Um 20.08 Uhr huschte Rainer Veit ein kurzes Lächeln übers Gesicht. Es war der Augenblick am vergangenen Freitagabend in der Jesinger Gemeindehalle, als aus dem kommissarischen Bezirksvorsitzenden offiziell ein Vorsitzender für die Dauer von drei Jahren wurde. Die Wahl des Raidwange-ners erfolgte nahezu einstimmig.
Ein Gegenkandidat? Nicht vorhanden. Veit bewies im Anschluss eindrucksvoll, dass er in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen fleißig Strippen gezogen hatte, um den Bezirksvorstand personell zu erneuern. Gleich fünf Einsteiger präsentierte der neue Chef des Bezirks Neckar/Fils den über 100 Klubvertretern.
Besonders eine Personalie ließ dabei aufhorchen: Die seit Mitte vergangenen Jahres vakante Funktion des Sportgerichtsvorsitzenden ist wieder besetzt. Andreas Gerstenberg („Ich studiere aktuell Jura“), in der Teckregion unter anderem bekannt als Trainer des VfL Kirchheim zu Landesligazeiten, ist offizieller Nachfolger des Mitte 2017 zurückgetretenen Siegfried Bippus. Bis zur kommenden Saison soll das Sportgericht-Dreiergremium laut Veit dann wieder komplettiert werden.
Der 37-jährige Gerstenberg steht sinnbildlich für den fast schon radikalen Verjüngungsprozess im Bezirksvorstand, mit dem Rainer Veit selbst Insider überraschte. Für den neuen Sportgerichtsvorsitzenden Gerstenberg kommt es übrigens im Gremium zu einem Wiedersehen mit Sandra Grill, mit der er vor über drei Jahren phasenweise das Training der Weilheimer Landesliga-Fußballerinnen geleitet hatte. Als neue Frauenbeauftragte steht auch sie für diesen Generationenwechsel - mit 32 Jahren ist sie nicht einmal halb so alt wie ihr Vorgänger.
Nur einer erwähnt Stradinger
Jener, Heinz Thumm, wurde unter lang anhaltendem Beifall durch WFV-Präsidiumsmitglied Rainer Domberg mit der Verbandsehrennadel in Gold ausgezeichnet. Domberg war übrigens einziger Redner beim Bezirkstag, der den Namen Karl Stradinger (blieb der Tagung fern) erwähnte. „Ich kenne Karl seit 40 Jahren, schätze ihn in hohem Maße“, sagte der Gastredner über den ehemaligen Bezirksvorsitzenden, „ich sehe mich nicht in der Lage, die Ursachen für diese Probleme der vergangenen Monate zu erforschen.“
Auch auf der Position des Bezirksspielleiters gibt es einen Generationenwechsel. Johannes Veit (34) aus Großbettlingen folgt auf den in Jesingen mit der WFV-Verdienstmedaille in Gold verabschiedeten Bernd Schraitle. „Wir sind jetzt rund 70 Jahre jünger geworden“, scherzte Rainer Veit bezüglich der Neuaufstellung des Vorstands.
Keine Überraschung ist, dass der routinierte Hardy Wolf, Chef der Esslinger Schiedsrichtergruppe, nun auch Bezirksobmann ist. Dessen Vorgänger Harald Kuhn, nun Stellvertretender Vorsitzender des Bezirks, folgt in dieser Position auf Josef Roth. Der Nürtinger Janusz Szuta ist ebenso neu im Bezirksvorstand. Der erfahrene Schiedsrichter und einstige Multifunktionär in diversen Vereinen des Bezirks und einziger „Ü60“-Neuzugang des Gremiums kümmert sich um „Bildung und Qualifizierung“ und ist Referent für Freizeit- und Breitensport.
Schlusswort von Rainer Veit nach exakt 100 Minuten Tagungsdauer: „Ich bin guter Dinge, dass wieder Ruhe im größten Bezirk in Württemberg einkehren wird.“ Der Jesinger Abend gibt für diese Hoffnung durchaus Anlass.