Ein Türke und ein Ukrainer sollen die Lücke schließen, die ein Englänger gerissen hat – die Kirchheimer Turnwelt wird vor Beginn der Zweitligasaison Ende September internationaler. So hat sich der langjährige Punktegarant Daniel Lee nicht nur vom VfL, sondern generell vom Turnsport verabschiedet: Der 24-Jährige von der britischen Kanalinsel Jersey hat sich dem weltberühmten Cirque du Soleil angeschlossen und verdient seinen Lebensunterhalt inzwischen in Las Vegas – kein ungewöhnlicher Karriereschritt, besteht der Entertainment-Gigant aus Kanada doch neben Theaterschauspielern und Musikern hauptsächlich aus Artisten und Turnern. „Er wollte eigentlich in die englische Nationalmannschaft“, weiß VfL-Teamkoordinator Matthias Pohl, „aber das hat nicht geklappt.“
Die vakante Ausländer-Position beim amtierenden Meister der 2. Liga Süd teilen sich Yunus Emre Gündogdu und Dmytro Zalutskyi, die statutengemäß in keinem der sieben Saisonwettkämpe gleichzeitig an die Geräte gehen dürfen. Gündogdu, der sich selbst dem VfL angedient hat, gilt als der Stärkere der beiden Neuen, schlägt er doch mit der Empfehlung mehrere Einsätze für die türkische Nationalmannschaft bei Europa- und Weltmeisterschaften in Kirchheim auf. Ferner hat er bereits drei Medaillen an den Ringen beim World Challenge Cup geholt.
Auf Zalutskyi sind die Kirchheimer in Fellbach gestoßen, wo der Ukrainer Anfang Jahres für den TSV Schmiden in der Verbandsliga turnte. Mit 15 ist er der mit Abstand Jüngste im VfL-Team, dessen Kader über den Sommer im Umbruch steckt – der Abgang von Nachwuchstalent Alexander Kirchner zum Erstligisten TV Wetzgau wiegt nicht minder schwer als der von Lee. „Er reißt eine große Lücke, ist kaum zu ersetzen“, sagt Matthias Pohl, der allerdings auf arrivierte Kräfte wie Marcus Bay, Manuel Hofmann, Markus Neher und Yasin El Azzazy setzen kann.
Ob und wie Manuel Halbisch das Team verstärkt, hängt vom Terminkalender im internationalen Klippenspringen statt – der 25-Jährige bestreitet rund um den Globus Wettkämpfe im High Diving, war unlängst der erste Deutsche überhaupt, der sich für eine WM in der nicht-olympischen Sportart qualifizierten konnte.
Unabhängig aller personellen Unwägbarkeiten geben sich die Teckstädter vor dem Saisonstart selbstbewusst: „Unser Ziel ist klar: Wir wollen unseren Titel als Meister verteidigen“, heißt es auf dem Instagram-Kanal der Männermannschaft, auf die insgesamt drei Heim- und vier Auswärtswettkämpfe warten. Ob und wie sehr es von Nachteil ist, dass es gegen die vermeintlichen Topteams ausnahmslos auswärts geht? „Wir müssten den ersten Wettkampf abwarten und dann mal schauen“, betont Matthias Pohl vor dem Auftaktduell am 23. September beim TSV Monheim, in der Vorsaison Vierter und neben der KTV Ries (amtierender Vizemeister), Exquisa Oberbayern (Vorjahresfünfter) und dem TSV Buttenwiesen (Siebter) einer der Kirchheimer Hauptkonkurrenten im Kampf um die Spitze.
Neu dabei und darum schwieriger einzuschätzen sind die Aufsteiger TG Hanauerland und TV Bühl sowie die aus der Nordstaffel der 2. Liga umgruppierte WTG Heckengäu.