Oliver Klingler war in Eile. „Die erste Bewerbung für das Bezirkspokalfinale ging vom VfL Kirchheim ein“, erinnert sich der Bezirksvorsitzende Rainer Veit an den Brief, der ihm kurz nach den Staffeltagen auf den Tisch flatterte. Dass die Kirchheimer den Zuschlag bekamen, war allerdings nicht nur der Entschlossenheit der Abteilungsleitung und der guten Infrastruktur an der Jesinger Allee geschuldet. „Wir liegen idealerweise fast genau zwischen den beiden Vereinen, die am Samstag aufeinandertreffen“, betont Klingler vor dem Duell zwischen dem TSV Neckartailfingen und dem FC Eislingen. Vom Stammsitz beider Klubs bis zum Finalort sind es jeweils etwa 24 Kilometer.
Klingler kann das Geschehen morgen wegen eines seit Langem geplanten Kurzurlaub nicht direkt verfolgen. Sein Kollege Armin Meißner und ein Helferteam werden die organisatorischen Fäden ziehen. Am schwersten kalkulierbar ist dabei das Zuschauerinteresse. In den vergangenen Jahren war das Bezirkspokalfinale ins große Final-Four-Wochenende eingebunden, an dem neben den Männern und Frauen auch die Jugendmannschaften ihre Finalspiele austrugen. Ganz andere Voraussetzungen also, unter denen der VfL planen muss. Die pessimistische Variante: 500 Zuschauer. Die optimistische: 1 000. „Wir sind in Sachen Catering jedenfalls gut gerüstet“, betont Oliver Klingler, der mit 600 Besuchern nach eigenem Bekunden durchaus zufrieden wäre.
Die Mühe lohnt allemal: Der ausrichtende Verein darf beim Pokalfinale die Einnahmen des Caterings zu hundert Prozent einbehalten. Dass die Bundesliga bereits ruht, könnte am Samstagnachmittag ein Vorteil sein und den einen oder anderen Besucher mehr bescheren. Andererseits war es für beide Mannschaften bisher eine schwierige Saison. Eislingen steigt ab, Neckartailfingen ist noch nicht gerettet. „Deshalb ist es schwer, zu sagen, inwieweit sich die Anhänger beider Seiten mobilisieren lassen“, meint Klingler. Zumindest für den TSV Neckartailfingen geht es um eine ganz besondere Story in der Vereinschronik. „Wir standen zwar 1974 und 1978 schon einmal im Finale, haben den Pokal aber noch nie gewonnen“, sagt TSVN-Urgestein Dieter Hiemer. Im Erfolgsfall gäbe es also allen Grund zum Feiern, wäre da nicht noch das Thema Abstiegskampf. Das Pokalfinale setzt den Schlusspunkt hinter eine Englische Woche. Zeit, durchzuatmen, bleibt da kaum. „Es wäre schön, wenn wir den Pott endlich einmal gewinnen würden, aber der Klassenerhalt hat natürlich Priorität“, verdeutlicht Hiemer. Glück für die Neckartailfinger, dass sich die Verletztensituation etwas entspannt hat.
FCE muss Absturz verdauen
Beim FC Eislingen gehen ausgerechnet in jenen Tagen, in denen das 40-jährige Bestehen der Fußball-Oberliga Baden-Württemberg gefeiert wird, die Lichter in der Bezirksliga aus. In der Oberliga-Premierensaison wurden die Eislinger damals Dritter, punktgleich mit Vizemeister SV Göppingen. Vier Jahrzehnte später müssen die Getreuen den Absturz in Kreisliga-Gefilde verdauen. Der Bezirkspokalgewinn - beide Finalisten sind übrigens für die erste WFV-Pokalrunde qualifiziert - wäre zumindest tröstlich. Und: Es wäre der zweite FCE-Pokal-Coup binnen zwei Jahren. Im Mai 2016 gewannen die Eislinger mit 3:0 gegen den VfB Oberesslingen/Zell. Im Jahr darauf triumphierte der spätere Teckbotenpokal-Sieger TSV Deizisau.