Sportlich ist der Tennisclub Kirchheim mit sieben Aktiven- und Senioren-Mannschaften sowie 13 Nachwuchsteams sehr gut aufgestellt. Und die waren im Sommer 2023 durchaus erfolgreich. Allen voran die Herren mit einem Mittelplatz in der stark besetzten Oberliga, Württembergs zweithöchster Klasse. Die Senioren 55 feierten den Aufstieg in die Verbands-Oberliga. Rund 100 Kinder und Jugendliche trainierten und spielten unter der Regie von zwei engagierten Übungsleitern. Das sportliche Aushängeschild des Vereins ist Junior Lasse Pörtner, die Nummer eins seiner Altersklasse in Deutschland und einer der stärksten Nachwuchsspieler Europas.
Das ist die positive Seite des Vereins – die Kehrseite gibt sehr zu denken. Der Zustand der Tennisanlage links und rechts des Mühlbachs ist besorgniserregend, die finanzielle Situation des TCK alarmierend. Für den Spielbetrieb bis Ende 2024 sind Kostenschätzungen zufolge für die Instandhaltung der Anlage bis zu 45 000 Euro nötig. Es besteht dringender Handlungsbedarf, sonst bleibt am Ende nur die Option, die keiner will: den seit über 90 Jahren bestehenden Kirchheimer Traditionsverein abzuwickeln.
Mitarbeiter dringend gesucht
Doch dazu soll es nicht kommen. Dafür ist allerdings tatkräftige Mitarbeit notwendig. Ralf Pörtner, neben Thomas Kiesewetter einer von zwei Vorsitzenden, richtet einen dringenden Appell an die aktuell 354 Klubmitglieder: „Wir sind sieben im Vorstand und es sind leider immer dieselben, welche die Arbeit machen. Wir brauchen dringend mehr Unterstützung, um die umfangreichen Aufgaben bewältigen zu können. Schließlich will niemand, dass der TCK eines Tages dicht machen muss.“
Bereits seit mehr als zehn Jahren besteht der Plan, die marode Tennisanlage runderneuern zu lassen. Grundlage für eine Neugestaltung ist der Verkauf des Geländes südlich des Mühlbachs mit den Plätzen 1 und 2 sowie dem Vereinsheim. Dafür war auch ein Investor gefunden, der dieses Gelände mit Wohn- und Gewerbeimmobilien neu bebauen wollte. Mit dem Verkaufserlös sowie Zuschüssen des WLSB und der Stadt plante der TCK, nördlich des Mühlbachs eine neue Drei-Feld-Tennishalle, ein Klubhaus mit ständiger Gastronomie und weitere Außenplätze zu errichten. Was fehlte, war die Erschließung und Zufahrt durch das von der Stadt Kirchheim geplante Gewerbegebiet „In der Au“.
Pörtner sagt: „Von der Stadt geplant war eine neue Zufahrt zum Vereinsgelände über das von der Stadt geplante Gewerbegebiet. Die Planungen haben sich über Jahre hingezogen. Weil im Verlauf der Zeit immer neue Anforderungen hinzu kamen, mit denen dieses Vorhaben für die Stadt nicht mehr darstellbar war, hat sie einen Rückzieher gemacht. Die versprochene Zufahrt unserer Anlage kam also nicht.“
Kritik an der Stadt
In der Zwischenzeit ist jedoch auch der Kaufinteressent für den südlichen Teil des Vereinsgeländes, auf dem sich die Plätze 1 und 2 sowie das Klubheim befinden, abgesprungen. Seine Begründung: die immer schwierigere Lage auf dem Immobilienmarkt – kein Investor, wieder kein Umbau der Tennisanlage, der mit rund drei Millionen Euro taxiert ist. Obendrein müssten auch die bestehenden Gebäude dringend saniert werden: neue Heizung fürs Klubheim, Renovierung des Hallenbodens und des Dachs, durch das es reinregnet, neue Sprinkleranlagen, Baumfällungen und noch vieles andere mehr. „Das Ganze ist ein Trauerspiel, an dem die Stadt große Schuld trägt“, sagt Pörtner.
„Einer der Gründe, warum das Projekt auf Eis liegt, ist die Unwirtschaftlichkeit“, erklärt Baubürgermeister Günther Riemer. „Mir tut es für das Engagement des Vereins sehr leid“, betont er, „aber für die Stadt ist das Gewerbegebiet auf Jahre hinaus kein Thema.“
Die Folgen für den Verein sind dramatisch, da ohne neues Gewerbegebiet keine neue Zufahrt zum Tennisgelände. Der TCK reagierte gemeinsam mit der Firma Waggershauser mit einer privat finanzierten Erschließungs- und Zufahrtslösung von der Stuttgarter Straße aus, die von der Stadt genehmigt wurde.
Erschwerend zu allen Problemen kommt hinzu, dass der langjährige Technikchef des Vereins aus persönlichen Gründen zurückgetreten ist und sich noch kein Nachfolger gefunden hat. „Wir müssen schnellstmöglich Lösungen finden. In dem Zustand können wir auf Dauer nicht weitermachen“, so Ralf Pörtner.
Auch aus diesem Grund hatten er und sein Vorstandskollege Thomas Kiesewetter zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen, bei der um tatkräftige Unterstützung auf allen Ebenen geworben wurde – ob es geholfen hat, wird sich bei der nächsten Versammlung im März zeigen.