Lokalsport
Der „erste Verlierer“ ist „mega zufrieden“

Mountainbike Luca Schwarzbauer wertet den vierten Platz bei der Europameisterschaft in Polen als Erfolg. Von Armin Küstenbrück

Krynica-Zdrój. Hoch sind mittlerweile die Ansprüche, die Mountainbiker Luca Schwarzbauer an sich selbst hat. War er vor Jahresfrist bei den Europameisterschaften noch eine Platzierung unter den besten Zehn das Ziel, nennt er sich als Vierter (wir berichteten) heute den „ersten Verlierer“.

Bei der Europameisterschaft in Polen, die im Rahmen der European Games ausgetragen wurde, war der Reuderner ambitioniert gestartet und lange Zeit das Tempo bestimmt, wie er es schon mehrfach in diesem Jahr bei den Weltcups gezeigt hatte. Doch als der Schweizer Lars Forster, der später Silber holen sollte, und der neue Europameister Vlad Dascalu aus Rumänien in der letzten Runde aus der kompakten Spitzengruppe heraus attackierten, hatte Schwarzbauer dem nichts entgegenzusetzen. „Ich war heut nicht ganz vom Kopf her nicht da, wo ich sein sollte, um um den Titel zu kämpfen“, räumte er nach dem Zieleinlauf im Bikepark von Krynica-Zdrój an der slowakischen Grenze ein. „Letztes Jahr wäre an einem Tag wie heute noch Zwanzigster geworden. Aber heute war ich nur 27 Sekunden hinter dem Sieger. Unterm Strich ist das mega zufriedenstellend.“

Nachdem Schwarzbauer vor einer Woche beim Weltcup in Österreich sowohl im Shorttrack als auch über die olympische Distanz jeweils Zweiter geworden war und damit das bislang beste Ergebnis seiner Karriere eingefahren hatte, waren die Erwartungen an die Europameisterschaft hoch. „Schließlich verliert man nicht binnen einer Woche nicht besonders viel.“ Doch der Erfolg in Leogang habe nicht körperlich Kraft gekostet, sondern mental: „Ich bin derzeit in absoluter Topform. Aber ich im entscheidenden Moment fehlte mir mental die Leistung, um dranzubleiben.“

Ein Grund mag auch das geänderte Umfeld sein: Während nach eineinhalb Jahren im Team Canyon-CLLCTV die Abläufe perfekt eingespielt sind, ist eine internationale Meisterschaft, bei der die Betreuung von der Nationalmannschaft übernommen wird, eine besondere Herausforderung. „Auch wenn das Team des Bundes Deutscher Radfahrer alles gegeben hat: es ist nicht mein gewohntes Umfeld.“

Für den 25-jährigen Vlad Dascalu ist es bereits der zweite Titel bei einer Europameisterschaft: In seinem bislang besten Jahr 2019 holte er in der U23-Klasse nicht nur den kontinentalen Titel, sondern wurde auch Weltmeister und gewann insgesamt vier Weltcup-Rennen bei den Espoirs. Während er im vergangenen Jahr in der Eliteklasse schon mehrfach sowohl im Shorttrack als auch über die olympische Distanz aufs Podium gefahren war, reichte es in diesem Jahr bislang im Weltcup noch nicht für die Top Ten.

In einem Jahr wird er den Titel in seinem Heimatland verteidigen: die Europameisterschaften 2024 werden in Rumänien ausgetragen, dann auch wieder gemeinsam mit den Nachwuchskategorien, die heuer in zwei Wochen im portugiesischen Anadia stattfinden werden.