Lokalsport
Der MCKT setzt auf E-Karts – Saubermänner mit Wumms

Mit der Anschaffung des ersten Elektro-Fahrzeugs läutet der Kirchheimer Motorsportklub die Zeitenwende ein und setzt auf Nachhaltigkeit schon bei den Junioren. Der Nachwuchs ist begeistert von der neuen Technologie mit „sauberem“ Drehmoment.

Kurventechnik, Bremsverhalten, Ausweichmanöver - Im Kart-Training des MCKT auf dem Verkehrsübungsplatz in Lindorf lernen schon Kinder, ein Fahrzeug zu beherrschen. Foto: Carsten Riedl

Über dem Trainingsgelände riecht die Luft nach dem vertrauten Mix aus Benzin und Zweitakt-Abgasen. Die hohe Luftfeuchtigkeit unterstützt die Wahrnehmung. Und es knattert vernehmlich. Doch der Schein trügt. Die akustischen wie olfaktorischen Quellen sind keineswegs die Karts mit Verbrennermotor, die der Motorsportclub Kirchheim-Teck (MCKT) sein Eigen nennt, sondern zwei Vereinsmitglieder mit Rasenmähern, die die Grünanlagen auf dem vereinseigenen Verkehrsübungsplatz Birkhau vor den Toren von Lindorf pflegen.

Die konventionellen Karts hingegen sind durchaus hörbar, aber nicht lärmend. Der 200-Kubik-Viertaktmotor mit bis zu 6,5 PS ist gut gekapselt und die Abgasanlage offenbar optimal eingestellt. Doch es geht noch leiser, noch geruchsärmer. Neben dem Verbrenner-Kart ist die neueste Errungenschaft des Vereins ein E-Kart, hergestellt im baden-württembergischen Brackenheim, ausgestattet mit einem Elektromotor und angetrieben über einen Zahnriemen verursacht der Mini-Bolide lediglich ein leises Surren wenn er sich in Bewegung setzt. Die Kraftentfaltung ist dabei enorm, viel intensiver als im konventionell angetriebenen Sportgerät. Die Piloten, Mädchen wie Jungs zwischen sieben und 17 Jahre alt, werden regelrecht in die Sitzschale gepresst. „Die Alternative zum Zahnriemen wäre ein herkömmlicher Kettenantrieb gewesen“, sagt Benjamin Derr, Abteilungsleiter Jugend-Kartslalom im MCKT. Doch der würde wieder mehr Lärm verursachen, weshalb sich die Verantwortlichen beim Kauf des Sportgeräts für die Flüstervariante des Riemens entschieden – auch vor dem Hintergrund der nachhaltigen Nachwuchsgenerierung. „Viele Eltern entscheiden sich wegen der nicht eben umweltfreundlichen und lauten Verbrennertechnik gegen die Sportart für ihre Kinder. Mit dem E-Kart können die Kids nun emissionsfrei und nahezu geräuschlos fahren“, beschreibt Derr einen der Gründe für die Anschaffung. Ein weiterer ist freilich die Reglement-Vorgabe. Die sieht vor, dass Endläufe ab der südwestdeutschen Meisterschaft aufwärts nur noch mit E-Karts ausgetragen werden dürfen.

Doch der Fortschritt hat seinen Preis: knapp 10.000 Euro wurden für das Kart fällig, das aus den Komponenten Chassis, Antriebsstrang, Akkus und Reifen konfiguriert wurde. Bis zu 3,3 KW, umgerechnet etwa 4,5 PS, bringen die E-Karts auf den Asphalt – weil es die Software und das Reglement so will. „In der wildesten Einstellung, die den bezeichnenden Namen ‘Wheelie’ trägt, würde der Motor bis 15 PS leisten und 90 Stundenkilometer schnell sein“, klärt MCKT-Jugendleiter Felix Vogl, einst selbst aktiver Kartfahrer, auf. Im Slalom wird hingegen parcoursbedingt kaum schneller als Tempo 50 gefahren. Für Eltern ist der Einstieg in den Sport übrigens finanziell überschaubar. Neben der Familienmitgliedschaft, die pro Jahr 60 Euro kostet, fallen an Trainingsgebühren pro Kind lediglich 50 Euro pro Jahr an. Neben dem zur Verfügung gestellten Kart sind alle Verbrauchs- und Verschleissmaterialien inklusive.

Die Trainingsgruppe der Jugendkart-Slalomfahrer umfasst derzeit rund zehn Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 17 Jahre. Trainiert wird jeden Dienstagnachmittag. Der Kart-Fuhrpark des MCKT umfasst aktuell fünf Fahrzeuge, die Schritt für Schritt alle auf die Elektro-Technologie umgerüstet werden sollen. „Pro Fahrzeug wird uns das rund 3.000 Euro kosten“, rechnet Felix Vogl vor. Ohne die Förderung durch den ADAC und private Sponsoren sei das nicht zu stemmen, so der Jugendleiter weiter. 

Der einzige Gegner ist die Uhr

Der Ablauf des Trainings ist stets der gleiche: nach der Vorbereitung der Karts marschieren die Fahrerinnen und Fahrer mit ihrem Instruktor quasi im Gänsemarsch den aus gefühlt hunderten Pylonen bestehenden Parcours ab, prägen sich Richtungen, Wendungen, Schikanen und Kurven ein. Danach erfolgt das Anlegen der Schutzkleidung, bestehend aus Rennoverall, Helm, Handschuhen und Schuhen, sowie das Aufwärmen der Reifen. Es ist der einzige Zeitpunkt im Training, zu dem mehr als ein Kart im Parcour unterwegs ist. Ansonsten hat man nur einen Gegner: die Uhr. In den Rennen, von denen eines auch jährlich an Muttertag auf dem MCKT-Gelände stattfindet, werden zwei Wertungsläufe gefahren und eventuelle Strafsekunden für stark verschobene oder umgefallene Pylonen zu einem Gesamtergebnis addiert.

Einer, der schon lange dabei ist, ist Samuel Derr. Der 14-jährige Kirchheimer begann mit sechs Jahren mit dem Kartsport und fuhr schon um die Deutsche Meisterschaft mit. Vom E-Kart ist Samuel begeistert. Es sei zwar schwerer durch die Kurven zu bewegen, liege aber durch die Akkus auf jeder Seite neben dem Fahrer auch satter auf dem Boden als die Verbrennermodelle, gibt Samuel seinen fachmännischen Kommentar ab. Hohe Geschwindigkeiten werden beim Slalom kaum gefahren. Entsprechend gibt es auch kaum Unfälle. Vielmehr kommt es auf die Bedienung und die Beherrschung der Karts an, auf Bremswege, Ausweichmanöver und Kurvenverhalten.

Der Verein selbst hat eine bis ins Jahr 1952 zurückreichende Tradition, veranstaltete bis 1983 die legendären Neuffener Bergrennen und auch Kart-Rundstreckenrennen auf der Birkhau. Mangels Auslaufzonen waren die aber seit 2002 nicht mehr möglich. Dafür bietet der MCKT noch Zweiradsport in der Super-Moto-Klasse und mit dem Pit-Bike, sowie  den Automobil-Slalom und die Teilnahme an Bergrennen. Prominentester Vertreter des Vereins ist in dieser Sparte der Schlattstaller Marc Längerer.