Die Reise ist zu Ende. Phoenix Hagen steht nach einem überlegenen 91:66-Erfolg im fünften Spiel gegen die Kirchheimer Ritter im Play-off-Halbfinale der Pro A. Dort trifft Phoenix nun auf die Karlsruher Lions, die sich bereits im vierten Spiel am Freitag etwas überraschend gegen Aufstiegsaspirant Gießen durchgesetzt hatten. Für die Knights endet damit eine der erfolgreichsten Spielzeiten in der zweiten Liga mit 44 Punkten und einer historischen Erfolgsserie mit zehn Siegen hintereinander. Bemerkenswert: Erst im fünften Spiel gelang es einer von beiden Mannschaften, den Heimvorteil zu nutzen.
Die Enttäuschung stand den Kirchheimern nach Spielende ins Gesicht geschrieben. Daran konnte auch Chris Harris wenig ändern, der dem Gegner nach einem hart umkämpften Viertelfinale großen Respekt zollte: „Kirchheim hat uns in dieser Serie alles abverlangt“, meinte Hagens Coach. „Diese Mannschaft ist ein richtiges Biest.“ Das Fazit seines Kollegen Igor Perovic, der äußerst gefasst wirkte, fiel gewohnt knapp aus: „Hagen war heute unglaublich stark. Sie waren schneller, aggressiver und vor allem tiefer besetzt.“ Wie schon im vierten Spiel führte der Hagener Weg zum Erfolg über Ballbesitz. Diesmal war das Ungleichgewicht unterm Korb noch augenfälliger als zuletzt: 49:29 Rebounds zugunsten der Gastgeber machten diese Schieflage deutlich.
Kirchheim überstand die erste gegnerische Drangphase in der emotional aufgeladenen Ischelandhalle souverän. Hagen begann furios vor ohrenbetäubender Kulisse, doch die Gäste zeigten sich nur kurz beeindruckt. Nach sechs Minuten sicherte Toni Dorn an der Linie beim 11:9 die erste Führung für sein Team, die die Knights kurz darauf auf sechs Punkte ausbauten. Nach einer wilden Phase mit zahlreichen vergebenen Chancen auf beiden Seiten nahm Kirchheim einen 19:16-Vorsprung mit ins zweite Viertel.
Der Korb blieb wie vernagelt. Kristofer Krause gelangen nach zweieinhalb Minuten die ersten Hagener Punkte zum 18:19-Anschluss. Eine schlechte Wurfausbeute auf beiden Seiten bestimmte weiter das Geschehen. Hagen kämpfte mit einer miserablen Dreier-Quote, die Knights scheiterten vor allem aus der Mitteldistanz. Es dauerte mehr als vier Minuten, ehe Muszynski die ersten Kirchheimer Punkte im zweiten Durchgang zur 21:19-Führung gelangen. Beim 24:24 durch Bohannon war die Begegnung wieder völlig offen. Es blieb ein Low-Scoring-Game mit viel Kampf, aber wenig Zählbarem und aus Kirchheimer Sicht mit einem alten Problem: zweite Bälle. Wie schon bei der Niederlage am Freitag in der Sporthalle Stadtmitte fanden die Ritter vor allem am offensiven Brett kaum Zugriff. 23:15 Rebounds zugunsten der Gastgeber unterstrichen bereits in der ersten Spielhälfte das erneute Ungleichgewicht. Schneiders Pass auf den völlig freistehenden Neugebauer unterm Korb bescherte den Hagenern eine 37:33-Halbzeitführung. Bemerkenswert mit Blick auf die Punkteverteilung: Liga-Topscorer Mike Flowers ging in der ersten Hälfte leer aus und blieb mit acht Punkten am Ende einstellig. Miller bei den Knights und Bohannon bei Phoenix waren mit jeweils neun Punkten die besten Werfer bis zur Pause.
Ein viertelübergreifender 11:0-Lauf brachte die Feuervögel dann gleich nach Wiederbeginn mit 42:33 in Front. Hagen war jetzt heiß, angepeitscht von 2.500 Fans in der Halle. Schneiders Mitteldistanzwurf zum 50:39, und die Hausherren führten zum ersten Mal zweistellig. Mitte des dritten Viertels war es dann soweit: Mike Flowers erzielte per Korbleger zum 44:55 seine ersten beiden Punkte des Spiels. Doch die Feuervögel brannten jetzt endgültig lichterloh. Spektakuläre Blocks und immer wieder Dennis Nawrocki aus der Distanz ließen das Spiel im dritten Viertel zugunsten der Gastgeber kippen. Vor Beginn des Schlussviertels (63:47) betrug der Kirchheimer Rückstand 16 Punkte.
Die Frage, ob Kirchheim noch einmal die Energie aufbringen würde, um zurückzukommen, war schnell beantwortet. Die Knights, kaum noch mit gelungenen Aktionen, schienen mit zunehmender Spieldauer zu resignieren. Weil auch auf Hagener Seite die Konzentration nachließ, verflachte das Spiel zusehends, obwohl beim 72:56 sechs Minuten vor dem Ende noch genügend Zeit auf der Uhr war. In den letzten drei Minuten beseitigten die Hausherren dann auch die letzten Zweifel. Bei einer 20-Punkte-Führung war das Spiel endgültig entschieden.