Lokalsport
Der nächste Vertrag bei den Knights steht: Die Henry-Show bleibt auf Sendung

Basketball Mit dem 24-jährigen Briten setzen die Knights in ihren Planungen weiter auf Kontinuität. Bei Besnik Bekteshi stehen die Zeichen auf Abschied. Von Bernd Köble

Es ist ein Phänomen, dem man im Sport allzu häufig begegnet. Da hat einer Talent und bringt körperlich alle Voraussetzungen mit, um ein Großer zu werden, und dann zeigt sich: Der Bursche hat zu viele Flausen im Kopf. Auf dem Spielfeld zur Weißglut getrieben hat Kayne Henry seinen Trainer in der zurückliegenden Saison nicht nur einmal. Als einer, der in kein Schema zu passen scheint und dem gerade deshalb die Sympathien der Fans regelrecht zufliegen. Trotzdem oder gerade weil der 24-jährige, stets gut gelaunte Brite als basketballerischer Wildfang gilt, heißt es nun: Die Reise geht für ihn in Kirchheim weiter. „Ich war immer ein Fan von ihm“, meint sein Trainer Igor Perovic. „Kayne ist ein liebenswerter Mensch und ein toller Typ. Was ihm gelegentlich gefehlt hat, war der Fokus auf dem Wesentlichen.“ 

Und möglicherweise auch ausreichend Gelegenheit, seine fraglos vorhandenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, die da sind: Schnelligkeit, Athletik, Sprungkraft. „Wir haben in den vergangenen Wochen viel mit ihm geredet“, sagt Knights-Sportchef Chris Schmidt. „Ihm klar gemacht, dass wir eine tragende Rolle
 

„Wir haben in den vergangenen Wochen 
viel mit ihm geredet.
Chris Schmidt
Der Knights-Sportchef zur Entscheidung, Kayne Henry das Vertrauen für eine weitere Saison auszusprechen.
 

für ihn vorgesehen haben, wenn er bereit ist, aus Fehlern zu lernen.“ Henrys Tempo bei immerhin 2,02 Metern Körpergröße fügt dem Kirchheimer Spiel eine neue Dimension hinzu: Die aus London stammende Frohnatur mit der gewaltigen Spannweite und der Sprungkraft eines Kängurus kann im Prinzip auf allen fünf Positionen verteidigen. Beim Heimsieg Anfang April gegen die Artland Dragons raubte er seinem 114-Kilo-Kontrahenten Marco Bacak vollständig die Lust am Spiel und war am Ende selbst mit 24 Punkten erfolgreich.

Henry ist in dieser dritten Juniwoche bereits der sechste Spieler aus dem letztjährigen Kader, der seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzt. Ein Kurs, der durchaus Tücken hat. Mit der Trennung von Ty Nash, einem der dominierendsten Center der abgelaufenen Saison, gehen die Knights, zumindest auf den ersten Blick, ohne adäquaten Ersatz ins Risiko. Headcoach Igor Perovic sieht das völlig anders. Nick Muszynski, dem 24-jährigen letztjährigen Back-up, traut er zu, die Lücke zu schließen. Mehr noch: Sein Erfolgshunger und seine Entwicklungsfähigkeit seien groß genug, um einen zehn Jahre älteren Routinier wie Nash zu überflügeln.

Perovic setzt sich also durch mit seinem Kurs, der für ihn zum ersten Mal in seiner bisher dreijährigen Zeit als Trainer der Knights vor allem eines bedeutet: Kontinuität. Verbunden mit der Chance, das zu tun, wofür sein Name steht: Talente weiterentwickeln, Spielern den Weg aufs nächste Level zu ebnen. In einer einzigen Saison nach wiederholtem Neubeginn war das nur schwer möglich. Für Sportchef Chris Schmidt ein Grund, trotz anfänglicher Zweifel den personellen Wünschen des Trainers nachzukommen. „Wir hatten am Ende einer jeden Saison mit Igor immer eine Entwicklung“, stellt er fest. „Ich würde gerne sehen, was er aus einer Mannschaft herausholt, mit der es schon eine Basis gibt.“

Festes Budget für US-Guards

Eine Basis, die im Moment dort endet, wo der Name Besnik Bekteshi steht. Der einzig waschechte Kirchheimer in der Stammformation droht in diesem Sommer finanziellen Zwängen zum Opfer zu fallen, nachdem der Spieler-Etat zuletzt geschrumpft war. Dass man den 30-jährigen Aufbauspieler gerne weiterverpflichtet hätte, wird zwar offiziell bekundet. Doch drei gesetzte Deutsche in der Rotation und ein festgeschriebenes Budget für zwei US-Guards, die noch kommen sollen, engen den Spielraum ein. Keine Kompromisse auf den beiden noch zu besetzenden Aufbau-Positionen, nur um mehr Tiefe in den Kader zu bekommen – auch das ein klarer Wunsch des Trainers. „Diese beiden Personalien müssen sitzen“, sagt Chris ­Schmidt mit Blick auf den bisherigen Kader, der vor Talenten strotzt, aber wenig Erfahrung widerspiegelt. Deshalb will man sich für die beiden zentralen Positionen des Spielmachers und dem, der ihm Feuerschutz bieten soll, am längsten Zeit lassen. Falls nötig, sogar bis über den offiziellen Trainingsauftakt am 21. August hinaus.

In den nächsten Wochen werden die Geschäfte weitgehend ruhen. Schmidt und Perovic verabschieden sich in den Familienurlaub an der Adria. Perovic zieht es ins eigene Ferienhäuschen südlich von Dubrovnik. Schmidt geht einige Kilometer weiter nördlich in Kroatien auf Segeltörn. Danach gilt es, die letzten Lücken im Kader zu schließen und einen Umzug vorzubereiten. Die Geschäftsstelle der Knights geht wieder einmal auf Wanderschaft – zum fünften Mal in den vergangenen zwölf Jahren. Diesmal in Räume des neuen Namenssponsors in Jesingen, der sich künftig auch im Logo des Zweitligisten niederschlagen soll. Wie, das bleibt bis Juli ein streng gehütetes Geheimnis.