Lokalsport
Der Rückzug beschert viele Baustellen

Volleyball Das Aus der Dettinger Frauenmannschaft nach fünf Jahren Regionalliga stellt nicht nur die Abteilung des TTV vor große Herausforderungen. Von Reimund Elbe

Der Rückzug der Dettinger Regionalliga-Volleyballerinnen reißt eine tiefe Wunde. Immerhin weist die Zukunftsplanung bereits erste Konturen auf. Klar scheint, dass die bisherige „Zweite“ von der A-Klasse in die Landesliga aufsteigt und der langjährige Chefcoach Roland Hunger der Volleyballszene vorerst Adieu sagt.

Zudem löst sich in Dettingen langsam die Schockstarre. „Es geht immer weiter“, sagt Clarissa Preuß kämpferisch - und klingt dabei deutlich gefasster als vor rund drei Wochen. Damals musste die Abteilungsleiterin und langjährige Stütze des Regionalligateams dem Württembergischen Volleyballverband, emotional bewegt, schriftlich den Rückzug verkünden. Der bereits seit Jahren eher dünn besetzte Kader war während der virusbedingten Pause förmlich auseinandergefallen. Maximal fünf Spielerinnen hätten laut Preuß für kommende Saison zur Verfügung gestanden - niederschmetterndes Resultat einer Online-Umfrage. „Manche Spielerinnen setzen nun einfach andere Prioritäten“, zeigt sich Clarissa Preuß verständnisvoll. Die Bandbreite reicht von intensivierter Familienplanung bis hin zu studienbedingtem Wegzug.

Keine vernünftige Plattform

Als Brandbeschleuniger wirkte indirekt die Coronakrise. „Probetrainings für potenzielle Neuzugänge waren nicht möglich“, rekapituliert der scheidende Trainer Roland Hunger. Es sei deshalb nicht gelungen, eine vernünftige Plattform für die kommende Runde zu schaffen. Fünf bis sechs Neue hätten es jedoch mindestens sein müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren.

Zudem wurde der Charme des Dorfklubs ein Stück weit zum Verhängnis: Statt in lockeren Trainings- und Gesprächsrunden Spielerinnen im Frühjahr von einem Engagement unter der Teck zu überzeugen oder Wackelkandidatinnen zum Weitermachen zu inspirieren, blieb nur der Kontakt über digitale Kanäle.

Dass das Ende des Regionalliga-Abenteuers nach insgesamt fünf Spielzeiten für den TTV ausgerechnet mit der bislang besten Platzierung (Vierter) einhergeht, gehört derweil zum tragisch-komischen Beiwerk des Rückzugs. Der TTV-Vorsitzende Andreas Leinenbach weint den Dettinger Regionalligazeiten folglich mehr als eine Träne nach. „Schade für ganz Dettingen“ sei der Rückzug. Auf den Verein sieht Leinenbach nun einige Nebenwirkungen zukommen - zum Beispiel das Sichern einer nachhaltigen Nachwuchsarbeit. Die Unterstützung des Gesamtvereins für die Volleyballabteilung in diesem schwierigen Unterfangen sicherte er bereits vollumfänglich zu. „Doch wir müssen uns alle im Klaren sein, dass die Früchte der Arbeit womöglich erst in fünf bis sieben Jahren geerntet werden können“, relativiert er. Der Klub will bei den Kids und deren Eltern mit dem familiären Umfeld punkten.

„Zweite“ übernimmt Startrecht

Dass sich Clarissa Preuß unterdessen wieder etwas besser fühlt als vor einigen Wochen, hat auch mit einem Votum des bislang zweiten Frauenteams zu tun. Die Spielerinnen um Trainerin Manuela Stief sprachen sich mit breiter Mehrheit dafür aus, den Sprung von der A-Klasse in die Landesliga zu wagen. „Sie übernehmen dort das Startrecht der ersten Mannschaft“, klärt Preuß auf. Im Team sollen sich laut Abteilungsleiterin vor allen Dingen Eigengewächse weiterentwickeln, der Klassenerhalt wäre „ein Wahnsinn“. Dass sie selbst beim neuen Manöver am Steuer steht, hält sie aktuell für ausgeschlossen.

Während also Clarissa Preuß über ein Laufbahn­ende nachdenkt, pausiert der scheidende Trainer. Roland Hunger wird in seiner Heimatgemeinde Aichtal zwar weite als Leichtathletikcoach fungieren, eine aktuelle Anfrage aus der Volleyballszene habe er jedoch bereits abgelehnt. Seine Erklärung: „Ich brauche jetzt erst einmal Abstand.“