Er liegt unscheinbar inmitten der weitläufigen Landschaft nahe der Hahnweide und den Bürgerseen. Doch wer sich dem Verkehrsübungsplatz Birkhau vor den Toren Kirchheims außerhalb seiner gewöhnlichen Öffnungszeiten nähert, wird schnell merken, dass sich hier nicht nur fleißige Fahranfänger tummeln, die das Kuppeln oder Einparken üben. Ganz im Gegenteil: Wer im richtigen Augenblick kommt, hört bereits aus der Ferne jaulende Motoren und quietschende Reifen – hier treffen sich regelmäßig Motorsport-Cracks verschiedenster Klassen aus ganz Süddeutschland und drücken ordentlich auf die Tube – so auch beim Tag der offenen Tür des Motorsportclub Kirchheim/Teck (MCKT) anlässlich des 70-jährigen Bestehens.
Für Klaus Schlotterbeck, den Sportlichen Leiter des Clubs, steht dabei vor allem der Kontakt zu potentiellen Nachwuchstalenten im Fokus: „Im Rennsport spielt oft der familiäre Hintergrund eine Rolle. Ist das Rennfahrer-Gen bereits bei den Eltern vorhanden, wächst man als Kind meist automatisch in der Szene auf. Ansonsten hat man in jungen Jahren kaum Berührungspunkte mit dem Motorsport, da auch die finanzielle Hürde enorm ist.“
Doch dass dies nicht die Regel sein muss, will der MCKT mit dem Blick hinter die Kulissen unter Beweis stellen. „Jeder, der Interesse am Rennsport hat, ist bei uns willkommen. Wir wollen die Hürde so gering wie möglich halten und mehr junge Menschen für unseren Sport begeistern“, ergänzt Jugendleiter Felix Vogl.
Wie groß das Interesse tatsächlich ist, wird schnell deutlich: Während die Mitglieder der vier Abteilungsklassen – SuperMoto, Autoslalom, Kart und Kartslalom – in einzelnen Trainings ihr Können auf dem clubeigenen Gelände präsentieren, widmen sich die Fahrer und Trainer in den Pausen den neugierigen Fragen der Besucher. „Manche wollen etwas übers Racing und den Club wissen, manche aber auch nur beim Schrauben zuschauen oder die unterschiedlichen Fahrzeuge betrachten“, stellt Klaus Schlotterbeck fest.
Ähnlich breitgefächert zeigt sich auch die Resonanz an der Piste: Die waghalsigen Luftsprünge der SuperMotos ziehen vor allem die Blicke der Jüngeren auf sich, wohingegen die ältere Generation an den Autos Gefallen findet. Vom klassischen Oldtimer, der bei traditionsreichen Bergrennen an den Start geht, bis hin zum normalen Mini-Cooper mit Straßenzulassung – hier ist alles mit dabei. „Die SuperMotos, Karts und Jugendkarts sind wöchentlich zum Training auf der Strecke, die Autos hingegen nicht so oft. Deshalb nutzen die Fahrer die Gelegenheit und drehen besonders fleißig ihre Runden“, bemerkt Bernhard Luz, Erster Vorsitzender des MCKT.
Auch ein Vater, der mit seinen beiden Söhnen zu Gast ist, nimmt die bunten Flitzer genauer unter die Lupe: „Meine Jungs finden eher die Karts und die Zweiräder cool, deshalb kann ich mich in Ruhe den Autos widmen.“ Was für ihn am meisten Eindruck macht? „Der Geruch von verbranntem Gummi und Benzin, der in der Luft liegt. Das vermittelt einem sofort das Gefühl von Rennstrecke und Adrenalin.“ Diejenigen Besucher hingegen, die ihren eigenen Bleifuß und ihr Fahrgefühl auf die Probe stellen wollen, setzen sich ans Steuer des Race-Simulators, den der Club vor dem Vereinsheim aufgestellt hat.
Sicherheit ist das A und O
Welchen Stellenwert das Thema Sicherheit hat, unterstreicht derweil das Geschehen auf der Strecke. Stürze oder gefährliche Momente bleiben aus. Selbst bei jeder noch so kleinsten Gefahrenlage schwenken die Streckenposten sofort gut sichtbar für alle die gelbe Flagge. Das bedeutet: Obacht und Tempo reduzieren. Jedes Mal, bevor sich die Kartfahrer auf ihre schnellen Runden begeben, wird auf der langen Gerade mit Pylonen und Reifenstapeln zudem eine kleine Schikane eingebaut. Auch hier steht der Schutz der Fahrer über allem: „So verringern wir den Speed, bevor es auf die erste enge Kurve zugeht. Da wollen wir kein unnötiges Risiko eingehen“, betont Luz.
Genauso bedacht zeigt sich der MCKT hinsichtlich der Motorengeräusche. „Es gibt ein klares Reglement, wie laut ein Fahrzeug maximal sein darf. Wer sein Gefährt aufmotzt und unerlaubt lauter macht, hat in unserem Club nichts verloren“, verdeutlicht Klaus Schlotterbeck. „Der Wind kann den Motorenlärm sehr weit tragen. Unsere Nachbarschaft hat dadurch teilweise sowieso schon eine enorme Belastung, das wollen wir keinesfalls überstrapazieren.“
Nichtsdestotrotz ist es den Club-Verantwortlichen ein Anliegen, das Geschehen des rund 270 Mitglieder großen Vereins nach außen hin sichtbarer zu machen. „Viele Menschen in der Umgebung wissen gar nicht, was bei uns alles geboten wird. Für Motorsportler ist unsere Anlage ein wahres Paradies, weil es im süddeutschen Raum nichts Vergleichbares gibt. Deshalb haben wir auch ein riesiges Einzugsgebiet, was unsere Mitglieder betrifft.“
Impressionen vom Tag der offenen Tür finden sich in einer Bildergalerie unter
www.teckbote.de
Das ist der MCKT
Der Motorsportclub Kirchheim/Teck e.V. wurde am 7. Mai 1952 gegründet. Vorsitzender ist Bernhard Luz, der das Amt bereits seit März 2013 begleitet. Das sportliche Angebot des MCTK umfasst Jugend-Kart-Slalom, Kart-Rundstrecke, Jugend-Automobil-Slalom, Automobil allgemein und SuperMoto. Die größte Abteilung des Clubs ist die Gruppe der SuperMoto-Fahrer um Shootingstar Leon Heimann. Der 15-jährige Aalener, der kürzlich erstmals in den deutschen Nationalkader berufen wurde, gilt bundesweit als Hoffnungsträger in der SuperMoto-Szene.
Wer Interesse an einem Engagement beim MCKT hat, kann wöchentlich donnerstags ab 20.30 Uhr am Clubabend im Vereinsheim teilnehmen. Weitere Informationen gibt es auch online unter www.mckt.de.