Kirchheim. Jeder Versuch ist zwecklos. Die Botschaft ist so unmissverständlich wie enttäuschend. Zumindest, wenn man in Thüringen lebt und Basketballfan ist. Schon seit vergangenem Wochenende geht in Jena nichts mehr. Die Sparkassen-Arena – mit 3 000 Plätzen restlos ausverkauft. Das Derby elektrisiert. Nicht nur die Fans, auch beide Gegner. Wer geglaubt hatte, Jena würde sich angesichts satten zehn Zählern Vorsprung auf die punktgleichen Verfolger Gotha und Kirchheim der Regeneration widmen, der irrt gleich zweifach.
„Wir gehen mit der ganzen Kapelle in dieses Spiel“, räumt Jenas Co-Trainer Stephan Frost alle Zweifel aus. Es gibt keine Verletzten, keiner wird geschont, allenfalls schwerere Beine könnte der eine oder andere haben. Der Tabellenzweite hat sein Training bereits an die bevorstehenden Play-offs angepasst, die Intensität trotz langer Saison nochmals deutlich erhöht. „Wenn du jetzt einen Gang zurückschaltest, garantiert dir keiner, dass die Mannschaft den Hebel rechtzeitig wieder umlegt“, sagt Frost.
Rund 80 Kilometer entfernt beim Gegner sieht man das genauso. „Alles andere wäre unprofessionell“, sagt Gothas Klub-Sprecher Jan Ludwig, der heute Abend mit 500 Fans aus dem eigenen Lager rechnet. Dass man bei einer Niederlage gute Aussichten hätte, gegen den mutmaßlich leichteren Gegner in die Finalrunde zu starten? „Das ist völlig irrelevant“, meint Ludwig. „Wir haben in dieser Saison gleich zweimal gegen die Hamburger verloren, auch wenn die jüngsten Verletzungen natürlich ein schwerer Rückschlag für die Towers sind.“
Sollten die Knights heute Abend völlig überraschend gegen den seit 13 Spielen sieglosen Absteiger verlieren, hieße das ohnehin: alles Makulatur. Für den Tabellenletzten wäre es der dritte Saisonsieg. Für die Knights zumindest kein Beinbruch. Damit bliebe man auf jeden Fall Vierter und würde am 8. April um 20 Uhr in eigener Halle auf ersatzgeschwächte Hamburger treffen. Verliert Gotha in Jena, wären die Knights am Ende Dritter – ein Heimsieg gegen Rhöndorf vorausgesetzt. Dann hieße der Viertelfinal-Gegner Trier, gegen den man im Februar zuhause sang- und klanglos verloren hat. Soviel zur Theorie. „Wir sind am Samstag in der angenehmen Situation, ohne jeden Druck in dieses Spiel gehen zu können“, sagt Michael Mai. Für Kirchheims Coach zählt in diesen Tagen nur eines: „Dass wir in zwei Wochen bereit sind für jeden Gegner.“
Dazu gehört, dass die Schlüsselfigur im Kirchheimer Spiel eine Ruhepause erhält. Spielmacher und Kapitän Richie Williams, der unter der Woche Individualtraining absolvierte, wird heute nur auf der Bank sitzen. Der Tempomacher ist seit Wochen doppelt angeschlagen. Probleme mit der Leiste, Schmerzen in der Schulter. Beim Heimsieg vergangenen Samstag gegen Nürnberg stand er nur deshalb in der Startformation, weil an einen Einsatz Besnik Bekteshis nicht zu denken war. Dessen Knöchelverletzung ist inzwischen auskuriert. „Er wird spielen“, versichert Michael Mai. Längere Pausen ist das, was Kirchheims Chefcoach zwei Wochen vor dem Saisonhöhepunkt am allerwenigsten gebrauchen kann. Es gilt, im Rhythmus zu bleiben. Was das für heute Abend (Spielbeginn 19.30 Uhr) bedeutet, ist die spannende Frage.