Kirchheim. Vor Beginn ihrer vierten Saison in Deutschlands dritthöchster Liga schlagen Kirchheims Turnmänner zurückhaltende Töne an. „Ziel ist der Klassenerhalt. Am besten so früh wie möglich“, sagt Trainer Matthias Pohl. „Mehr ist dieses Jahr nicht drin“, ergänzt Teamsprecher Simon Paul, der mit Marcus Bay und Julian Hausch den Kern der 14 Turner starken Truppe bildet, in der drei Punktelieferanten aus dem Vorjahr fehlen. Moritz Pohl und Jonathan Kriegelstein sind studienbedingt im Ausland, Tobias Wahl steckt mitten im Staatsexamen – unter diesen Voraussetzungen den vierten Platz der Vorsaison zu wiederholen, scheint ausgeschlossen.
Just dieses Ergebnis hatte bei der Konkurrenz im Vorfeld der heute beginnenden Saison offenbar ordentlich Eindruck hinterlassen. Nicht wenige sehen im VfL einen der Kandidaten für die Plätze eins und zwei, die gleichbedeutend mit der Qualifikation für das Aufstiegsfinale zur 2. Liga sind.
Der Vorschusslorbeer wird in Kirchheim mehr oder weniger schulterzuckend zur Kenntnis genommen wird. „Die anderen Teams haben offenbar nicht mitbekommen, welche Probleme wir haben“, winkt Simon Paul ab. Sollten er, Marcus Bay oder Julian Hausch verletzungsbedingt ausfallen, könnte das die mit etlichen Nachwuchsturnern aus den eigenen Reihen gespickte Mannschaft nur schwer kompensieren.
Vor allem gegen Teams, die sich auswärtige Topturner leisten, wie der heutige Auftaktgegner TG Hanauerland. Der Aufsteiger aus der Oberliga Baden hat mit Oleksii Koltakov einen ehemaligen ukrainischen Nationalmannschaftsturner verpflichtet, der auch schon bei Europa- und Weltmeisterschaften im Einsatz war.
Auch bei Zweitliga-Absteiger KTV Ries setzt man auf namhafte Gastturner. Der Russe Ilya Kibartas und der Ungar Adam Babos sollen dem Team aus Nördlingen den sofortigen Wiederaufstieg bescheren, den sich die Mannschaft aus Kehl selbst zum Ziel gesetzt hat.
Größter Konkurrent bei diesem Vorhaben ist die in den vergangenen beiden Jahren als Drittplatzierter jeweils nur knapp am Aufstiegsfinale vorbeigeschrammte TG Allgäu, die mit dem österreichischen Nationalturner Florian Braitsch einen adäquaten Ersatz für den Schweizer Punktgaranten Kevin Rossi geholt haben. „Die beiden werden das unter sich ausmachen“, glaubt nicht nur Kirchheims Trainer Matthias Pohl an einen Zweikampf zwischen der KTV Ries und der TG Allgäu.
Die größte Unbekannte in dieser Saison ist jedoch der USC München, der mit drei Turnern aus dem Kader des aufgelösten Ex-Erstligisten FC Bayern antritt und auch ansonsten über schlagkräftiges Personal verfügt, das bereits für andere Vereine in der zweiten und dritten Liga aktiv war.
Dieser geballten Erfahrung kann der VfL nur mit jugendlicher Unbekümmertheit und Zusammenhalt entgegentreten. Schließlich stellen die Kirchheimer neben der KTV Hohenlohe und der TG Wangen-Eisenharz das einzige Team, das ohne externe Kräfte bestehen will. Kein Wunder also, dass gegen diese beiden Teams Siege fest eingeplant sind. Zumal damit der Klassenerhalt rein rechnerisch gesichert wäre – der Tabellenletzte muss in die Relegation, ab Platz sieben ist man gerettet.
Allerdings hat der Terminonkel die Duelle mit den beiden schlagbarsten Gegnern auf die letzten zwei Wettkampftage gelegt – nicht ausgeschlossen, dass der VfL bis dahin sieglos geblieben sein wird. „Wenn wir den Klassenerhalt erst am 6. Dezember klarmachen, dann ist das halt so“, gibt sich Teamsprecher Simon Paul kämpferisch – für Kirchheims Turnmänner wär‘s das schönste Nikolausgeschenk.