Lokalsport
Der letzte Triumph vor der Revolution

Teckbotenpokal Morgen in einer Woche beginnt die 57. Auflage des Fußballturniers beim TV Neidlingen, dessen letzter Triumph bereits 24 Jahre her ist. Von Reimund Elbe

Das Teckbotenpokal-Turnier in Neidlingen rückt näher, der letzte Erfolg des gastgebenden TVN liegt weit zurück. 24 Jahre ist es her, dass die Neidlinger in einem der denkwürdigsten Endspiele der Turniergeschichte die Oberhand behielten. Das Finale 1995 war auch aus einem anderen Grund ein ganz besonderes: Letztmalig spielten die Teams den Sieger nach altem Modus aus - mit einem Endspiel nach zuvor an getrennten Orten ausgetragenen Vorrunden. Am Abend des 6. September, ein Mittwoch, reckte schließlich Neidlingens Kapitän Thomas Schwarz nach einem 3:1 über den TSV Jesingen strahlend den Cup in den Kirchheimer Abendhimmel.

Es war die beeindruckende Schlussszene eines verrückten Finales, in dem die Jesinger Brüder Uwe und Sven Wascheck für ein Novum sorgten. Sie kassierten im Finale auf dem TG-Platz nicht nur kurz vor der Pause jeweils einen Platzverweis, sondern wanderten sogar innerhalb von nur 60 Sekunden vom Feld. „Die letzten fünf Minuten vor der Pause werden die Jesinger wohl nicht mehr so schnell vergessen“, schrieb damals der unvergessene Teckbote-Berichterstatter Eberhard Einselen.

24 Jahre später erinnert sich Uwe Wascheck augenzwinkernd an jene Aktion, die Schiedsrichter Olaf Penka aus Oberensingen mit der Roten Karte ahndete. „Mit Videobeweis wäre ich damals wohl davongekommen“, scherzt der 55-Jährige, der als gelernter Torwart in den 90er-Jahren häufig als Jesinger Feldspieler aushelfen musste.

Im Mittelfeld hatte Wascheck den Neidlinger Klaus Moll damals per hohem Bein zu einer Flugeinlage plus reichlich Akutschmerz verholfen. „Ärgerlich sind die Platzverweise für Sven und mich bis heute“, sagt der Jesinger, weil er in seiner aktiven Laufbahn liebend gerne einmal Teckbotenpokal-Sieger geworden wäre.

Abgerundet wird diese spezielle Geschichte durch die Tatsache, dass just Uwe Wascheck den TSV Jesingen nur neun Minuten vor dem Feldverweis in Führung gebracht hatte. Neidlingens Keeper Stefan Hitzer wehrte in der Szene zwar einen Schuss von Jesingens Offensivlegende Günther Waldschmidt ab, doch Wascheck stand goldrichtig. „Ich musste den Ball nur noch über Linie drücken“, erinnert sich der langjährige Jesinger Stadionsprecher.

Doch damit nicht genug. Nicht nur zwei Platzverweise, sondern auch zwei Treffer kassierte der TSVJ. Die Neidlinger Rolf Braun (Abstaubertor) und Rolf Schumacher (per Kopf) drehten das Match vor der Pause binnen 60 Sekunden. Fürs Endresultat sorgte letztlich Bernd Ruoß in der Nachspielzeit der zweiten Spielhälfte.

Jesingens damaliger Spielertrainer Rainer Ziegelin, er kickte im Finale selbst mit, fand nach der Endspielniederlage den entscheidenden Grund. „Einige waren heute wohl nicht richtig wach“, vermutete der kickende Coach.

Ausgiebige Party in Aichelberg

Von Müdigkeit war bei den siegreichen Neidlingern vor allen Dingen nach dem Match wenig zu spüren. Neidlingens Endspiel-Torwart Stefan Hitzer gehörte zu jener Partygruppe, die von Kirchheim per Bus in eine Gaststätte am Aichelberg fuhr und den Cup-Sieg ausgiebig feierte. „Die meisten von uns hatten vorsorglich für den nächsten Tag Urlaub eingereicht“, erinnert sich der mit über 600 TVN-Spielen versehene Keeper mit einem Schmunzeln.

Besser terminiert hätte der Neidlinger Triumph 1995 kaum sein können. Ein Jahr später ging der TVN als Titelverteidiger und zugleich Gastgeber ins revolutionierte Teckbotenpokal-Turnier, das erstmals als Wochenturnier ausgetragen wurde. Damit läutete der TVN eine neue Ära ein.