Berghülen ist eine beschauliche Gemeinde auf der Schwäbischen Alb, unweit von Laichingen und nur vier Kilometer vom letztjährigen Finalort der Landesliga-Relegation entfernt. Bekannt ist der Flecken durch einen der größten Fruchtsafthersteller Deutschlands, der im Ortsteil Bühlenhausen beheimatet ist. Saft- und kraftlos wirkte auch der VfL Kirchheim vor Jahresfrist in Suppingen nicht, aber einfach noch ein bisschen zu „grün“ als die „Blauen“ eine empfindliche 0:8-Klatsche gegen die abgezockt aufspielende SSG Ulm kassierten. Heuer war alles anders. Im Finale gegen den FC Blaubeuren, Relegant der Landesliga-Staffel 2, trat eine selbstbewusste und robuster auftretende Kirchheimer Mannschaft an, die sichtlich gereift wirkte und am Ende auch verdient mit 6:4 (0:0, 0:0, 2:2) die Oberhand behielt – wenn auch inklusive Elfmeterschießen.
Schon im Vorfeld der Partie war viel spekuliert worden. Schließlich konnte die Partie von Verbandsligist Normannia Gmünd beeinflusst werden. Aber „entscheidend is’ auf’m Platz“, um den unvergesslichen Dortmunder Kicker „Adi“ Preißler zu zitieren.
Und genau dort starteten die Kirchheimer furios, ballbesitzorientiert und spielbestimmend. Das Chancenverhältnis in Halbzeit eins? 6:1 zugunsten der „Blauen“, die gestern in Gelb angetreten waren. Egrlic, Hummel, Alavac und dreimal Marcel Helber zeichneten verantwortlich. Apropos Marcel Helber: Das VfL-Urgestein schnürte gestern ebenso wie der nicht minder verwurzelte Markus Großhans zum (vorerst) letzten Mal die Kickstiefel für die Kirchheimer, ließen sich aber ein kleines Hintertürchen offen: „Wir wollen uns jetzt erstmal um unsere (wachsenden) Familien kümmern.“
Nach dem Seitenwechsel kamen die Blaubeurener aktiver aus der Kabine, schnürten den VfL kurzzeitig in der eigenen Hälfte ein, ohne aber im Abschluss erfolgreich zu agieren. Nach 20 Minuten befreite sich die Ohran-Truppe und gestaltete den zweiten, gleichfalls torlosen Durchgang auch chancentechnisch ausgeglichen. In der Verlängerung kam noch einmal Bewegung in die Partie. Die Blaubeurener gingen, vom Fanpotential auf Augenhöhe mit den VfL-Anhängern , 2:0 in Führung. Doch die Kirchheimer gaben nicht auf und verdienten sich durch einen Doppelschlag von Pascal Schwickert das Elfmeterschießen, in dem der Landesligist den Kürzeren zog. Während der VfL durch Hummel, Schwickert, Egrlic und Großhans sicher verwandelten, scheiterten die Blaubeurener Schützen Tomic und Hehl und lösten damit den Platzsturm der Bank und der rund 300 Kirchheimer Zuschauer aus.
In der Folgezeit flogen die Trainer-Brüder Ohran („Wie wir das Spiel gedreht haben war mental überragend.“) abwechselnd aus einer Spielertraube heraus in die Luft. Den Emotionen waren nach Spielschluss keine Grenzen gesetzt und zufriedene Gesichter waren in beiden Teams allerorten – schließlich hatten auch die geschlagenen Blaubeurener dank auswärtiger Hilfe den Klassenverbleib geschafft (siehe Extra-Geschichte).
Augenzeuge der aus Kirchheimer Sicht überzeugend geführten Partie war auch der ehemalige Abteilungsleiter Jürgen Collet: „Es war ein Spiel, das in Gänze ausgeglichen war. Dank einer vor allem in der Schlussphase gezeigten Energieleistung gebührt dem VfL meine Hochachtung.“ Gleichfalls gesichtet wurde auch das Kirchheimer Fußball-Urgestein Wolfgang Hamann, der zusammen mit Sohn Uwe, dem ehemaligen VfL-Handball-Abteilungsleiter vor Ort war. Gleichfalls handballerische Wurzeln hat VfL-Vorstandsmitglied und Stadtrat Marc Eisenmann: „Der Sieg war eine herausgespielte Willensleistung.“