Fußball-Verbandsliga: Der VfL Kirchheim verliert auch in Böblingen mit 0:2
Der Fahrstuhl rast weiter

Bei einem Zusammenprall zwischen Denis Marcelles und dem Linienrichter ging dessen Fähnchen samt Funkverbindung zur Schiedsrichterin zu Bruch. Als die Partie zehn Minuten später zu Ende war, hatten sich auch die Hoffnungen des VfL Kirchheim auf ein Unentschieden zerschlagen. Die „Blauen“ kassierten beim SV Böblingen mit 0:2 (0:1) die nächste Niederlage und die Lage im Tabellenkeller der Fußball-Verbandsliga wird immer bedrohlicher.

Kirchheim. Der Fahrstuhl der Teckstädter rast weiter nach unten, und es ist zu befürchten, dass er am Ende mit Karacho zu Boden kracht. „Hier war mehr drin als ein Punkt. Wir haben gut dagegen gehalten, teilweise das Spiel gemacht, aber das allein ist zu wenig. Uns hat die letzte Konsequenz gefehlt. Wir haben es nicht geschafft, für Druck und Gefahr zu sorgen“, lautete das Fazit von Trainer Ralf Rueff. Das Fehlen von Torwart Manuel Doll, den Spielern Großhans, Zaglauer, Basol und Helber ließ er nur bedingt als Ausrede gelten: „Es waren ja elf Männer auf dem Platz.“ Einer aus der Anfangself gesellte sich nach einer Viertelstunde zur „Verbandsliga“ im wörtlichen Sinne. Marius Nigl schied mit einer Fußprellung aus, und wurde durch den einzigen fitten Ersatzspieler Deni Kalfic ersetzt.

Marcel Helber (Zerrung im Hüftbeuger) wollte eigentlich nur zur moralischen Unterstützung mitfahren. Doch weil die zweite Mannschaft zur selben Zeit ebenfalls um die Punkte spielte und keine Anleihen möglich waren, herrschte Not am Mann. Helber fuhr noch mal schnell nach Hause und holte seine Sporttasche. So tauchte er in Böblingen überraschend auf dem Spielberichtsbogen auf. „Sonst hätten wir nicht einmal drei Ersatzleute gehabt“, meinte er. Am nächsten Wochenende im Heimspiel gegen Heidenheim II will er aber wieder auf dem Platz stehen.

Der Rasen im Stadion an der Stuttgarter Straße hat durch den langen Winter stark gelitten. Deshalb wurde das Spiel kurzfristig auf den Kunstrasenplatz verlegt. Kein Nachteil für den VfL, verfügt er doch auf reichlich Erfahrung auf diesem Geläuf. Rueffs taktische Ansage vor dem Spiel: Nicht zu tief stehen, bei Balleroberung rasch kontern und abschließen.

Der Tabellensiebte drückte sofort aufs Tempo und den VfL in die Defensive. Es dauerte keine acht Minuten, da schlug es zum ersten Mal ein. Ein 22-Meter-Freistoß von Knoll wurde leicht abgefälscht und hoppelte als Aufsetzer zum 1:0 ins Netz. Torwart Timo Schurr war machtlos. Nach 20 Minuten ließ der Böblinger Druck mehr und mehr nach, aber der VfL war nicht in der Lage, daraus Kapital zu schlagen. Für Gefahr sorgte lediglich ein gut getretener Freistoß von Moritz Gutmann, den Torwart Jach im Flug zur Ecke lenkte (37.). Sekunden vor der Pause hatte Kirchheim Glück, dass ein wuchtiger Kopfball von Fredel über die Latte strich.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste – gerade ein paar Minuten alt und schon rappelte es wieder im Kirchheimer Kasten. Die Abwehr, ansonsten solide, übersah den frei stehenden Abbruzzese auf halblinks, und der machte mit einem strammen Linksschuss ins lange Eck das 2:0. Es spricht für die Moral der Truppe, dass sie sich danach nicht hängen ließ. Im Gegenteil: Der VfL fightete zurück, doch spätestens am Strafraum war er mit seinem Latein am Ende.

Erst als die resolut pfeifende Karoline Wacker – sie überzeugte mit klaren Ansagen und verteilte fünf Gelbe Karten – zwei Minuten nachspielen ließ, kam der VfL zu seiner größten Chance. Roberto Forzano sprintete in eine zu kurze Rückgabe, doch sein Heber über den Torwart flog einen halben Meter am Pfosten vorbei. „Bei uns hat der Glaube gefehlt, hier etwas holen zu können“, meinte Marcel Helber. Den Glauben an den Klassenerhalt hat der Mittelfeldakteur allerdings noch nicht verloren: „Es folgen noch zehn Spiele. Da kann noch allerhand passieren.“