Um Klassiker genannt zu werden, benötigen Sportveranstalter Ausdauer und eine gute Reputation. Der Hohenneuffen-Berglauf hat sich diesen Nimbus seit der Erstauflage 1989 sukzessive erarbeitet. Am Sonntag steht die 33. Auflage bevor. „Nach der Corona-Variante vergangenes Jahr läuft in diesem Jahr fast alles so ab, wie es Aktive und Zuschauende von früher kennen“, sagt Organisationschef Frank Klass. Und doch gibt es eine Besonderheit: Wegen einer anderen Veranstaltung am selben Tag in der Burg hat das Orga-Team den Start des Hauptrennens um eine halbe Stunde vorverlegt, um Überschneidungen auf dem Weg in den Burghof vorzubeugen. Start ist damit schon um 9 Uhr statt wie gewohnt um 9.30 Uhr. „Wir freuen uns darauf, dass das Rennen endlich wieder so ausgetragen wird, wie wir es bis 2019 kannten“, sagt auch Mitorganisator Michael Gneiting.
Heißt konkret: Vom Linsenhofener Bahnhof aus wird sich die Meute in Bewegung setzen, über Balzholz, vorbei an der Skihütte Beuren etliche Höhenmeter überwinden, ehe nach einer Burgumrundung mit dem Schlussanstieg die letzten der 9 300 Meter Wegstrecke absolviert werden. Im vergangenen Jahr hatte das Hohenneuffen-Team in der Szene mit einer Notlösung für Aufmerksamkeit gesorgt: In einem Blockstart mit je 20 Personen sowie Start und Ziel auf einer Wiese bei Beuren wurde der Hohenneuffen-Berglauf konform den damals geltenden Corona-Regeln durchgeführt. In diesem Jahr sieht die Sache deutlich entspannter aus. „Es gibt keine Auflagen mehr hinsichtlich Corona“, sagt Frank Klass, der allerdings an die Eigenverantwortung der Läuferinnen und Läufer appelliert und zur Vorsicht mahnt.
Komplett ins Wasser fiel im vergangenen Jahr der Schüler- und Jugendlauf. Kein Grund für Silke Rühl, Organisatorin des Wettbewerbs, auf den Wiedereinstieg zu verzichten – zumal nun die 20. Auflage nach rund dreijähriger Pause ansteht. Die Kids starten am Balzholzer Rathaus, das Ziel ist in der Nähe der Beurener Turn- und Festhalle. Wenn die ersten Jugendlichen Richtung Ziel stürmen, befindet sich die Spitze des Hauptlaufs schon ganz in Burgnähe.
Dass der Streckenrekord von 1995 fällt, scheint dabei eher unwahrscheinlich. Die 34.49 Minuten als Topmarke, aufgestellt vom Ludwigshafener Thomas Greger anlässlich der Deutschen Berglaufmeisterschaften in Beuren, wirken wie in Stein gemeißelt. Auch die 41.04 Minuten von Gudrun de Pay, aus demselben Jahr, hielt allen Angriffen stand. Frank Klass lässt den Hohenneuffen-Berglauf 2022 bewusst unaufgeregt angehen. Die Erfahrungen der Komplettabsage 2020 und die Minivariante 2021 haben die Sicht auf die Dinge verändert. Der Re-Start findet deshalb ohne große Zielvorgaben in puncto Teilnehmerzahl statt. „Nachdem das altbekannte Format drei Jahre Pause hatte, ist es viel wichtiger, wieder in die gewohnten Abläufe zurückzufinden“, sagt Klass.
Wenn somit am kommenden Sonntag gegen 10.15 Uhr der letzte Läufer oder die letzte Läuferin in den Burghof des Hohenneuffens einbiegt, könnte der Weg zurück in die Normalität vollzogen sein. In einem Punkt jedenfalls bleiben Beurener und Frickenhausener noch im alten Vorsichstmodus: Die Siegerehrungen sollen danach nicht in der Turn- und Gemeindehalle, sondern davor im Freien abgewickelt werden.