Matthias Pohl ist Realist, auch wenn er weiß, dass er mit seiner Einschätzung faktisch falsch liegt. „Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand“, sagt er. „Wir müssen darauf setzen, dass die Konkurrenz verliert.“ Rein rechnerisch könnten sich Kirchheims Turner mit einem Heimsieg gegen die KTV Ries am Samstag ab 18 Uhr durchaus noch aus eigener Kraft vor dem Abstieg aus der zweiten Liga retten. Nur: Glauben mag daran keiner. Der Tabellenvierte aus dem bayerischen Schwaben ist klarer Favorit, hat mit dem Russen Ilya Kibartas und Maurice-Etienne Praetorius den besten und viertbesten Punktesammler der Liga in seinen Reihen. Die Kunstturnvereinigung aus dem Ries, ein Zusammenschluss von Vereinen aus Nördlingen, Deiningen und Harburg, kann auf 26 Jahre Zweitliga-Erfahrung bauen.
Ganz anders der Aufsteiger aus der Teckstadt, der seit dem zweiten Wettkampf mit Marcus Bay auf den Star der Mannschaft verzichten muss. Der Allrounder zog sich Anfang Oktober gegen die TG Allgäu bereits am zweiten Gerät einen Mittelfußbruch zu. „Mit Marcus wäre der Abstiegskampf wohl kein Thema gewesen“, sagt Matthias Pohl. „Er fehlt uns an allen Ecken und Enden.“ Fehlen wird am Samstag auch Arne Halbisch wegen eines Länderkampfs. Dafür geht Daniel Lee, Kirchheimer Neuverpflichtung vor der Saison aus England, zum vierten Mal für den VfL an die Geräte. Beim bisher einzigen Saisonsieg am 20. Oktober daheim gegen den TSV Buttenwiesen - den jetzigen Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg - war Lee Topscorer des gesamten Wettkampftages.
Die Mission Heimsieg am Samstag also doch nicht so aussichtslos? Zumindest nicht, wenn man Roland Grimm, dem Kollegen auf der Gegenseite glaubt. „In Kirchheim zu turnen, war noch nie einfach“, sagt der Trainer der KTV Ries. „Die Atmosphäre mit den Zuschauern so nah am Geschehen, das ist hier schon speziell.“ Grimm ergänzt: „Wir wissen, dass der VfL im letzten Wettkampf topmotiviert sein wird.“
Es geht um Gerätepunkte
Auch ohne Sieg zum Abschluss: Für die Gastgeber aus Kirchheim geht es an den Geräten um jeden Zähler, denn Tabellen-Schlusslicht TSV Buttenwiesen liegt nach Einzelpunkten gleichauf. Die noch sieglose Mannschaft aus dem Landkreis Dillingen empfängt zeitgleich den Tabellensechsten TV Schiltach und hat damit - zumindest auf dem Papier - im Fernduell die leichtere Aufgabe. Klar ist: Der TSV braucht in jedem Fall einen Sieg, sonst geht es runter. „Wenn man die bisherigen Ergebnisse vergleicht, ist unsere Hoffnung nicht wirklich groß“, meint Buttenwiesens Teamchef Markus Kehl, der immerhin auf seine stärkste Formation setzen kann. „Wir werden bis zum Schluss kämpfen, aber es müsste schon ein Wunder geschehen.“