Bezirksligavizemeister in der Relegation durch) folgte vor wenigen Tagen ein Sieg beim regionalen Hirsch-Weisse-Cup in Nendingen. Für den VfL heißt das konkret: Mühlheim wird ein Prüfstein.

Als ob es die Kirchheimer Fußball-Lethargie gleich richtig zu bekämpfen gelte, greift auch der VfL II als Bezirkspokalsieger morgen in den Württembergischen Verbandspokal ein. Gegner auf dem Kunstrasen am Stadion ist Verbandsliga-Absteiger TSV Essingen. Das Team aus der Nähe von Aalen will nach dem Abstieg am liebsten gleich wieder zurück in die Verbandsliga – mit Trainer Edgar Schmitt, in Fußballerkreisen besser bekannt als „Euro-Eddy“. Der einstige Profi des Karlsruher SC – unvergessen durch seine vier Tore beim 7:0 im UEFA-Pokal-Spiel am 2. November 1993 gegen den FC Valencia – hat als Saisonziel einen Platz „unter den ersten fünf“ angegeben. Vier Spieler hat Schmitt neu verpflichtet: Tim Ruth (VfR Aalen), Alexander Becht­hold (Normannia Gmünd), Mario Raab (DJK Stödtlen) und Oliver Vaas (VfR Aalen). Zu einem Wiedersehen mit dem ehemaligen Kirchheimer Oberligakicker Mischa Welm wird es allerdings nicht kommen. Gerüchte, die ein Engagement des Abwehrakteurs in Essingen beinhalteten, wurden von Essingens Spielleiter Helmut Maier zerstreut: „Unser Trainer hat kein Interesse. Wir sind auf der Position gut besetzt.“

Der neue Trainer des Kirchheimer U 23-Teams gibt derweil auch die Marschrichtung vor. „Wir brauchen Leidenschaft und Herzblut für den Verein, dann können wir Berge versetzen“, sagt Björn Kluger. Beim 0:0 gegen den TV Neidlingen im letzten Vorrundenspiel des aktuellen Teckbotenpokals war davon allerdings wenig zu sehen. Trotzdem: Der VfL II zog ins Achtelfinale ein und tanzt somit weiter auf zwei (Pokal-)Hochzeiten. Kluger: „Wir erwarten eine große Belastung mit den Spielen am Samstag, und bei Erfolg auch am Sonntag, aber der Kader ist bis auf die drei Urlauber Manafis, Malogu und Sagir komplett und verletzungsfrei. Der Kader wird am Samstag aufgesplittet und teilweise geschont, je nach Erfolg beim Teckbotenpokal.“

Beim lokalen Zeitungsturnier und im Verbandspokal ist auch Landesligist TSV Weilheim im Einsatz – die Spieler stehen vor einem schweißtreibenden Wochenende. Der WFV-Pokal-Gegner ist einer der (noch) unbekannten Sorte. Der FV Sontheim ist Landesliga-Aufsteiger und wird sich in der anstehenden Punktrunde am 11. November 2012 und am 26. Mai 2013 mit dem Team von Trainer Alexander Hübbe duellieren. Für den TSVW also so etwas wie eine Generalprobe auf die Landesliga-Saison. Die Aufwärmphase mit neun Punkten und 18:0 Toren aus den drei Vorrundenspielen beim Teckbotenpokal stimmt zumindest hoffnungsfroh.